Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
vor ihm stehen und flüsterte ihm etwas zu, worauf Ethan mit ausdruckslosem Gesicht reagierte.
Ohne mich eines Blickes zu würdigen, verließ Morgan das Büro und schlug die Tür hinter sich zu.
Ethan, der noch am Kopfende des Tisches stand, schloss die Augen. »Eines Tages, wenn er sich ernsthaft darauf vorbereitet, könnte er den Vampiren ein wahrer Anführer sein. Gott behüte, dass dieser Tag kommt, bevor er richtig vorbereitet ist.«
»Ich glaube nicht, dass er schon so weit ist«, flüsterte Malik mir zu. Ich nickte, bereute aber meinen negativen Einfluss auf Morgans Zusammenspiel mit den anderen Meistern. Ich hatte ihn völlig verwirrt, und dennoch hatte er versucht, mich zu schützen, als das Thema der Raves angeschnitten wurde. Ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte.
»Jeff«, sagte Ethan, »ich möchte dir noch einmal meinen Dank aussprechen, dass du dich in das Haus Cadogan gewagt hast. Wir wissen deine Informationen mehr zu schätzen, als wir es zum Ausdruck bringen können.«
Jeff zuckte mit den Achseln. »Kein Problem. Ich bin immer froh, wenn ich dabei helfen kann, die Fakten richtigzustellen.« Aber dann senkte er den Kopf, lehnte sich zu mir und flüsterte: »Wegen der anderen Sache.«
Ich erwiderte seinen Blick. »Nicht hier?«
Er schüttelte den Kopf, und ich nickte.
»Ich bringe ihn nach draußen«, sagte ich laut und schob meinen Stuhl zurück. Jeff tat dasselbe.
»Ihr dürft wegtreten«, sagte Ethan, der an seinen Tisch zurückkehrte und den Hörer seiner Telefonanlage in die Hand nahm. »Ich sehe euch beide morgen.«
Erst als wir das Haus verlassen hatten und uns auf halbem Weg zwischen Vordertür und schmiedeeisernem Zaun befanden, legte Jeff mir eine Hand auf den Arm und hielt mich an. Er sah hierhin und dorthin und wirkte ein wenig so, als ob er das Haus inspizieren wollte.
»Ich will den Paparazzi aus dem Weg gehen«, erklärte er mir, »und nichts für ungut, aber die Wachen – ich bin kein Fan von ihnen.«
Wir sahen beide hinüber zum Tor Cadogans, wo die beiden standen, finster und ernst. Wie aufs Stichwort sahen sie über die Schultern zu uns herüber und betrachteten uns aufmerksam.
»Sie sind schon ein wenig unheimlich«, gab ich zu und sah dann Jeff an. »Was hast du herausgefunden?«
»Okay«, sagte er, während er es mir gestenreich zu erklären versuchte, »ich habe einige Versuche starten müssen, aber ich habe es geschafft, der E-Mail-Adresse zu folgen. Die IP-Adresse war unglücklicherweise ein Blindgänger. Viel zu viele Umleitungen, und selbst wenn ich eine Ursprungsadresse gefunden hätte, dann würde uns das nur einen Standort angeben, oder? Das sagt mir aber nicht, wer die E-Mail geschrieben hat.«
Ich blinzelte ihn kurz an. »Ich habe nichts von dem verstanden, was du gerade gesagt hast.«
Er schwieg eine Weile und sah mich an. Dann fuchtelte er mit den Händen und sprach weiter. »Ist auch egal. Die E-Mail-Adresse ist der Schlüssel. Die E-Mail an Nick wurde von einer allgemeinen Adresse verschickt. Die Sorte, die du im Netz kostenlos bekommen kannst. Ich konnte sie gründlich untersuchen und die ursprünglichen Anmeldedaten besorgen, aber die Info war gefälscht. Der Accountname war Vlad.«
Ich verdrehte die Augen. »Bringt uns in die richtige Richtung, nehme ich mal an. Ist aber nicht gerade kreativ.«
»Genau das habe ich mir auch gedacht, also habe ich was anderes ausprobiert. Jedes Mal, wenn du dir eine von diesen allgemeinen Adressen zulegst, musst du eine andere E-Mail-Adresse angeben. Eine Adresse, an die die Firma dein Passwort verschicken kann, wenn du es vergisst oder so was in der Art.«
»Ich nehme an, die andere Adresse war auch gefälscht?«
Jeff lächelte. »So langsam steigst du dahinter. Ich habe mich in sechs Accounts reingebracht …«
Ich unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Warte. Wenn du ›reinbringen‹ sagst, meinst du ›hacken‹, korrekt?«
Jeff besaß den Anstand zu erröten. Das Ganze war reizend, wenn auch illegal. »Ich bin ein absoluter White Hat, auch wenn dir das nichts sagt, aber das bin ich. Es hat alles mit dem Dienst an der Öffentlichkeit zu tun, wenn man darüber nachdenkt. Und ich bin ohnehin ein Staatsdiener.«
Ich sah zu ihm auf, während er mir das alles begründete, und merkte plötzlich, dass sich der Himmel langsam rosa verfärbte. »Wir müssen uns ein bisschen beeilen, Jeff. Ich werde schrittweise knuspriger. Was hast du herausgefunden?«
Sein Lächeln verschwand. Jeff sah sich
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