Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
würde mal wieder eine dieser langen Nächte werden.
Da wir uns zu Laceys Begrüßung im Erdgeschoss aufgehalten hatten, versammelten sich die Führungskräfte also in Ethans Büro. Wir steckten die Köpfe zusammen, und jeder wartete darauf, dass einer von den anderen Ethan die schlechte Nachricht überbrachte. Ich war ganz froh, dass Luc das diesmal übernahm.
Er kam direkt zum Punkt. »Die Bürgermeisterin hat McKetrick zum neuen Ombudsmann der Stadt ernannt. Er hat natürlich einen anderen Titel, aber es scheint sich um dieselbe Aufgabe zu handeln.«
Ethan machte große Augen. »Sie hat was?«
»Er hat ein eigenes Büro und einen Mitarbeiterstab«, fuhr Luc fort. »Was ihn nicht unantastbar macht, aber wesentlich schwerer angreifbar.«
Ethan sah zur Decke. »Gott bewahre mich vor ignoranten Menschen.« Er sah mich an. »Haben wir irgendetwas in der Hand, was ihn mit den ermordeten Vampiren in Verbindung bringt?«
»Jeff hat bestätigt, dass die Holzsplitter aus dem Lagerhaus tatsächlich aus Espenholz sind. Aber das reicht nicht, um eine direkte Verbindung von ihm zu Oliver und Eve herzustellen. Nicht wirklich. Außerdem hat er kategorisch abgestritten, damit irgendetwas zu tun zu haben.«
Ethan wurde ruhig. »Und das weißt du, weil ...?«
»Weil Jeff und ich ihn in seinem Büro aufgesucht haben, was unserer Ansicht nach der sicherste Ort war, um ihn mit dem Vorwurf zu konfrontieren, dass er für ihren Tod verantwortlich ist.«
Ethan gab einen Laut von sich, der andeutete, dass dieses spezielle Thema noch nicht ausdiskutiert war, er es vor den Anwesenden aber nicht vertiefen würde.
Es war wirklich interessant für mich, dass ich mit der Zeit lernte, männliche Schnalzlaute und Grunzer zu interpretieren.
»Habt ihr schon etwas von Paige gehört?«, fragte Malik.
»Das wird er gleich.«
Alle Köpfe drehten sich zur Tür. Dort stand Paige, eine schlanke Rothaarige mit funkelnden grünen Augen. Sie wurde von unserem Bibliothekar begleitet, der eine Archivbox in seinen Händen hielt. Sie wirkten beide nicht sonderlich glücklich.
»Ihr hattet recht«, sagte sie und trat in unseren Kreis, während der Bibliothekar die Archivbox auf Ethans Konferenztisch stellte. »Der Vertrag ist der Knackpunkt. Dem GP ist es egal, ob sie euch als Haus verlieren; sie interessiert nur, ob sie euch als Aktivposten verlieren.«
Ich dankte Jonah insgeheim dafür, dass er diesen Hinweis an uns weitergegeben hatte und wir damit Paige auf die richtige Spur hatten bringen können.
»Und sie bedienen sich dabei nicht der traditionellen Mechanismen«, ergänzte der Bibliothekar. »Sie gehen die Verträge des Hauses mit dem GP durch, suchen nach Rechtslücken und nutzen sie dann gnadenlos aus.«
»Was für Rechtslücken?«, fragte Ethan. »Peter hat den Vertrag selbst ausgehandelt. Es gab keine Rechtslücken. Ich habe ihn durchgelesen.«
»Nicht im Hauptvertrag«, entgegnete der Bibliothekar, zog eine rote Ledermappe aus der Archivbox und reichte sie Ethan. »Es gibt noch andere Vereinbarungen.«
Ethan nahm die Ledermappe stirnrunzelnd entgegen und trug sie zum Konferenztisch, wo er sie auf die anderen Dokumente legte und das Seidenband löste, mit dem sie verschlossen war. Malik trat an seine Seite, und gemeinsam prüften sie die darin enthaltenen Papiere.
Luc und ich wechselten besorgte Blicke.
»Was steht da drin?«, fragte ich Paige leise.
»Das sind die Rechtslücken, von denen wir eben gesprochen haben«, antwortete sie. »ºZusatzerklärungen¹ zum Vertrag, die angeblich von Peter Cadogan unterschrieben wurden.«
Ethan sah wieder zu uns herüber. Er bemühte sich darum, unbeeindruckt zu wirken, aber es war leicht zu erkennen, dass er besorgt war. »Die Dokumente sind unterschrieben. Die Bedingungen sind unzumutbar und nutzen nur einer Vertragspartei, aber es gibt praktisch keinen Zweifel daran, dass es sich um Peters Unterschrift handelt.«
»Was steht drin?«, fragte ich.
»Im Wesentlichen stellen sie fest, dass der größte Teil des vom Haus erworbenen Eigentums seit seiner Gründung dem GP gehört. Dass das Haus das GP nur mit dem verlassen kann, was es in das GP eingebracht hat - praktisch gar nichts.«
Fassungslose Stille senkte sich auf den Raum. Wir hatten geglaubt, dass das Haus finanziell gut dastand, denn Ethan und Malik hatten seit seiner Gründung nur vernünftige Investitionen getätigt. Wir lebten durchaus in einigem Luxus: Das Haus war in erstklassigem Zustand; unsere Wohnungen waren schlicht,
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