Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Weg, dich zu uns zurückzuholen, über dein Blut geht, dann soll es so sein.«
Er holte aus.
Man konnte leicht vergessen, dass er Soldat gewesen war. Die perfekt geschnittenen Armani-Anzüge, die makellosen weißen Hemden und stets glänzend polierten italienischen Schuhe wirkten eher wie die alltägliche Arbeitskleidung eines Firmenchefs, nicht wie die eines Anführers von dreihundertzwanzig Vampiren.
Das war mein Fehler – zu vergessen, wer er war. Zu vergessen, dass er nicht ohne Grund Anführer des Hauses Cadogan war. Nicht nur, weil er politisch geschickt war, nicht nur, weil er alt war, sondern auch, weil er kämpfen konnte, weil er wusste, wie man kämpfte, und weil er wusste, wie er mit einem Schwert die Luft durchtrennen konnte.
Er war einst Soldat gewesen, hatte in den Wirren eines Weltkriegs zu kämpfen gelernt. Sie hatte mich das vergessen lassen.
Es war eine Freude, ihm zuzusehen, oder zumindest wäre es das gewesen, wenn ich nicht das Ziel seiner Schläge und Hiebe, Tritte und Drehungen gewesen wäre, die sein Körper anscheinend mühelos vollzog. Die Angriffe, die Verteidigung. Er war so schnell, so genau.
Aber der Schmerz begann nachzulassen, und meine Vampirin, die ich so lange unterdrückt hatte, die durch meine menschlichen Vorstellungen zurückgehalten worden war, durch meine Bedenken, meine Ängste – sie begann zurückzuschlagen.
Und sie war schneller.
Ich war schneller.
Mein Körper jagte auf ihn zu, und ich schlug mit dem Katana nach ihm, der Waffe in meiner Hand, und zwang ihn, sich zu bewegen, zu drehen, sein eigenes Schwert auf Arten zu verwenden, die vergleichsweise ungeschickt wirkten.
Ich weiß nicht, wie lange wir kämpften, wie lange wir uns inmitten eines Kreises aus Vampiren im Erdgeschoss des Hauses Cadogan jagten, meine Haare nass und verfilzt, mein Gesicht tränenüberströmt, blutige Hände und Knie, gebrochene Rippen, die Ärmel meines Hemdes zerfetzt durch ein halbes Dutzend Beinahetreffer.
Seine Arme hatten genauso viele Schnitte abbekommen, und seine Drehungen und Kurven waren nicht schnell genug, um meine Paraden zu durchbrechen. Wo er mich früher hatte am Spiel teilhaben lassen, nahe genug an mich herangerückt war, um mir die Gelegenheit zu einem Kontakt zu geben, bevor er sich wieder zurückzog, da drehte er sich heute von mir weg, um seine bloße Haut zu retten; sein Gesichtsausdruck – konzentriert, nüchtern – bewies mir das mehr als alles andere. Das war kein Spiel mehr. Das war die richtige Herausforderung, der Kampf, zu dem ich ihn seit zwei Monaten hatte zwingen wollen, der Kampf, über den er sich lustig gemacht hatte. Er schuldete mir einen Kampf, einen echten Kampf, in Anerkennung der Tatsache, dass mir keine Wahl gelassen wurde, ob ich Vampir hatte werden wollen oder nicht, und dass ich mich seiner Autorität unterstellte, nachdem er mich darum gebeten hatte. Dies ist weniger eine Herausforderung, dachte ich, sondern mehr eine Bestätigung. Er war mein Meister, aber ich hatte meine Schwüre geleistet, und er schuldete mir diesen Kampf. Einen fairen Kampf, weil ich bereit gewesen war, für ihn zu kämpfen. Für ihn zu töten. Und wenn nötig, auch einen Schlag für ihn einzustecken.
»Merit.«
Ich ignorierte, dass jemand meinen Namen sagte, und kämpfte weiter, wich Ethan aus und griff an, lächelte, wenn ich die Klinge auf ihn niedersausen ließ, parierte und Gegenangriffe startete, meinen Körper zur Seite drehte, um seinem geschliffenen Stahl zu entgehen.
»Merit.«
Ich wehrte seinen Schlag ab, und während er sich neu orientierte und seinen Körper ausbalancierte, sah ich hinter mich, gerade noch rechtzeitig, um Mallory zu sehen, meine Freundin, meine Schwester, die mit ausgestreckter Hand auf mich zukam. In ihrer Hand glühte eine Kugel aus blauen Flammen. Sie schnipste sie mit den Fingern an und ließ sie auf mich zufliegen, und ich wurde von Flammen umhüllt.
Dunkelheit umfing mich.
Kapitel Vierundzwanzig
Die Dinge ändern sich
Ein helles, golden strahlendes Licht. Der Duft von Zitronen und Trost.
Dann Schmerzen und Kälte und Übelkeit, die wie Wellen über mir zusammenschlugen.
Schmerz schnitt sich wie ein Messer durch meinen Magen, und ein Fieber ließ meine Wangen so heiß erglühen, dass meine Tränen kalte, salzige Spuren hinterließen.
Daran, als dies hier das erste Mal geschehen war, konnte ich mich kaum erinnern.
Die Wandlung. Jetzt durchlebte ich den Rest.
Ich schluchzte, während mich fürchterliche Schmerzen
Weitere Kostenlose Bücher