Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
verdeckt.
Gabriel begann die Karten mit einer solchen Geschmeidigkeit zu verteilen, dass man hätte glauben können, er wäre professioneller Pokerspieler.
»Wir sind hier«, sagte er, »weil wir uns in zwei Tagen versammeln werden, sollte es keine Einwände geben. Wir sind hier, um die Versammlung der Rudel zu besprechen.«
Der Alpha zu Gabriels Linken hatte es sich auf seinem Stuhl gemütlich gemacht. Er trug einen Dreitagebart und hatte schmale braune Augen und schulterlange Haare, die er sich hinter die Ohren gestrichen hatte. Er warf uns einen misstrauischen Blick zu.
»Vor den beiden?«, fragte er. Er starrte Ethan einige Sekunden verächtlich an, um mir anschließend einen anzüglichen Blick zuzuwerfen und mich zu begutachten. Vor ein paar Monaten wäre ich wohl rot angelaufen und hätte unangenehm berührt meinen Blick abgewandt. Da er ein Formwandler und, nach seinem Aussehen zu urteilen, offensichtlich auch ein Schläger war, hätte ich das wahrscheinlich auch tun sollen.
Aber auch wenn meine Kampffähigkeiten noch verbessert werden konnten, so war ich doch ein Vampir, und Bluffen war eine der ersten Lektionen, die mir Catcher beigebracht hatte. Ich wusste, wie ich den anderen Übernatürlichen ihre Arroganz an den Kopf knallen konnte.
Langsam und gleichmütig hob ich eine dunkle Augenbraue und zog die Mundwinkel nach oben, ohne wirklich zu lächeln. Mein Gesichtsausdruck sollte zu gleichen Teilen Vampirüberheblichkeit und weibliche List zum Ausdruck bringen. Das war zumindest meine Hoffnung. Ob er sich davon einschüchtern ließ, wusste ich nicht, aber als er seinen Blick schließlich abwandte, reichte mir das völlig.
Gabriel nahm seine Karten locker in die Hand und fächerte sie auf. »Du hast diesen Bedingungen zugestimmt, Tony, wie du dich vielleicht erinnerst.«
Also war der Schläger Tony, Anführer des Pazifik-Nordwest-Rudels und der Mann, der die Aufsicht über den Zufluchtsort der Formwandler in Aurora hatte.
»Schwachsinn«, warf Tony ihm an den Kopf. Er wäre gut aussehend gewesen, aber seine Gereiztheit ließ sein Gesicht unfreundlich wirken.
»Mein Stellvertreter«, fuhr Tony fort, »hat den Bedingungen zugestimmt, weil das die einzige Möglichkeit gewesen ist, um irgendwie zu Wort zu kommen. Du hast die Versammlung einberufen, Keene. Nicht ich, nicht Robin, nicht Jason. Du. Wenn du mich fragst, dann will ich sie gar nicht.« Er zuckte mit den Achseln.
»Die Beringsee war schön und blau, als ich sie verlassen habe. In Aurora ist alles in Ordnung, und wir sind froh darüber, wenn die Dinge so bleiben.«
»Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie so bleiben«, sagte der dritte Mann.
Das ist Jason, teilte mir Ethan lautlos mit.
Jason war auf brutale Weise attraktiv – grüne Augen, dunkle, leicht gelockte Haare, atemberaubende Wangenknochen, geschwungene Lippen und ein leichter Südstaatenakzent in seiner honigsüßen Stimme. Die Kombination bedeutete ernsthafte Gefahr. »Du bist der Beschützer unserer Zuflucht.«
»Und genau darum geht es mir«, murmelte Tony, als er einige Karten auf den Tisch schnippte. »Ich bin der Beschützer der Zuflucht. Und wenn es an der Zeit ist, sich dorthin zurückzuziehen, dann tun wir das. Wir berufen keine Versammlung ein, um ›uns darüber zu unterhalten‹. Das ist politisch motivierter, strategischer Schwachsinn.« Er warf Ethan einen Blick zu. »Das ist Vampir-Schwachsinn. Bei allem Respekt, Vampir.«
»Ebenso«, sagte Ethan mit einer beachtlichen Portion an Gehässigkeit in seiner Stimme. Ich verkniff mir ein stolzes Lächeln; er schien meine bösen Kommentare übernommen zu haben.
»Die Lage in Chicago …«, fing Gabriel an, aber er wurde von Tony unterbrochen, der seine Hand hob.
»Die Lage in Chicago interessiert uns nicht«, sagte Tony. »Es gibt in Chicago kein einziges Rudel, und dafür gibt es verdammt gute Gründe. Chicago ist keine Stadt der Formwandler.«
Tonys Feindseligkeit war im gesamten Raum zu spüren, und das Prickeln der Magie sorgte bei mir für eine Gänsehaut. Ich verlagerte mein Gewicht, um das ungute Gefühl loszuwerden. Es fiel mir schwer, Luft zu holen, da der Druck im Raum stetig anstieg, ein magischer Nebeneffekt der wachsenden Anspannung unter den Formwandlern.
»Chicago ist eine mächtige Stadt«, sagte Gabriel leise und warf eine Karte auf den Tisch, um sich eine neue vom Talon zu nehmen. Er steckte sie zu den Karten in seiner Hand. Zumindest war das ales, was ich hatte sehen können, aber diese
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