Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
machen!«
Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ich diesmal die Gelegenheit bekam, ihn richtig zu machen.
Einen Parkplatz in der Nähe des Street Fest zu finden war absolut illusorisch, und ich hatte keine Zeit, auf die Bahn zu warten. Während ich Luc eine fünfminütige Zusammenfassung gab, rief mir Lindsey ein Taxi und versprach, meinen Wagen für mich zu parken. Sie hatten alle mitbekommen, dass Darius mir jegliche weitere Aktivität untersagt hatte; sie hatten alle versprochen, mir trotzdem zu helfen. Es gab Situationen, da musste man einfach seine Arbeit erledigen, ungeachtet aller Folgen. Dies war eine dieser Situationen, und sie standen alle hinter mir.
Sobald ich im Taxi saß, schickte ich Noah eine SMS und bat ihn um Verstärkung. Noah sagte sie mir praktisch sofort zu und teilte mir mit, dass ich meine Undercover-Schutztruppen an ihrer Kleidung erkennen konnte: Sie würden Retro-T-Shirts mit der Aufschrift MIDNIGHT HIGH SCHOOL tragen.
Umsichtig und clever.
Ich hatte überlegt, auch Jonah anzurufen, aber es handelte sich um eine öffentliche Veranstaltung. Er hätte nur riskiert, seine Mitgliedschaft in der Roten Garde nicht mehr geheim halten zu können, zudem konnte ihm dasselbe passieren wie mir – dass er den Unmut von Darius West auf sich zog. Nein, vielen Dank!
Der Taxifahrer sah sich unaufhörlich nach mir um, und seine braunen Augen tauchten andauernd im Rückspiegel auf, als ob er befürchtete, ich könnte jeden Augenblick die Plastiktrennwand zwischen uns durchbrechen und meine Fangzähne in seinem Hals versenken.
Ich gebe zu, dass ich an die Möglichkeit dachte, ihn zu ärgern, aber ich war eben nicht Celina. Ich hatte ein Gewissen, und ich hatte eine Aufgabe zu erledigen. Einen Taxifahrer mit meinen Fangzähnen zu Tode zu ängstigen gehörte nicht dazu.
»Sie können mich hier rauslassen«, sagte ich zu ihm und schob ihm das Geld durch den Schlitz in der Trennwand, als wir das südliche Ende des Grant Park erreichten. Ich stieg aus und bedeutete dem Mann, endlich loszufahren, als er mich weiterhin durchs Fenster anstarrte.
»Menschen«, murmelte ich und machte mich auf den Weg zu den Zelten und der Menge. In diesem Teil des Parks war praktisch nichts los, was mir Gelegenheit gab, mich mental vorzubereiten … und in Panik zu geraten.
Ich hatte genügend gelernt, um vor Ethan, Luc und Malik gute Miene zum bösen Spiel zu machen, aber seien wir ehrlich – ich hatte Angst. Celina war mächtiger als ich, und ich hatte eingewilligt, sie an einem Ort und zu einer Uhrzeit ihrer Wahl zu treffen. Sie hatte das Spiel eröffnet, und es war durchaus möglich, dass ich diese Partie verlor … und dass ich das Spielfeld nicht unbeschädigt verlassen würde.
Ich ging an den Bäumen vorbei, den Dolch in meinem Stiefel. Meine Nerven waren aufs Äußerste angespannt, selbst als mir der Duft leckeren Essens in die Nase stieg.
Ich erreichte den orangefarbenen Plastikzaun, der um das Festivalgelände aufgebaut worden war, sprang hinüber und mischte mich unter eine Gruppe betrunkener Junggesellinnen, die auf dem Weg zur Hauptstraße waren. So konnte ich einen ersten Blick auf mein Schlachtfeld werfen. Auf dem Columbus Drive standen weiße Zelte. Die Menschen spazierten auf der breiten Straße und hielten Essen und Getränke in ihren Händen. Der Geruch von Backteig, Bier, Menschen und ihren Ausdünstungen und dem Müll um uns herum verband sich mit der Geräuschkulisse Tausender Gespräche, brutzelndem Essen und der Musik der Country-Band auf der behelfsmäßigen Bühne. Reizüberflutung drohte meine Sinne zu überwältigen.
Ich wich dem Menschenstrom aus, stellte mich neben einen Stand und schloss die Augen, bis die Welt nur noch aus einem dumpfen Rauschen bestand.
»Gutscheine?«
Ich öffnete ein Auge.
Eine Frau, die ein schreiendes Kleinkind auf ihrer Hüfte balancierte, hielt mir einen Haufen Essensgutscheine hin. »Wir haben noch welche übrig, und es ist schon spät. Kyle kann nicht mehr, also müssen wir nach Hause.« Sie lächelte verlegen. »Würden Sie welche davon kaufen wollen? Die sind noch gültig.«
»Tut mir leid«, sagte ich freundlich. »Ich brauche nichts, danke!«
Sie seufzte schwer, offensichtlich enttäuscht, und stolperte unbeholfen weiter. Das Kind schrie noch lauter.
»Viel Glück!«, rief ich ihr hinterher, aber sie hielt bereits Ausschau nach anderen Leuten, denen sie die Gutscheine anbieten konnte.
Ich konnte nicht immer die Heldin spielen.
Ich ging um das
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