Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Obendrauf befand sich ein kleines Farbfoto.
»Wir haben gehört, dass dieser Reporter hier gerade Hintergrundrecherchen zu den Raves durchführt.« Ethan löste das Foto und drehte es um, damit ich es sehen konnte. »Und ich glaube, ihr zwei seid miteinander bekannt.«
Ich griff nach dem Foto, nahm es vorsichtig von Ethan entgegen und starrte auf das vertraute Gesicht. »Hallo, Jamie!«
Kapitel Vier
Party-Vorbereitungsausschuss
»Er ist der jüngste Breckenridge«, sagte ich zu Ethan und Luc, der sich auf seinem Stuhl zu mir umgedreht hatte, um mir dabei zuzusehen, wie ich in Ethans Büro nervös auf und ab ging. »Der Jüngste von vier Jungs.« Ich blieb stehen, starrte auf das Foto in meiner Hand und versuchte mich zu erinnern. »Nicholas ist drei Jahre älter. Dann kommt Finley, und Michael ist der Älteste.«
»Nicholas ist so alt wie du?«, fragte Ethan.
Ich erwiderte seinen Blick. »Ja. Achtundzwanzig.«
»Und wie lange wart ihr zusammen?«
Ich widerstand dem Wunsch, ihn zu fragen, woher er wusste, dass ich und Nicholas ein Paar gewesen waren. Mir wurde klar, dass Ethan mindestens genauso gut vernetzt war wie mein geldgieriger Vater und mit derselben Begeisterung Informationen sammelte und aus ihnen Nutzen schlug. Ich fragte mich, ob Ethan die geheime Quelle meines Großvaters war. Zumindest hatte er Zugriff auf genau so viele Informationen wie er.
»Fast zwei Jahre, als wir noch auf der Highschool waren«, teilte ich ihm mit.
Nicholas Etherell Arbuckle Breckenridge (ja, seine Geschwister und auch meine hatten ihn wegen seines Namens gehänselt) war ein total verträumter Mensch gewesen – gewellte braune Haare, blaue Augen, der Romeo in unserer Highschool-Theateraufführung, Herausgeber der Schulzeitschrift. Er war witzig, selbstbewusst und der Erbe, wenn man Michael und Finley mal außer Acht ließ, des Breckenridge-Industries-Vermögens.
Ihr Urururgroßvater hatte die Firma gegründet, und der heutige Mischkonzern stellte Stahlelemente für die Bauindustrie her. Was bedeutete, dass den Breckenridges Gerüchten zufolge ein guter Teil von Downtown gehörte, sprich der Innenstadt und des Finanzzentrums von Chicago. Aber obwohl es den Breckenridge-Jungs an nichts fehlte, wurden sie, was das Thema Geld anging, ganz vernünftig erzogen. Sie gingen auf eine öffentliche Schule, arbeiteten während der Highschool, bezahlten ihr College selbst. Nach dem College stiegen Michael und Finley in das Familienunternehmen ein, während Nick ein BWL-und Jura-Studium sausen ließ und stattdessen an der Northwestern seinen Abschluss in Journalismus machte, gefolgt von einer Afrikareise südlich der Sahara, um den Einfluss westlicher medizinischer Hilfsaktionen zu untersuchen. Als er mit einem Pulitzerpreis in der Tasche in die Staaten zurückkehrte, bekam er bei der New York Times sofort eine feste Stelle.
Jamie hingegen war das schwarze Schaf der Familie – aber wenigstens waren Schafe nützlich, wenn man ihre Fähigkeit bedachte, Wolle zu produzieren. Nach dem, was ich gehört hatte, und das bedeutete, dass es Mrs Breckenridge meiner Mutter bei einem ihrer allgegenwärtigen Clubs brühwarm erzählt hatte – Golfclub, Buchclub, Kontratanz-Club, Reiseclub, Traditionsreiche-Spargelsorten-Club usw. –, schnorrte sich Jamie bei seinen Eltern durch und versuchte sich unregelmäßig an Projekten, mit denen er schnell reich zu werden hoffte. Ob nun Internet Start-ups oder »todsichere Erfindungen«, alles verlief sich schnell im Sand, genauso schnell wie sein nur befristetes Interesse an harter Arbeit. Ethans und Lucs Annahme, dass nicht Nick, sondern Jamie die Recherchen zum Thema Vampire in die Hand genommen hatte, überraschte mich.
Ich lehnte mich an den Konferenztisch und betrachtete das Foto von Jamie. Es zeigte ihn auf einer Straße; er hatte braune Haare, war groß gewachsen wie seine Brüder, trug Jeans und T-Shirt und in der Hand sein Mobiltelefon. Im Hintergrund war eine typische Eckkneipe zu erkennen, ich konnte aber nicht ausmachen, in welchem Viertel er sich befand. Welche Gegend es auch sein mochte, der Ausdruck auf seinem Gesicht war unverkennbar – er wirkte, und das war das erste Mal, dass ich dies bei ihm sah, entschlossen.
Ich sah zu Ethan hinüber. »Wie hat er es geschafft, sich von einem Nichtsnutz zu einem Handlanger des journalistischen Gegenstücks der Jerry Springer Show zu entwickeln?«
»Luc«, lautete Ethans Aufforderung.
»Zuerst müssen wir uns fragen, ob das wirklich ein so
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