Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
Meisterin!
Wir laden Euch herzlich ein, am Samstag um 22 Uhr Lacey Sheridan zu begrüßen, Meisterin des Hauses Sheridan.
Cocktails und Musik
Freizeitkleidung
Ich verdrehte die Augen, riss die Einladung ab und ging einen Schritt zurück, um den Flur entlangzusehen. Der gleiche schwarzweiße Flyer war an allen Schwarzen Brettern angebracht, die ich von meiner Tür aus sehen konnte – eine Werbeaktion in letzter Minute. Ich fragte mich, ob das seine Idee gewesen war – eine Chance, den Novizen des Hauses Cadogan zu zeigen, zu welchem Team er gehörte?
Mich interessierte vor allem, wie verpflichtend dies war. Musste ich etwa anwesend sein? Einen Toast auf Lacey Sheridan ausbringen? Ihr ein Geschenk mitbringen?
Ich zerknüllte die Einladung, öffnete meine Zimmertür und ging hinein, doch bevor ich sie wieder schließen konnte, hörte ich Schritte auf dem Flur. Durch diesen Teil des Gebäudes gingen nur selten Vampire, und deswegen warf ich neugierig einen Blick durch den Türspalt … und bekam etwas geboten.
Ethan und Lacey gingen nebeneinander den Flur entlang. Ethan trug Jeans und ein eng anliegendes, langärmeliges Shirt in einem hellen Rauchgrün. Die Haare hatte er zurückgebunden, und um seinen Hals hing sein Cadogan-Medaillon. Er machte einen sehr lässigen Eindruck, und ich ging davon aus, dass er das auch zur Versammlung tragen würde.
Lacey trug ein graues Tweedkostüm mit einem modern gefalteten Ausschnitt und ein Paar gemusterte schwarze Stöckelschuhe. Jede einzelne Strähne ihrer blonden Haare war am vorgesehenen Platz, und ihr Make-up sah so perfekt aus wie bei den Models, denen man alle Makel mit dem Computer wegretuschiert hatte.
»Es sollte dich beunruhigen«, sagte Lacey gerade.
»Was meinst du damit?«, fragte Ethan.
»Hüterin oder nicht, sie ist gewöhnlich, Ethan. Eine gewöhnliche Kriegerin. Ich muss gestehen, dass ich den Wirbel überhaupt nicht nachvollziehen kann.«
Mir blieb ungläubig der Mund offen stehen. Hatte sie mich gerade als gewöhnlich bezeichnet?
»Ich bin mir nicht sicher, ob gewöhnlich das Wort wäre, das ich mit Merit in Verbindung bringen würde, Lacey. Ich leugne nicht, dass sie eine Soldatin ist, aber ich glaube nicht, dass gewöhnlich ihr gerecht wird.«
»Trotzdem – Muskelkraft macht noch keine Meisterin.«
»Nun, entweder wird sie eines Tages die Aufnahmeprüfung ablegen oder nicht.«
Lacey kicherte. »Du meinst, entweder nominierst du sie oder nicht.«
Lacey war die einzige andere Meistervampirin, die Ethan in seinen fast vierhundert Jahren als Vampir nominiert hatte. Er selbst hatte die Aufnahmeprüfung nicht abgelegt. Meister wie Ethan und Morgan, die nach dem Tod ihrer eigenen Meister aufgestiegen waren, durften die Prüfung übergehen.
Ärgerlicherweise schien sie sich sicher, dass Ethan mich nicht nominieren würde.
»Zugegeben, sie ist jung«, sagte Ethan. »Sie muss noch eine Menge lernen, bis sie so weit ist – eine gehörige Portion Unsterblichkeit hinter sich bringen. Nur die Zeit kann diese Frage beantworten. Aber ich glaube, sie wird sich als fähig erweisen.«
Er wählte diesen Moment, um aufzublicken – und merkte, wie ich ihn durch den Türspalt betrachtete.
Im Bruchteil einer Sekunde traf ich eine Entscheidung und öffnete die Tür, als ob ich gerade nach draußen unterwegs wäre.
Ethan hob überrascht die Augenbrauen. »Mer… – Hüterin?«
Lacey trat hinter ihn.
Ich spielte die Unschuldige. »Oh, hallo. Ich war gerade auf dem Weg nach draußen.«
Sie betrachteten meine verschwitzten Trainingsklamotten, und ich fühlte mich wie die Heldin in einem John-Hughes-Film: verlegen, peinlich berührt und vor Angst wie gelähmt.
»Nach draußen?«, wiederholte er.
Denk nach!, verlangte ich innerlich von mir, und als mich der geniale Einfall überkam, nickte ich, griff nach hinten und zog meinen rechten Fuß hoch, um zu zeigen, dass ich ihn dehnen wollte. »Ich war gerade laufen und wollte noch die Treppe runter, um ein paar Dehnübungen zu machen.«
Ethan runzelte die Stirn und wirkte plötzlich besorgt. Würde es ihm etwas aus-machen, wenn er wüsste, dass ich ihr Gespräch mitgehört hatte? Würde es ihn belasten, wenn sie mich verletzt hätte?
»Wirst du uns vorstellen?«, fragte Lacey.
Einen Sekundenbruchteil lang legte ich den Kopf zur Seite, lange genug, damit er sehen konnte, sie aber nicht, dass mir eine hämische Frage auf den Lippen lag: Genau, Ethan. Wirst du uns vorstellen?
»Lacey Sheridan«, sagte sie und nahm
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