Chicagoland Vampires
Seite.
»Sei bitte vorsichtig.«
»Wobei?«
»Bei dieser Mission.«
»So vorsichtig wie möglich«, versprach ich ihm. Ich bemühte mich, unbeschwert zu klingen, aber damit konnte ich ihn nicht täuschen. Er hielt mich kurz am Arm fest. »Und wenn sie für dich zur Gefahr wird?«
Ich sah zu ihm auf, denn mein Herz pochte plötzlich wie wild.
»Sie wird dich vielleicht bedrohen«, sagte Ethan. »Mallory hat sich an einer Magie versucht – und wird es wahrscheinlich erneut versuchen –, die keinem anderen Zweck dient, als anderen zu schaden, einschließlich dir selbst.«
Die Entschlossenheit in seinem Blick machte mich nervös. Sein Beschützerinstinkt ließ mich erschauern, aber für Mallory verhieß er nichts Gutes.
»Wenn es auf eine Entscheidung zwischen dir und ihr hinausläuft …«
Ich schwieg einen Moment. »Was dann?«
Er brachte den Satz nicht zu Ende, aber das musste er auch nicht. Er warnte mich, entschuldigte sich dafür, was er Mallory antun könnte, falls – wenn – sie wieder in unser Leben trat. Aber dieses Gespräch wollte ich jetzt nicht führen.
»Sie ist meine beste Freundin. Sie ist praktisch meine Schwester.«
»Sie hat dich mit ihrer Magie niedergestreckt. Sie hat versucht, die drittgrößte Stadt dieses Landes zu zerstören, und sie hat versucht, mich in ihren Diener zu verwandeln, weil sie das Recht zu besitzen glaubt, das Böse zu entfesseln.«
Ich schluckte meine Angst und meinen plötzlich aufkommenden Zorn auf Mallory hinunter und stellte mich ihm. »Ich kann nicht zulassen, dass du ihr wehtust, Ethan.«
Sein Blick wurde noch entschlossener, und er hob mein Kinn mit dem Zeigefinger und Daumen hoch. »Ich weiß, dass du sie liebst. Daran habe ich keinen Zweifel. Aber wenn ich mich zwischen dir und ihr entscheiden muss, habe ich meine Wahl bereits getroffen.«
»Ethan –«
»Nein«, sagte er und durchbohrte mich mit seinen smaragdgrünen Augen. »Ich habe mich für dich entschieden. Ich habe es dir bereits gesagt – du bist mein, durch Blut und Knochen. Ich werde nicht zulassen, dass sie zwischen uns kommt, egal, wie krank sie ist.«
Sein Gesichtsausdruck wurde sanfter, vermutlich, weil er die aufkommende Panik in meinem Blick erkannte. »Ich wünsche es mir nicht«, sagte er. »Ich will nicht, dass es so weit kommt, aber die Entscheidung ist bereits getroffen. Es wird geschehen, was geschehen muss.«
»Wir tun dies nicht, um sie zu bestrafen«, ermahnte ich ihn. »Dies ist eine Rettungsaktion. Wir finden sie und bringen sie gesund und munter nach Hause. Wir werden alle drei nach Hause zurückkehren, gesund und munter. Sie hat dich mir zurückgebracht, Ethan. Ich kann ihr nicht vergeben, was sie angerichtet hat, aber das kann ich ihr auch nicht vergessen.«
Er nahm mich so plötzlich in die Arme und küsste mich so drängend, dass mir die Luft wegblieb. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich erneut so fordernd, dass es keinen Grund mehr gab, daran zu zweifeln, was ich ihm bedeutete.
Zu Anfang waren wir noch Feinde, Ethan und ich. Er rettete mein Leben, aber er war nicht bereit, mich als die Person zu akzeptieren, die ich war – und ich konnte ihn nicht akzeptieren.
Wir entwickelten uns zu guten Kollegen, erwehrten uns aber der Gefühle, die sich zwischen uns anbahnten. Als ich mich schließlich von seinen Annäherungsversuchen überzeugen ließ, errichtete er in seiner Sorge um mich und sein Haus erneut unüberwindbare Mauern.
Er opferte sein Leben für mich, und ich gestand mir endlich ein, wie viel er mir wirklich bedeutete.
Und durch ein Wunder – ein Wunder, das ein blauhaariges Mädchen verursacht hatte, das eigentlich unsere Welt zerstören wollte – wurde er mir wieder zurückgebracht … und dieses Mädchen war dennoch ein Hindernis zwischen uns.
Paiges Stimme schallte von unten zu uns herauf. »Wir können los!«
Ethan wich einen Schritt zurück und rieb sich mit der Hand übers Kinn. »Wir sollten nach unten gehen.«
Ich nickte, denn ich war mir nicht sicher, wie wir von vorne anfangen sollten.
Schweren Herzens begleitete ich ihn nach unten, wo Paige schon auf uns wartete. Sie schien einsatzbereit zu sein: schwarze Stiefel, strapazierfähige Hose, karierte Jacke mit passender Mütze und Ohrenschützern, unter denen ihre roten Locken hervorquollen. Sie war hier draußen vielleicht allein, aber diese Frau nahm ihre Aufgabe sehr ernst.
Wir folgten ihr nach draußen in die kühle Herbstluft. Es war eine angenehme Nacht
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