Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
anziehen.«
»Zur Kenntnis genommen«, rief ihm Ethan hinterher. »Beide Punkte.«
Mallory und ich blickten auf meine hübschen Ballerinas hinunter. Sie mochten vielleicht rot sein, aber ich sollte sie vermutlich nicht tragen, wenn ich ein derartiges Blutvergießen untersuchte.
»Ich hole dir ein Paar Stiefel«, sagte sie. »Ich weiß, dass du noch welche hier hast.« Obwohl ich zweifellos eine bessere Vorstellung davon hatte, wo sich meine restlichen Klamotten befanden, ließ mich Mallory mit Ethan allein. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen, dass sie sich davonstahl.
Wir standen einen Augenblick lang schweigend da und bemühten uns beide, dem Blick des anderen auszuweichen. Ethan sah sich die Fotografien im Flur an, die an derselben Wand hingen, an die ich noch vor wenigen Stunden gedrückt worden war.
»Warum ich?«, fragte ich ihn.
Er wandte sich wieder mir zu und runzelte die Stirn. »Wie bitte?« Seine Stimme war eiskalt. Offenbar befand er sich vollständig im Herr-und-Meister-Modus. Ich Glückskind.
»Warum bist du hier? Du weißt, dass ich heute Abend was vorhatte; du hast mich gehen sehen. Luc war im Haus, als ich es verließ, und die restlichen Wachen auch. Sie haben alle mehr Erfahrung als ich. Du hättest einen von ihnen anrufen können.« Und mich mal in Ruhe lassen, fügte ich innerlich hinzu. Ich hätte die Chance gehabt, das Training zu vergessen, nicht an Celina oder meinen Vater oder das ganze Vampirgehabe denken zu müssen. Ich hätte einfach ich selbst sein können.
»Luc ist damit beschäftigt, unsere Vampire zu beschützen.«
»Luc ist dein Leibwächter. Er hat einen Eid geschworen, dich zu beschützen.«
Er schüttelte genervt den Kopf. »Du kennst die Hintergründe zu den Raves bereits.«
»Luc war dabei, als du die Raves erläutert hast. Er hat dir bei der Planung geholfen, wie ich einbezogen werden kann, und ich bin mir sicher, du hast ihn über unsere bisherigen Erkenntnisse auf dem Laufenden gehalten. Er weiß alles, was ich weiß.«
»Luc war beschäftigt.«
»Ich war beschäftigt.«
»Luc ist nicht du.«
Die Worte kamen schnell, abgehackt, und ich war völlig verwirrt. Das war bereits das zweite Mal binnen weniger Minuten, dass er mich überraschte.
Catcher kam wieder den Flur entlanggetrampelt, bevor ich an eine Antwort auch nur denken konnte. In einer Hand hielt er den Riemen eines schwarzen Seesacks, in der anderen die schwarz lackierte Schwertscheide mit seinem Katana. »Dein Großvater weiß nun Bescheid«, sagte er, als er uns erreichte, und sah dann Ethan an. »Wenn ich mitkomme, dann heißt das, dass wir auf ganz offiziell machen. Ich beteilige mich im Namen des Büros des Ombudsmanns an der Untersuchung und damit im Namen der Stadt.«
»Also müssen wir keine weiteren Behörden informieren«, stellte Ethan fest, und die beiden nickten sich vielsagend zu.
Ich hörte Mallorys Schritte auf der Treppe. Sie kam mit einem alten Paar kniehoher Lederstiefel in der Hand zu uns zurück.
»Für den Fall, dass, du weißt schon, Flüssigkeiten vorhanden sind«, sagte sie, als sie mir die Stiefel überreichte, »dachte ich, je höher, desto besser.«
»Gute Entscheidung.«
Mit den Stiefeln in der Hand betrachtete ich Mallory, die sich zu Catcher umdrehte und ihn mit erhobenen Augenbrauen ansah. Ihr Gesicht wirkte sehr angespannt, um nicht zu sagen stur; es war deutlich, dass sie nicht so leicht nachgeben würde, wie er sich das vorgestellt hatte.
»Das ist eine gute Übung für dich«, sagte er ihr.
»Ich habe wochenlanges Training vor mir, um zu üben, Catcher. Ich bin leitende Angestellte einer Werbeagentur – zumindest war ich das. Es ist nicht meine Aufgabe, nachts durch Chicago zu rennen« – sie ruderte mit einem Arm nervös in der Luft herum – »und den Saustall aufzuräumen, den Vampire hinterlassen haben. Nichts für ungut, Merit«, sagte sie mit einem schnellen, entschuldigenden Blick in meine Richtung. Ich zuckte mit den Achseln, denn es machte keinen Sinn, sich deswegen zu streiten.
Catcher kniff die Lippen zusammen, und seine wachsende Verärgerung war leicht zu erkennen, nicht nur an dem zuckenden Muskel an seinem Kinn, sondern auch am plötzlichen Prickeln in der Luft, das nur Magie bedeuten konnte. »Ich brauche einen Partner«, sagte er. »Eine zweite Meinung.«
»Ruf Jeff an.«
In all den Jahren, die ich Mallory kannte, hatte ich sie noch nie so stur erlebt. Entweder war sie nicht davon begeistert, den Ort des Raves aufzusuchen, oder ihr
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