Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
gezogen, und kämpfte mit einem unsichtbaren Gegner. Er stieß mit dem Schwert nach hinten, drehte sich um und zog es zurück, riss es nach oben und wirbelte es um seinen Kopf. Als sich das Schwert wieder unten befand, führte er einen Butterfly-Kick aus, bei dem sich seine Beine parallel zum Boden bewegten, direkt gefolgt von der Schwertspitze, die seiner Bewegung eine tödliche Note gab. Er war so schnell, dass seine Bewegungen zu verschwimmen schienen und er zu einer Mischung aus weißem Nebel und glänzendem Stahl wurde, die sich zwischen den uralten Waffen und der Inneneinrichtung aus Holz bewegte.
Ethan Sullivan bot einen ganz besonderen Anblick.
Er kämpfte zwei oder drei Minuten alleine weiter und beendete dann seinen Kampf auf den Knien, das Katana vor sich erhoben.
Ich zog mein Cadogan-T-Shirt aus und stellte mich an den Rand der Matten.
Er richtete seine grünen Augen auf mich, und für einen Augenblick sahen wir uns einfach nur an.
Ethan schüttelte den Kopf. Er stand auf und kam zu mir. »Du hast ein Publikum, Hüterin«, sagte er warnend, als ob die Gefahr bestünde, ich würde hier im Sparringsraum über ihn herfallen. Ich schnaubte, denn ich hatte schon einmal Nein zu ihm gesagt. Ich konnte es noch mal tun.
Das bedeutete aber nicht, dass ich von dem Gedanken begeistert war, wieder im Rampenlicht zu stehen. Ich sah zur Galerie auf. Das »Publikum« war nicht ganz so schlimm – etwa ein Dutzend Vampire sah mich an, aber das war für mich ein Dutzend zu viel. »Super«, brummte ich. Ich wollte gerade das Katana ziehen, als er den Kopf schüttelte.
»Überflüssig, es zu ziehen. Wir brauchen dein Schwert nicht.«
Ich ließ es wieder zurückgleiten und sah ihn verwirrt an. Wir sollten dort weitermachen, wo ich und Catcher aufgehört hatten. Da ich definitiv an meinen Freikampftechniken arbeiten musste, war ich davon ausgegangen, dass wir genau an der Stelle weitermachen würden. Jetzt war ich einfach nur verwirrt.
Ethan steckte seine Klinge in die Schwertscheide und legte das Katana auf die Matte. Er streckte mir die Hand entgegen, und als ich ihm meine Schwertscheide überreichte, tat er dasselbe mit meinem Katana. Dann stand er wieder auf, neigte den Kopf zur Seite und deutete hinter mich. »Luc, wenn ich bitten darf.«
Ich hatte nicht bemerkt, dass Luc anwesend war, und wollte mich gerade umdrehen, um ihn zu begrüßen. Doch bevor ich ihn erblicken konnte, ging das Licht aus. Plötzlich war es stockduster im Raum.
»Ethan?«
»Wir arbeiten heute an einer anderen Fähigkeit«, sagte er, und seine Stimme entfernte sich.
Ich schloss die Augen in der Hoffnung, es würde mir helfen, mich schneller an die Dunkelheit zu gewöhnen, öffnete sie aber wieder, als ich Schritte näher kommen hörte. Weil ich ein Raubtier war, war meine Sehkraft in der Dunkelheit um einiges besser, als es normalerweise der Fall war, aber ich konnte dennoch nicht besonders viel erkennen.
In diesem Augenblick erwischte er mich mit einem niedrigen Vorwärtstritt, der mich auf die Matten schickte.
»Sullivan! Was zur Hölle …?« In meiner neuen Position auf dem Boden pustete ich mir den Pferdeschwanz aus dem Gesicht, dann stemmte ich mich auf den Händen hoch. Als ich wieder stand, spannte ich den Körper an, führte die Hände nach vorne und ließ die Kniegelenke locker, für den Fall, dass er mich noch einmal angriff.
»Hüterin, du musst lernen, vorauszuschauen.«
Ich verdrehte die Augen. Bei unserem ersten Kampf hatte er alle Matrix-Bewegungen eingesetzt.
Jetzt arbeitete er offensichtlich an Krieg-der-Sterne-Techniken. Er konnte sich wirklich nichts Eigenes für unser Training ausdenken.
»Und wie schaue ich voraus?«, fragte ich.
»Wir haben darüber gesprochen, dass sich deine Wahrnehmung nach der abgeschlossenen Verwandlung verbessert hat.«
Ich antwortete nicht. Ich wusste nicht, wie gut sein Sehvermögen war, aber ich wollte meine Position nicht verraten und ihm den Angriff erleichtern. Ich konnte hören, wie er sich in einer kreisförmigen Bewegung an mich heranschlich, wie eine große Raubkatze, um mich in der Mitte des Kreises anzugreifen.
»Du hast in der letzten Woche daran gearbeitet, die Umgebungsgeräusche auszublenden, um deine stark verbesserte Wahrnehmung einzusetzen: dein besseres Sehvermögen, besseres Hören, deinen besseren Geruchssinn. So viel Sinneswahrnehmungen auf einmal können natürlich ablenken. Aber du bist eine Vampirin. Du musst lernen, all deine Sinne zu nutzen und die
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