Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
zu Lindseys Zimmer. Sie war zu meiner ständigen Essensbegleiterin geworden. Außerdem verbrachte ich nach der Arbeit die meiste Zeit bei ihr. Die Bedeutung eines schlechten Fernsehprogramms nach einer Nacht erstklassigen vampirischen Theaters sollte man nicht unterschätzen. »Geistig abstumpfend« spielte im Leben eines Vampirs durchaus eine Rolle.
Lindsey stand mit dem Handy in der Hand in der Tür, als ich ankam. Da sie die Telepathin der Wache von Haus Cadogan war, nahm ich an, dass sie bereits erraten hatte, dass ich sie besuchen wollte. Im Gegensatz zu mir hatte sie ihr schwarzes Cadogan-Kostüm an und trug ihre langen, glatten blonden Haare in einem Pferdeschwanz, den sie in ihrem Nacken zusammengebunden hatte.
»Schätzchen, ich muss los. Meine Frühstücksverabredung ist da. Wir telefonieren später noch mal. Und vergiss diese Hose nicht, die ich so toll finde. Nein – die aus Latex. Okay. Küsschen, bis später.« Sie ließ ihr Handy zuschnappen, sah mich an und grinste, vermutlich, weil das Entsetzen mir deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
Ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte. Aber ich war offensichtlich aus dem Liebesnest des Paares Carmichael-Bel nur ausgezogen, um mich im Haus der Latex-Träume wiederzufinden.
Ich meine, ich wusste ja, dass Lindsey mit Connor geflirtet hatte, der wie ich ein Neuling Cadogans war. Aber »Latex« war eigentlich nicht die Sorte Wort, die ich so früh am Abend hören wollte.
»Ich glaube es einfach nicht, dass du mich nicht unterstützt«, sagte sie und verdrehte die Augen. Sie zog zweckmäßige schwarze Stöckelschuhe an, während sie ihr Handy in einer Tasche ihres Kostüms verschwinden ließ.
»Ich – ich unterstütze dich total. Jippieh, Lindsey.« In meiner Stimme klang wenig Begeisterung mit, aber ich winkte zumindest halbherzig mit der Faust.
Nachdem sie die Schuhe angezogen hatte, stemmte sie die Hände in die Seiten und hob eine blonde Augenbraue. »Ich habe die Liebe meines sehr, sehr langen, unsterblichen Lebens gefunden, und ich bekomme ein ›Jippieh, Lindsey‹ zu hören? Du bist eine Spitzenfreundin.«
»Die Liebe deines Lebens? Connor? Bist du dir sicher?« Diesmal schnappte meine Stimme genau genommen über.
Sie knabberte wie ein über beide Ohren verknallter Teenager an ihrer Lippe und legte dann eine Hand aufs Herz. »Ich bin wahnsinnig sicher.«
Wir standen eine Minute schweigend da. »Jippieh, Lindsey«, wiederholte ich, weil mir nichts Besseres einfiel.
Sie seufzte und verdrehte die Augen. »Na gut. Ich habe keine heiße, schmutzige Affäre mit einem scharfen, sexy Novizen. Ich hatte meine Reinigung am Telefon.«
Ich verkniff mir die Frage, wie sie ihrer Reinigung das mit dem Latex erklären wollte … Allerdings klang das Ganze so seltsam, dass es fast schon wieder glaubwürdig wirkte.
»Ich danke dem Herrn«, sagte ich. »Ich hatte gerade Malory-und-Catcher-Flashbacks.«
Sie schob mich von der Tür weg und schloss sie dann. Wir machten uns auf den Weg ins Erdgeschoss zur Selbstbedienungs-Cafeteria des Hauses Cadogan.
»War es wirklich so schlimm? Ich meine, Bell ist heiß. Heißer als heiß.«
»So heiß, dass dir kein anderes Wort einfällt?«
»Japp. Heißer als die Sonnenoberfläche.«
»Weißt du, wer noch heiß ist?«, fragte ich sie.
»Sag jetzt nicht ›Luc‹.«
»Oh. Mein. Gott«, sagte ich und legte mir in vorgetäuschter Überraschung die Hand auf die Brust.
»Du kannst Gedanken lesen.«
Sie maulte vor sich hin, was sie immer tat, wenn ich den Namen des Jungen erwähnte, hinter dem sie eigentlich her sein sollte. Nicht, dass ich neugierig wäre… aber sie würden so gut zusammenpassen.
Dann fuhr sie die schweren Geschütze auf.
»Ich bin bereit, mit dir über Luc zu reden«, sagte sie, während wir zwei Etagen tiefer gingen, »wenn du bereit bist, mir deinen Plan zu verraten, wie du dir den zweithübschesten blonden Vampir im Haus schnappen willst.«
»Ist Luc in diesem Ranking der Schönste?«
Lindsey lachte prustend und zupfte an ihrem blonden Pferdeschwanz. »Ich bitte dich.«
»Nun, wie immer deine Bestenliste aussieht, ich habe keine Pläne, mir irgendjemanden zu schnappen.« Wir gingen den langen Flur entlang zur Rückseite des Hauses, wo sich die Cafeteria alten Schlags befand. Holztische und Stühle mit gerader Rückenlehne standen vor einer Selbstbedienungstheke aus rostfreiem Stahl, an der die Vampire nach Wunsch zugreifen konnten. Hier gab es keinen billigen Käse oder in Zellophan
Weitere Kostenlose Bücher