Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
kniehohen Militärstiefeln stand. Sie ließ ihren misstrauischen Blick über die Anwesenden schweifen.
Ich entdeckte Ethan am anderen Ende des Raums bei Gabriel. Sie standen nebeneinander in einer Ecke und betrachteten die Menge. Sie sahen auf, als sie meine Stiefelabsätze auf den Stein schlagen hörten.
Hüterin?, fragte Ethan telepathisch.
Ich antwortete nicht, denn diese Information musste ich an beide weitergeben.
Ich entschloss mich, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. »Ich habe einen Anruf erhalten«, sagte ich, als ich bei ihnen stand. »Keine Nummer auf dem Display, und der Anrufer hat einen von diesen Stimmenverzerrern verwendet.« Ich sah Gabriel an. »Er sagte, dass auf deinen Kopf Geld ausgesetzt worden ist und dass die Sache heute Abend stattfinden soll.«
Er schloss die Augen einen Moment lang. »Ich bin ja nicht wirklich überrascht, aber das Timing könnte nicht schlechter sein. Gewalt ruft immer Gegengewalt hervor, und ich will nicht noch mehr Ärger haben, weil jemand glaubt, er hätte gegen den Anführer eine Chance. Ich will nicht, dass sich das herumspricht und die Abstimmung beeinflusst. Das Rudel muss hier sein. Die Entscheidung muss getroffen werden – und sie muss vom Rudel getroffen werden.«
Ethan runzelte die Stirn, was seine typische Sorgenfalte zum Vorschein brachte. »Was genau hat der Anrufer gesagt?«
»Genau das, was ich gerade gesagt habe – dass es einen Anschlag auf Gabriel geben wird, und zwar heute Abend. Dass er unmittelbar bevorsteht«, fügte ich hinzu. »Ich glaube, er sagte ›unmittelbar‹.«
»Ich kann und werde die Versammlung der Rudel nicht absagen. Die Rudel kommen heute Abend mit all dem Scheiß hierher, der sie belastet. Wir können sie nicht einfach wieder wegschicken – sie müssen Dampf ablassen können, die aufgestaute Energie loswerden, bevor wir sie wieder in die Welt hinausschicken. Alles andere wäre eine verdammt schlechte Idee für die Rudel und diese Stadt.«
Angesichts seiner ernsten Stimme und des elektrischen Summens, das mit der wachsenden Anzahl von Formwandlern in der Kirche lauter wurde, nahm ich ihn beim Wort. Chicago konnte Hunderte von frustrierten Formwandlern wirklich nicht gebrauchen.
»Wir verstehen deinen Standpunkt«, sagte Ethan, »und bewundern deine Opferbereitschaft für dein Volk. Aber die Durchführung der Versammlung ist nicht das einzige Problem. Wenn sie dich erwischen, bringen sie das Kräftegleichgewicht durcheinander. Nein – sie zerstören es vollständig. Das wäre genauso schwerwiegend.« Da Ethan so offen war, nahm ich an, dass er und Gabriel die Spannung zwischen sich überwunden hatten.
»Was schlägst du vor?«
»In der verbliebenen Zeit so viele Vorkehrungen wie möglich zu treffen«, sagte Ethan. »Ich möchte nicht morbide klingen, aber wenn sie einen Anschlag verüben wollen, was gibt es deiner Meinung nach für Möglichkeiten?«
»Die Diskussion kann lautstark und chaotisch werden. Es ist möglich, dass sie sich das Chaos zunutze machen und dabei zuschlagen.«
»Dann werden wir direkt bei dir bleiben, sobald die Versammlung beginnt. Wir wissen, dass du stark bist, aber du bist nicht unsterblich. Wie Merit schon bewiesen hat, können wir mehr wegstecken als du.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob wir irgendwie weiterkommen, wenn ihr mich beleidigt«, brummte Gabriel.
»Du weißt, was ich meine«, sagte Ethan. »Wem traust du in diesem Altarraum?«
Gabriel überblickte die Menge. »Falon. Ich vertraue Falon.«
»Obwohl sie deine Nachfolgerin als Rudelanführer wäre?«
Gabriel wandte sich mir wie in Zeitlupe zu und sah mich finster an. »Willst du Falon beschuldigen, Hüterin?« Magie – ihr bitterer und beißender Geruch – elektrifizierte die Luft um uns herum.
Ich wich seinem Blick nicht aus, sondern erwiderte ihn ausdruckslos, als ob ich einen angreifenden Hund niederzwingen wollte. »Ich beschuldige niemanden. Ich spiele aber des Teufels Advokat, um deine Sicherheit garantieren zu können. Heute Abend ist das meine Aufgabe.«
Die Magie brauchte einige Sekunden, um sich in Nichts aufzulösen, aber schließlich nickte er.
Ethan legte mir eine Hand auf den Rücken. »Wir werden einen Rundgang durch die Kirche machen, um uns einen Überblick zu verschaffen, ob es irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse gibt. Wir reden auf unserem Weg mit Falon. Bleib mit ihr in Sichtkontakt, solange wir weg sind.«
»Kommandiert er dich auch so herum, Hüterin?«
»Du hast ja keine
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