Chicagoland Vampires
ihnen, nahm eine entspannte Haltung ein und bereitete mich auf den Angriff vor.
»Du weißt, dass ich das nicht tun werde.«
Ein weiterer magischer Impuls raste durch den Raum, und offensichtlich entstammte er dem Buch. Der Boden und die Wände erzitterten.
Ich würde den Teufel tun und ihnen erlauben, mich unter dem Beton und Stahl eines vierzig Jahre alten Raketensilos in Nebraska zu begraben.
»Ethan«, sagte ich, »ich greife von unten an.«
»Dann ich von oben«, sagte er und schritt mit gezücktem Schwert vor.
Ich wich einen Schritt zurück und rannte dann mit voller Geschwindigkeit auf Tate zu. Seine Augen wurden groß, als ich mich auf ihn zubewegte, aber Ethan lenkte ihn mit einem Schwertschlag ab.
Ich ließ mich auf die Knie fallen und nutzte den Schwung, um über den glatten, bemalten Betonboden zu Mallory auf der anderen Seite des Raums zu rutschen.
Ich kam wieder hoch, überließ es Ethan, sich um Tate zu kümmern, und richtete mein Schwert auf sie.
»Das ist das letzte Mal, Hexe, dass ich das sage. Verschwinde!«
Sie sah vom Maleficium auf. Ihre blutigen Finger schwebten über dem Text, und in ihren Augen lag ein unbezwingbarer Schmerz.
Ich hätte ihrem Zorn, ihrer Angst oder Erschöpfung mit Worten begegnen können, aber der Schmerz war sein eigener Herr, und ich war mir nicht sicher, ob Worte in diesem Fall noch helfen konnten.
Ich hörte, wie Fleisch und Knochen knackten, und sah zu Ethan zurück. Er hatte es bei Tate altmodisch mit einem weiteren rechten Haken versucht, vermutlich als Dankeschön dafür, dass er ihm den Mercedes zu Schrott verarbeitet hatte.
Doch diesmal sah Tate den Angriff kommen, und er wich ihm schnell genug aus. Er hatte eine Hand gehoben, Ethans Faust gefangen und hielt sie einfach fest, während Ethan ihn wütend anfunkelte.
»Ich war davon ausgegangen, dass meine bisherigen Warnungen irgendwann ernst genommen werden würden.«
»Ich brauche manchmal ein wenig länger.«
»Auch im hohen Alter kein bisschen weise, hm?« Scheinbar mühelos wirbelte Tate Ethan durch den Raum. Er flog krachend gegen eine der Stahlstützen.
»Ethan!« Mein Herz setzte für einen Schlag aus, bevor er zu Tate aufsah. Blut lief ihm aus einer Schnittwunde am Kopf herab, und er brauchte länger als sonst, um aufzustehen, aber er stand auf.
Ich wollte schon zu ihm hinrennen, als er mich entsetzt ansah.
»Hinter dir!«, brüllte er.
Ich sah hinter mich. Mallory hatte eine Kugel aus Magie herbeigezaubert, die nun glühend zwischen ihren Händen schwebte. Der bläuliche Schimmer huschte über ihr Gesicht, was sehr unvorteilhaft aussah, als ob sich Schulkinder mit einer Taschenlampe unters Kinn leuchteten. Und dann, als ob ich ihr völlig fremd wäre – eine Bedrohung, nicht eine langjährige Freundin –, schleuderte sie mir die Magie entgegen.
Ich wollte mich instinktiv ducken. Immerhin hatte ich die eine oder andere Kugel und einige Funken von einem Dutzend anderer abbekommen, als ich mich im Training nicht schnell genug bewegt hatte. Ich nahm an, dass damals nur Kugeln mit geringer Magiewirkung zum Einsatz gekommen waren, aber selbst diese hatten einige hässliche Verbrennungen hinterlassen, bei der auch ein Vampir mit seinen beachtlichen Selbstheilungsfähigkeiten Tage brauchte, um sie verschwinden zu lassen.
Ehrlich, diese instinktive Reaktion wurde praktisch sofort ausgelöst, und ich wich zwei oder drei Kugeln aus, die an den Wänden hinter mir zerplatzten.
Aber während ich ihnen auswich, stellte ich mir auch eine Frage …
Catcher hatte mir nicht erlaubt, mit meinem Schwert Völkerball zu spielen. Ich war davon ausgegangen, dass er mein uraltes Katana nicht beschädigt sehen wollte. Aber was wäre, wenn das Problem nicht der Schaden am Schwert – sondern der Schaden an der Magiekugel war?
Diese Möglichkeit, so dachte ich mir, war ein kleines Experiment wert. Daher stellte ich meine Versuche, Mallorys Magie auszuweichen, ein und starrte sie verächtlich an.
Ich packte den Schwertgriff mit beiden Händen und hob es hoch … wie einen Schläger.
Alles oder nichts, dachte ich.
Mallory warf die Kugel wie bei einem Baseballspiel in die Luft, gerade, kräftig und auf mein Herz gezielt. Ich bewegte meine Finger locker am Griff … und als der richtige Moment gekommen war, schlug ich zu.
Alles oder nichts.
Die Schwingungen, die die reine Magie und der magische Stahl auslösten – Stahl, den ich vor vielen Monden mit meinem eigenen Vampirblut gehärtet hatte –,
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