Chicagoland Vampires
verschwunden, als ich Tates unverkennbaren Geruch wahrgenommen hatte – aber sie war nicht in der Nähe des Silos oder Maleficium gewesen. Wir waren so sehr damit beschäftigt gewesen, uns mit ihr auseinanderzusetzen, dass wir keine Zeit dazu gehabt hatten, uns über Paige oder Tate Gedanken zu machen … oder den Zugang zum Silo.
Hatten Mallory und Tate etwa gemeinsame Sache gemacht?
Ich sah Ethan an. »Ich glaube, dass Mallory nur eine Ablenkung war.«
»Eine Ablenkung?«
»Tate und Mallory wollen beide das Buch. Mallory weiß, dass es sich im Silo befindet, und durch eine schnelle Internetrecherche wird sie die Tür ausfindig gemacht haben. Wenn sie sie so leicht gefunden hat, warum sollte sie dann so weit vom Silo entfernt auftauchen?«
»Sie war eine Ablenkung«, stellte Ethan fest. »Sie sollte uns ablenken, während Tate Paige aufsuchte und sie dazu zwang, ihm zu zeigen, wo im Silo sich das Buch befindet. Aber warum sollten Tate und Mallory zusammenarbeiten? Wie hätten sie sich überhaupt finden sollen?«
»Das weiß ich nicht«, sagte ich. »Aber warum sollten sie nicht zusammenarbeiten? Mallory will das Buch, beide wollen das Böse in ihm entfesseln, und wir sind ihnen zahlenmäßig überlegen. Sie können beide Magie einsetzen, Paige aber auch, und sie konnten nicht wissen, auf welche Art von Sicherheitsmaßnahmen sie stoßen würden.«
Ich ging zum Vordereingang zurück und sah nach draußen, aber es gab keinen anderen Hinweis darauf, dass irgendetwas nicht stimmen könnte. Die Farm sah aus wie jede andere Farm kurz vor Wintereinbruch: Bald würde Schnee fallen, dann würde er wieder schmelzen, und die neue Saat müsste ausgebracht werden.
»Zum Silo?«, fragte er.
Ich nickte. »Lass uns gehen.«
Wir gingen schweigend zu dem Feld hinüber, in dem sich das Silo befand, und hielten nach jedem noch so kleinen Hinweis auf die beiden Ausschau. Als wir uns dem Gebäude näherten, wurde der Duft stärker, als ob ein Gebäckproduzent in allernächster Nähe eine Fabrik eröffnet hätte.
Der Betonwürfel sah noch so aus, wie wir ihn verlassen hatten. Die Tür war verschlossen, und es gab weder übernatürliche Lichter noch Geräusche, die uns darauf vorbereiteten, dass Tate und Mallory mit Magie um sich warfen.
Hoffnung keimte in mir auf. Vielleicht waren wir doch nicht zu spät.
»Sie sind da unten.«
Wir drehten uns um und sahen Todd, an dessen Schulter sich ein blutroter Fleck befand.
»Geht es dir gut?«
»Ich werde schon wieder«, sagte er. »Sie sind hineingegangen. Ich habe nur eine dieser Kugeln abbekommen.«
»Paige?«, fragte ich.
»Paige, die andere Hexe und der Dunkle.«
Tate hatte dunkle Haare; also war er wohl der Dunkle.
»Während wir mit Mallory gekämpft haben«, sagte Ethan, »hat Tate sich Paige geschnappt und darauf gewartet, dass Mallory uns den Gnadenstoß gibt.«
Vielleicht hatte Paige recht gehabt. Mit jeder ihrer Handlungen sorgte Mallory dafür, dass unsere Freundschaft ihrem Ende entgegenging.
»Vielen Dank für deinen Eifer«, sagte ich zu Todd. »Und vielen Dank für eure Hilfe.«
Er nickte. »Dieser Kampf ist für uns vorüber. Wir tauchen nun unter. Wir formieren uns neu. So leben wir unser Leben.«
Als er wieder zu mir aufsah, sah er verdammt sauer aus. »Setzt dem noch heute Nacht ein Ende.«
»Das haben wir vor«, versprach Ethan und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich möchte mich für mein vorheriges Verhalten entschuldigen. Meine Aussagen waren kurzsichtig und naiv. Es war uns ein großes Glück, dich kennengelernt zu haben und Seite an Seite mit deinen Männern auf dem Schlachtfeld zu kämpfen.«
Todd zögerte einen Moment und nahm dann die ihm angebotene Hand. »Viel Glück«, sagte er und eilte über das Feld davon. Stille senkte sich auf das Land, und Sterne funkelten am Himmel.
»Ich würde mich viel besser fühlen, wenn sie uns begleiten würden«, sagte ich.
Ethan brauchte mit seiner Antwort so lange, dass ich zu ihm hinübersah. Er hatte die Augen wieder zusammengekniffen und die Stirn gerunzelt.
Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Wo ist sie?«
»Ganz in der Nähe«, sagte er und rieb sich die Schläfen. »Ich kann spüren, wie unruhig sie ist. Aber diesmal fühlt es sich anders an.«
»Vermutlich bereitet sie sich darauf vor, wieder dunkle Magie einzusetzen – und diesmal meint sie es ernst. Kommst du zurecht?«
»Ich schaffe das. Lass uns das hinter uns bringen.«
Sein bissiger Unterton hielt mich davon ab, noch einmal
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