Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
rauszukommen. Was also hatte sie vor?
Die Menschen blieben stehen und starrten uns unverblümt an. Einige von ihnen hatten ihre Handys gezückt und zeichneten alles auf.
»In welcher Beziehung stehst du zu Paulie Cermak? Ich weiß, dass du dich mit ihm in Haus Navarre getroffen hast.«
Sie lachte schallend. »Paulie Cermak ist bloß ein kleines Licht. Er hat eine Lagerhalle in Greektown, wo er das V aufbewahrt und von dort aus die Verteilung organisiert. Deswegen hat man nicht die geringste Spur von V in seinem Haus entdeckt.« Sie sah mich abschätzig an. »Mich würde aber interessieren, woher du diese Information hast. Hat Morgan es dir erzählt?« Sie musterte mich eingehend. »Hat er für diese wertlose Information etwa Sex bekommen?«
Diese Andeutung widerte mich an, aber zugleich tat mir Morgan leid. Celinas Wahn entschuldigte zwar nicht, dass Morgan unzuverlässig war, doch es erklärte zweifellos, warum er nicht vertrauenswürdig war. Als frischgebackener Meister, der ausgerechnet in Celinas Fußstapfen treten musste, war er vermutlich von Anfang an ein hoffnungsloser Fall gewesen.
»Und die Raves?«
»Die Raves waren der Aufhänger«, sagte sie. »Der Zugang zum ganzen System. Auf die Art konnten wir das V unter den Vampiren einschleusen – und die Menschen.«
Celina sah sich um und bemerkte, dass sie ein fasziniertes Publikum hatte: Menschen, die sie wiedererkannt hatten – und sich fragten, wie sie hier mitten auf dem Street Fest gestehen konnte, erneut Verbrechen gegen die Bürger Chicagos begangen zu haben, wenn sie doch eigentlich in England hinter Schloss und Riegel sitzen sollte.
Wenn ich in ihrer Lage gewesen wäre, hätte ich kalte Füße gekriegt. Ich hätte mich geduckt und versucht, in der Menge unterzutauchen und zu fliehen. Aber Celina war keine Durchschnittsvampirin. Sie bedauerte nichts, und sie kannte keine Furcht. Während ich sie noch anstarrte, sprachlos angesichts ihrer Dreistigkeit, wandte sie sich der Menge zu wie eine Volksrednerin.
»Viel zu lange habe ich daran geglaubt, dass Menschen und Vampire friedlich miteinander leben könnten. Dass das Dasein als Vampirin bedeutet, gewisse Bedürfnisse zu unterdrücken, mit den Menschen zusammenzuarbeiten, sie anzuführen.«
Sie drehte sich langsam im Kreis, damit jeder in der Menge ihren Worten lauschen konnte. »Ich war im Irrtum. Vampire sollten sich wie Vampire verhalten. Wie echte, richtige Vampire. Wir sind die nächste Evolutionsstufe der Menschheit. V erinnert uns daran. Und ihr alle könntet unsere Stärke besitzen. Unsere Macht. Unsere Unsterblichkeit!«
»Du hast Menschen umgebracht!«, brüllte jemand. »Du hast es verdient zu sterben.«
Celinas Lächeln schwand. Sie hatte zum zweiten Mal versucht, ihre Rolle zu wechseln und sich bei den Menschen beliebt zu machen, und es hatte wieder nicht funktioniert. Sie wollte gerade auf die letzte Bemerkung reagieren, doch die nächsten Worte kamen nicht aus ihrem Mund.
Vier Polizisten des CPD umkreisten sie. Drei hatten ihre Waffen gezogen; der vierte packte sie an den Handgelenken und legte ihr Handschellen an.
»Celina Desaulniers«, sagte er laut, »Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie aussagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Wenn Sie sich keinen leisten können, wird Ihnen ein Pflichtverteidiger gestellt. Haben Sie die Rechte verstanden, die ich Ihnen soeben vorgelesen habe?«
Celina wehrte sich, und sie war so stark, dass der Mann, der ihr die Handschellen angelegt hatte, Schwierigkeiten hatte, sie unter Kontrolle zu halten. Doch im nächsten Moment gab sie ihren Widerstand auf, ihre Miene wurde erst ausdruckslos und dann seltsam heiter.
Das war kein gutes Zeichen.
»Sie versucht Sie zu verzaubern«, warnte ich. »Konzentrieren Sie sich, und beißen Sie sich durch! Sie kann Sie zu nichts zwingen; sie wird nur versuchen, Ihre Hemmschwelle zu senken. Sie sollten vielleicht den Ombudsmann auf Ihr Revier bestellen. Er hat Mitarbeiter, die Ihnen behilflich sein können.«
Drei der Polizisten ignorierten mich, aber der vierte nickte anerkennend. Gestandenen Cops fiel es wohl nicht leicht, von einer schlaksigen Vampirin mit Pferdeschwanz gute Ratschläge anzunehmen.
»Ich brauche sie nicht zu verzaubern«, sagte Celina und richtete ihre blauen Augen auf mich. »Ich werde wieder frei sein, bevor du deinem Geliebten sagen kannst, dass du mich gefunden hast. Oh, und ich wünsche dir viel Spaß bei
Weitere Kostenlose Bücher