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Chicagoland Vampires

Chicagoland Vampires

Titel: Chicagoland Vampires Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Neill
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nachzuhaken. Er war ein großer Junge. Wenn er meine Hilfe brauchte, dann konnte er mich darum bitten.
    Vorsichtig öffneten wir die Tür zum Silo, die Waffen im Anschlag. Drinnen war es noch viel dunkler als hier draußen, und meine Augen hatten sich noch nicht daran gewöhnt. Ich machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn.
    Aber nicht vorsichtig genug.
    »Stopp!«, rief Ethan und packte mich am Arm, bevor ich in die Dunkelheit hinabstürzte.
    Die Hebebühne war verschwunden.
    Ethan riss mich zurück, bevor mich mein Schwung hätte hinabfallen lassen. Ein unkontrollierter Sprung in die Tiefe hätte nicht sonderlich angenehm für mich geendet.
    »Herrgott!«, sagte Ethan und zog mich vom Rand weg. Seine Hände zitterten vor Anspannung.
    »Wie es scheint, haben sie den Aufzug genommen«, sagte ich und sah über den Rand nach unten. »Wie sollen wir nach unten kommen?«
    »Das sind zehn Meter«, sagte Ethan. »Ich kann da hinunterspringen, aber dir fehlt die Erfahrung.«
    »Das ist so nicht ganz richtig.«
    Ethan sah mich prüfend an.
    »Während du weg warst, habe ich gelernt zu springen. Nun ja, wie man fällt. Jonah hat es mir beigebracht.«
    »Ah!«, war die einzige Reaktion, die Ethan zeigte. Aber er sah mich für einen kurzen Moment mit einem Hauch von Neugierde an.
    »Er hat mir geholfen, als du … weg warst«, erklärte ich, obwohl er mich nicht um eine Erklärung gebeten hatte.
    »Ich bin nicht eifersüchtig, Hüterin.«
    »Okay.«
    »Es gibt keinen Grund für mich, eifersüchtig zu sein.«
    Ich war im gleichen Maße amüsiert und elektrisiert von seiner Angeberei. Das war Ethan auf der Überholspur, der mit Bleifuß auf sein Ziel zuraste und sich ausnahmsweise nicht von politischen Überlegungen ablenken ließ.
    »Zurück zum Thema«, empfahl ich daher. »Wer als Erster hinabspringt, könnte die Plattform wieder nach oben schicken?«
    »Das ist zu laut. Wir müssen leise sein, sobald wir unten sind. Vermutlich weiß einer von beiden ohnehin schon, dass wir auf dem Weg sind, aber wir müssen uns nicht auch noch lautstark ankündigen.« Er sah mich an. »Du bist sicher, dass du das kannst?«
    Ich konnte nicht leugnen, dass mir dieser Sprung, wie alle anderen auch, Angst einjagte, aber ich glaubte, dass Ethan das in diesem Augenblick nicht zu hören brauchte. Meine Angst war auf jeden Fall kein Grund, es nicht zu tun. Wenn ich allem, vor dem ich Angst hatte, auszuweichen versuchte, dann würde ich das Haus niemals verlassen.
    »Ich gehe als Erster«, sagte er, und bevor ich ihm widersprechen konnte, war er schon verschwunden. Ein kurzer Lufthauch war alles, was oben von ihm zurückblieb. Zwei Sekunden später hörte ich, wie er unten landete.
    Meine Augen hatten sich endlich an die Dunkelheit gewöhnt, und ich sah über den Rand nach unten. Ethan gab mir ein Zeichen. Als er Platz gemacht hatte, steckte ich mein Schwert in seine Scheide, atmete tief durch und sprang.
    Das Schlimmste am Sprung für einen Vampir – und es war das wirklich einzig Schlimme daran – war der erste Schritt. Er war für Vampire genauso unangenehm wie für Menschen – dieses Übelkeit erregende Gefühl, das man beim plötzlichen Fall empfand, und die Angst, dass man den Sprung nicht überlebte.
    Aber dann änderte sich alles.
    Die Welt wurde langsamer, als ob sie sich uns anpassen wollte. Aus vielen Metern wurde ein einziger, anmutiger Schritt, und solange man locker in den Knien blieb, war die Landung überhaupt kein Problem.
    Ich landete, wie es sich für eine Superheldin gehörte – in geduckter Haltung, ein Knie gebeugt, eine Hand auf dem Boden und die andere auf dem Schwertgriff. Ich sah zu Ethan auf.
    Sein Blick war voller Stolz.
    »Du kannst es«, flüsterte er.
    Ich stand auf, richtete meinen Schwertgürtel und zog meinen Jackensaum gerade. »Hast du an mir gezweifelt?«
    »Ich habe nicht gezweifelt«, sagte er. »Ich wollte mir lediglich … einen Eindruck verschaffen.«
    Ich schnaubte verächtlich, ging aber nicht weiter darauf ein. So Gott wollte, gab es für mich später genügend Zeit, ihm das heimzuzahlen.
    Wir spähten in den Flur, der vom Aufzugsschacht wegführte. Das Licht war eingeschaltet, aber keine Spur von Tate, Mallory oder Paige.
    Ich sah zu Ethan hinüber, meinem erstklassigen Warnsystem für verärgerte Hexenmeisterinnen. Er zuckte erneut zusammen, was mich erahnen ließ, dass ihm Mallory wieder Kopfschmerzen bereitete, aber er stand noch.
    »Glaubst du, Paige hat sie direkt zum Buch geführt?«,

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