Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
aufzuwärmen. Sie wird ihre Schläge nicht zurückhalten. Und wird auch nicht darauf warten, dass du Verstärkung anforderst.«
Er drehte sich halb und brachte das Bokken in einer gleitenden Bewegung herum, wie bei einer Tennisrückhand.
»Ich gebe«, keuchte ich, während ich einem Schlag auswich und mich wieder in die andere Richtung bewegte, »schon« – ich schlug mit meinem Katana nach ihm, doch er blockte es mit seinem eigenen Stahl – »mein Bestes.«
»Das ist nicht gut genug«, brüllte er mich an und begegnete meinem Bokken mit einem beidhändigen Schlag, der mir das Holz aus den schweißnassen Händen schlug. Als ob das Bokken sich für mich schämte, flog es hoch, schlug einmal auf den Matten auf, ein zweites Mal und blieb schließlich liegen.
Es wurde still im Raum.
Ich riskierte einen Blick. Catcher stand vor mir, das Bokken in einer Hand. Seine Kraftanstrengungen hatten ihm den Schweiß ins Gesicht getrieben, und Verwirrung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
Ich hatte kein Interesse daran, die Frage zu beantworten, die so offensichtlich in seinem Blick lag, also beugte ich mich nach vorne und legte die Hände auf die Knie. Mein Atem kam nur stoßweise. Ich wischte mir die schweißnassen Haare aus dem Gesicht.
»Heb es auf«, wies er mich an, »und gib es an Juliet weiter!«
Ich ging zu dem Bokken, hob es auf und brachte es zurück. Juliet kam einen Schritt vor und nahm es mir ab, nicht ohne einen mitfühlenden Blick. Da ich davon ausging, entlassen zu sein, wandte ich mich ab und wischte mir den Schweiß aus den Augen.
Doch Catcher rief nach mir, und ich sah über die Schulter zu ihm zurück. Er suchte meinen Blick, sah mich forschend und auf die übernatürliche Weise an, die ich von meinem Hexenmeister kannte, der ständig nach Antworten suchte. Sekunden verstrichen, bevor er mich wieder normal betrachtete, anstatt mich mit seinem Blick zu durchbohren. »Gibt es irgendetwas, das du mir sagen möchtest?«
Das Blut rauschte in meinen Ohren. Er hatte offenbar vergessen, dass wir das Thema bereits angesprochen hatten, dass ich versucht hatte, mit ihm über den nicht richtig funktionierenden Vampir in mir zu sprechen. Mir gefiel der Gedanke sehr, dass es dabei blieb. Ich schüttelte den Kopf.
Ihm war anzusehen, dass ihn meine Antwort nicht zufriedenstellte, aber er sah zu Juliet hinüber und bereitete sich auf den Kampf vor.
Catcher ging mit Juliet dieselben sieben Katas durch, die sie mit präzisen und geübten Bewegungen bestand, und ihre Anmut übertraf ihre Geschicklichkeit mit dem Schwert noch bei Weitem. Als er mit ihr fertig war, forderte er uns zur Kritik auf. Zuerst waren die Wachen noch nervös, sprachen dann aber immer selbstbewusster und bewerteten ihre Leistung. Im Großen und Ganzen waren sie alle beeindruckt und gingen davon aus, dass viele Gegner sie aufgrund ihrer schlanken Statur falsch einschätzten, und das zu ihrem Vorteil.
Peter wurde auch noch nach vorne gebeten, bevor Catcher das Training für beendet erklärte. Er gab noch einige abschließende Hinweise und wich meinem Blick im Wesentlichen aus, bevor er Luc die Hand schüttelte, sich ein T-Shirt anzog, seine Waffe nahm und den Raum verließ.
Ich sammelte mein Schwert ein und zog meine Flip-Flops an, mit der Absicht, ausgiebig nach diesem Training zu duschen. Lindsey kam zu mir herüber und legte mir eine Hand auf den Arm, während sie in ihre Schuhe schlüpfte.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Das werden wir noch sehen«, flüsterte ich, als Luc mit dem Finger auf mich zeigte.
»Ethans Büro«, sagte er lediglich, als ich ihn erreichte. Aber wenn man vom ärgerlichen Tonfall seiner Stimme ausging, gab es noch viel mehr zu sagen.
»Sollte ich nicht erst mal duschen? Oder was anderes anziehen?«
»Los, Merit!«
Ich nickte. Zwar war mir nicht ganz klar, mit welchem Fehlverhalten ich den Besuch beim Schuldirektor verdient hatte, aber ich nahm an, dass meine Leistung im Training etwas damit zu tun hatte. Entweder waren sie von den ein oder zwei Minuten beeindruckt, während derer ich meiner Vampirin erlaubt hatte, die Kontrolle über mich zu übernehmen, oder sie waren unbeeindruckt vom Rest. Oder, wenn man die Prügel bedachte, die ich hatte einstecken müssen, oder die Tatsache, dass ich tatsächlich das Bokken hatte fallen lassen, dann nahmen sie es mir vielleicht sogar richtig übel. Wie auch immer, sowohl Catcher als auch Luc hätten Fragen gehabt, und diese Fragen waren wohl schon eine Etage höher
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