Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
sieht sich um und wartet offensichtlich auf jemanden. Er kontrolliert regelmäßig seine Armbanduhr.«
»Wartet er auf sie?«, flüsterte Ethan.
»Wen würde das überraschen?«, flüsterte ich zurück. Als wir nah genug waren, um ihn sehen zu können – eine groß gewachsene Gestalt, die sich vor dem dunklen Hintergrund des Michigansees abzeichnete –, blieb ich stehen und hielt Ethan fest.
»Ich zuerst«, flüsterte ich. Er sah mich einen Augenblick lang finster an, gab aber dann mit einem Nicken nach. »Luc, wir sollten ihn zwischen uns halten.«
»Zu Befehl, Hüterin.«
Ich atmete tief aus, korrigierte meinen Griff am Katana und lockerte es in der Schwertscheide. Vor drei Monaten war ich eine Doktorandin gewesen, die in einem Vorlesungssaal vor Studenten gestanden hatte. Und heute …
Heute war ich die Hüterin eines Hauses mit dreihundertzwanzig Vampiren. Eines alten Hauses. Eines ehrenwerten Hauses. Eines Hauses, das durch einen der Seinen verraten worden war.
Nein, korrigierte ich in Gedanken – durch einen Zweiten.
Plötzlich drehte sich Peter um, das Katana vor sich in Angriffshaltung gebracht. Hinter ihm befand sich die Slipanlage, die ins Wasser führte.
»Wer ist da?«, rief er.
Hinter mir knurrte Ethan.
»Deine Kollegen«, rief ich zurück. Wir verließen die Schatten der Bäume und traten in das Licht der Laternen, die die Slipanlage beleuchteten.
Peters Augen wurden groß. Ein Hauch Magie erhob sich in die Luft, als Angst von ihm Besitz ergriff. »Was macht ihr hier?«
»Wir möchten dir gerne dieselbe Frage stellen, Novize.« Ethan trat neben mich und hatte sein Katana bereits in der Hand.
Reiß dich zusammen, Sullivan!, warnte ich ihn telepathisch. Er musste mich gehört haben, denn sein Katana senkte sich ein wenig.
»Wir wissen, warum du hier bist, Peter«, teilte ich ihm mit. »Wir wissen, dass du die E-Mail mit der Drohung an die Breckenridges verschickt hast, und wir gehen davon aus, dass du dem Büro des Ombudsmanns den ›anonymen Hinweis‹ gegeben hast. Da fällt es einem nicht mehr schwer anzunehmen, dass du jemanden mit Informationen über unseren Terminkalender versorgt hast.«
Peter befeuchtete seine Lippen.
»Die Frage ist, Peter, ob du kooperieren wirst oder nicht.«
»Nein«, sagte Ethan. »Die Frage ist: warum?« Diese Worte hatte er sehr leise gesagt.
Peters Blick huschte nervös zwischen uns beiden hin und her. »Lehnsherr.«
»Nein«, sagte Ethan und trat einen Schritt vor. »Du hast das Recht verwirkt, mich oder jemand anders Lehnsherrn zu nennen. Peter Spencer, du hast den Kanon missachtet und deinen Treueeid gegenüber Haus Cadogan gebrochen.«
Nicht mehr nur »Peter«. Jetzt war er »Peter Spencer«. Peter hatte seinen Nachnamen zurückerhalten. Das war gar nicht gut.
»Das kannst du nicht tun«, sagte Peter und lachte nervös.
Ethan trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Ich packte den Schwertgriff meines Katana in der rechten Hand noch fester.
»Du hast deine Pflichten gegenüber deinem Meister, deinen Geschwistern und deinem Haus verletzt, und du hast die Schwüre, die du als Novize geleistet hast, gebrochen.«
»Ich habe nur zum Besten der Vampire gehandelt«, sagte Peter und veränderte seinen Griff am Katana. »Ich habe gehandelt, weil du nicht handeln wolltest.«
Ethan, warnte ich, während ich mein Schwert zog.
»Du bist hiermit …« Ethan streckte seine Hand nach Peters Hals aus. Nein, nicht nach seinem Hals. Nach seinem Medaillon. Ethan griff nach dem Symbol von Peters Bald-nicht-mehr-Mitgliedschaft im Haus Cadogan. Seiner Verbindung zu den anderen Vampiren Cadogans.
»Okay, stopp!«, sagte Peter und wich einen Schritt zurück, außer Ethans Reichweite. »Stopp!« Er sah sich um und richtete seinen Blick dann wieder auf Ethan. »Du verstehst es nicht, Sullivan. Du verstehst nicht, was wir brauchen, was sie uns geben kann. Wir sind Vampire!« Seine Worte waren auf dem gesamten Parkplatz zu hören, denn er war lauter geworden, doch sie verloren sich schon bald auf dem See, und es wurde wieder still.
»Sie machen sich über uns lustig. Sie sind sterblich und schwach, und dennoch machen sie sich über uns lustig. Sie wollen uns unsere Rechte nehmen. Aber das können wir nicht zulassen.«
»Wer macht sich über uns lustig?«, fragte ich. »Die Menschen?«
Peter sah mich an, und sein Frust war offensichtlich. »Die Formwandler. Die Heuchler.«
Da haben wir die Vampirversion von Nicks Feindseligkeit, dachte ich nur. Die irgendeiner
Weitere Kostenlose Bücher