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Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)

Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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Raubtiere und damit natürlich schneller als Menschen. Aber wie bei den Menschen - oder Geparden, Löwen und anderen großen Raubtieren - hielt die Höchstgeschwindigkeit nicht ewig an.
    Ethan ließ mir den Vortritt, und das nutzte ich aus. Ich zwang mich zu einem Sprint, um einen größtmöglichen Vorsprung herauszuholen. Ich war leichter, aber er war größer und hatte längere Beine. Außerdem lief er schon seit
Jahrhunderten
. Meine Chancen, den Vorsprung bis zum Ende des Rennens aufrechtzuerhalten waren gering, aber ich gab einfach alles.
    Es reichte nicht.
    Nach zwei Straßenblöcken holte er mich bereits ein. Als ich seine nahenden Schritte hörte, riskierte ich einen kurzen Blick nach hinten. Arme und Beine bewegten sich im perfekten Rhythmus, durchtrainierte Muskeln trieben ihn voran, sein Laufstil war einwandfrei. Wenn olympische Rennen doch nur nachts ausgetragen würden.
    Er schloss zu mir auf. Seine Atemfrequenz hatte sich kaum verändert, und er joggte gemütlich neben mir. »Ich habe den Eindruck, du hast geschummelt, Hüterin.«
    »Vorrecht der Hüterin. Ich bin mir sicher, es gibt im
Kanon
eine entsprechende Regel.«
    Er machte ein zweifelndes Geräusch. »ºEntgegenkommende Dankbarkeit¹ bedeutet, dem Meister des Hauses in allen Belangen zu dienen.«
    »Du bist erst seit wenigen Stunden Meister, und schon hast du dich in einen grausamen Despoten verwandelt.«
    »Das wohl kaum, aber ich glaube, du bist eine Hüterin, die ernsthaft an ihrer Einstellung arbeiten muss.«
    Ich wollte gerade schon etwas Passendes darauf erwidern, als aus einem stillen Winkel meines Gehirns ein Alarmsignal ausgesendet wurde.
    Ich lief langsamer und blieb dann stehen. Ich stemmte die Arme in die Seiten, denn ich atmete noch relativ schnell, und sah mich um.
    Ethan bemerkte, dass etwas nicht stimmte, und hielt ebenfalls an. Er war ein paar Meter weitergelaufen, aber da er immer vorsichtig war, kehrte er zu mir zurück.
    »Was ist los?«
    Ich suchte die Umgebung mit all meinen Sinnen ab, um festzustellen, was die Warnung ausgelöst hatte. Abgesehen von unseren schnellen Atemzügen waren keine anderen ungewöhnlichen Laute zu hören. Eine Autotür wurde am Ende des Straßenblocks geöffnet. In einer Gasse miaute eine Katze. Der Verkehrslärm von nahegelegenen Straßen. Ich sah nichts Ungewöhnliches, und auch die Gerüche waren völlig normal - es roch nach einer kalten, dunstigen Nacht in der Stadt.
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte nur so ein Gefühl. Interne Alarmanlage.«
    Wenn Ethan das zu mir gesagt hätte, hätte ich wohl etwas Sarkastisches erwidert, aber in seinem Blick lag keine Belustigung. Ich empfand es als großes Kompliment, dass er mir glaubte, etwas bemerkt zu haben, selbst wenn ich nicht wusste, was es war.
    »Instinkt ist wichtig«, sagte er. »Manchmal entdecken die Sinne etwas, was der Verstand noch nicht verarbeiten kann.«
    Ich nahm seine Hand und drückte sie. Dann drängte ich mich an ihn heran und schob ihn etwas weiter von der Straße weg hin zu einer Außenmauer, die diesen Teil des Bürgersteigs begrenzte.
    Da ich eine gute Hüterin und außerdem eine Auszubildende Ethan Sullivans war, begann ich die nächsten Schritte zu planen. Wir waren nicht weit vom Haus entfernt, und wir konnten, wenn nötig, problemlos zurücklaufen, aber dann wären wir für meinen Geschmack zu ungeschützt. Ein Anruf bei Luc mit der Aufforderung, uns abzuholen, wäre sicherer, aber ich wollte mich keiner Agoraphobie überlassen, wenn es nicht den geringsten Hinweis auf eine tatsächliche Bedrohung gab.
    »Merit?«, fragte Ethan.
    »Es tut mir leid, dich meine Autorität spüren zu lassen«, sagte ich zu ihm, »aber ich bin die Hüterin, und ich werde dich unversehrt ins Haus zurückbringen. Ohne Diskussion. Bleib an meiner Seite.«
    »Jawohl, Madame«, sagte er, und ich war mir ziemlich sicher, dass er das anzüglich meinte.
    »Jogge einfach bis zum Ende des Straßenblocks weiter. Menschliches Tempo. Keine Angebereien.«
    Er knurrte verächtlich, weil er sein Licht unter den Scheffel stellen sollte, hörte aber auf mich. Wir liefen bis zum Ende des Blocks, langsam und schweigend ... und dann hörte ich es.
    Das leise Knirschen von Kies unter Autoreifen.
    Hast du das gehört?
, fragte ich Ethan unsere telepathische Verbindung nutzend.
Ein Wagen hinter uns, auf sieben Uhr.
    Amerikanisch, so wie er sich anhört. Kräftiger Motor.
    Es war klar, dass du so etwas sagen würdest
, scherzte ich, um unsere Anspannung ein wenig zu

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