Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
gleichmäßige Atemzüge, als ob sie sich innerlich auf die nächste Geburtswehe vorzubereiten versuchte. »Er hat mit jemandem im Orden gesprochen. Anscheinend hat der Orden, Gewerkschaft hin oder her, keine offiziellen Vertreter in Chicago, und das, obwohl wir die verdammt drittgrößte Stadt in diesem Land sind. Was auch immer – ist ja nicht dein Problem, sondern irgend so ein historischer Mist, und das ist auch teilweise der Grund, warum er rausgeschmissen wurde. Also wollen sie mich nach Detroit schicken, damit ich bei irgend so einem offiziellen Zaubererfuzzi daran arbeiten kann, jene Magie nicht in der Öffentlichkeit einzusetzen, von der ich überhaupt nicht weiß, wie ich sie einsetzen kann. Das ist doch lächerlich, Merit! Total lächerlich!«
Ich ging weiter und versuchte ein Auge auf meine Umgebung zu richten, während sich Mallory weiterhin in ihrer Tirade erging. Mit solchen Dingen umzugehen wäre wesentlich einfacher, wenn ich mir keine Sorgen machen müsste, dass hinter jedem Laternenpfahl ein Troll oder Ork auf mich wartete. Oh – das ließ mich einen Moment innehalten. Gab es Orks in Chicago?
»Ich muss in zwei Tagen abreisen!«, schrie sie. »Und das ist der richtige Tritt in die Eier: Ich habe keine Möglichkeit, Chicago zu besuchen, überhaupt keine Möglichkeit, Detroit zu verlassen, bis ich das Praktikum hinter mir habe.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich ein ›Tritt in die Eier‹ auch auf Frauen anwenden lässt«, stellte ich fest, »aber ich verstehe, was du meinst. Catcher war doch früher im Orden. Kann er da nicht was dran drehen?«
Mallory schnaubte. »Ich wünschte, es wäre so. Aber langer Rede kurzer Sinn: Catcher hat seinen Posten verloren – und alles andere auch –, als er sich dazu entschloss, in Chicago zu bleiben. Das ist offenbar der Grund, warum sie ihn rausgeworfen haben – weil er hierbleiben wollte. Sie haben ihm nicht abgenommen, dass der Orden in Chicago einen Hexenmeister braucht, geschweige denn einen offiziellen Vertreter. Im Moment hat er keinen besonders großen Einfluss. Weißt du, es ist echt scheiße, dass es keine Teilzeit-Magierausbildung gibt«, meinte Mallory. »Oder so was wie ein Abendstudium für Hexenmeister. Gibt es so was in der Richtung, Süße?«
Ich lächelte über die kurze Unterbrechung ihres Wutausbruchs, über das Hintergrundgemurmel, das darauf hindeutete, dass Catcher neben ihr gestanden hatte, als sie ihn Arschloch nannte. Wenn ich an das Training bei ihm dachte, das ich in letzter Zeit hatte absolvieren müssen, freute es mich zu wissen, dass er selbst auch einiges einstecken musste. Ich meine, ich verstand durchaus, warum es notwendig war, mich auf das Schlimmste vorzubereiten, gerade jetzt, nach Celinas Freilassung. Aber irgendwann hatte jede Frau genug davon, kreischend und zum tausendsten Mal nur knapp der Klinge eines uralten Samurai-Schwerts entkommen zu sein.
»Nein«, sagte sie schließlich.
»Hm?«, sagte ich, während eine Gehirnhälfte diese Details verarbeitete – der Mann war äußerst störrisch und kurz angebunden, wann immer der Orden zur Sprache kam – und die andere etwas genauer betrachtete, was wie eine Lücke in der Hecke aussah, die sich an dem schmiedeeisernen Zaun entlangzog. Ich ging näher heran und zupfte an einigen Blättern, die im Licht der Straßenlaterne kaum zu erkennen waren. Glücklicherweise entdeckte ich mit fachmännischem Blick, dass es sich um verwelktes Laub handelte, nicht um das Werk eines Saboteurs oder möglichen Diebs. Ich nahm mir vor, das dem … nun ja, ich hatte keine Ahnung, wem ich das sagen sollte, aber ich hätte darauf gewettet, dass wir auch so was wie einen Gärtner hatten.
»Hörst du mir eigentlich zu? Ich habe hier gerade den Notstand ausgerufen, Merit.«
»Entschuldige, Mallory. Ich bin gerade im Dienst und muss das Anwesen kontrollieren.« Ich ging weiter und musterte die dunkle, leere Straße. Es war nicht gerade viel los, wenn man erst mal die Dutzend Paparazzi hinter sich gelassen hatte. »Der Orden ist doch eine Art Gewerkschaft, oder? Kannst du dann nicht so was wie eine Beschwerde einlegen, was deine Fahrt nach Detroit angeht?«
»Hm. Gute Frage. Catch, können wir dagegen Beschwerde einlegen?«
Ich hörte gemurmelte Gesprächsfetzen.
»Dagegen kann man keine Beschwerde einlegen«, gab Mallory schließlich an mich weiter. »Aber ich soll in zwei Tagen los! Du musst deinen hübschen Hintern hierher bewegen und mich trösten. Jetzt mal ehrlich,
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