Chicagoland Vampires
erhalten.«
Kelley und ich beugten uns vor und sahen, wie das Bild eines Mannes, der genau wie der frühere Bürgermeister Chicagos aussah, den Bildschirm ausfüllte.
»Wie es scheint, können wir hiermit bestätigen, dass Tate irgendein Ziel verfolgt«, sagte Luc.
Ich seufzte. »Das stimmt«, pflichtete ich ihm bei. »Das Problem ist nur – welcher Tate ist das? Und welches Ziel verfolgt er?«
Wir starrten auf die beiden Bilder von Tate, eins in Farbe, eins in Schwarz-Weiß. Wir vergrößerten sie, verkleinerten sie, versuchten irgendeinen Hinweis zu entdecken, durch den wir hätten herausfinden können, welcher der Tates das Verbrechen begangen hatte. Aber es gab keine Narben. Keine Muttermale. Keine Haarwirbel oder erkennbaren Geburtsmale. Allem Anschein nach gab es nichts, womit man diesen Tate von dem anderen hätte unterscheiden können.
Pech gehabt.
Das war aus zwei Gründen problematisch. Erstens kamen wir der Antwort auf die Frage, was die Tates waren und wohin sie als Nächstes gehen würden, keinen Schritt näher. Wenn wir auch nur die geringste Hoffnung darauf haben wollten, diese Kerle dingfest zu machen, dann mussten wir herausfinden, was sie waren, denn nur dann konnten wir eine Angriffsstrategie entwickeln. Andernfalls würden wir gegen diese magischen Wesen, die nicht die geringste Schwäche aufzuweisen schienen, nicht die geringste Chance haben.
Nicht einmal meine Fangzähne konnten mir aus dieser Patsche helfen.
Zweitens, und das war viel wichtiger, wenn einer der Tates seine früheren Komplizen umbrachte, wo steckte dann der andere Tate? Hatten sie sich getrennt? Waren sie beide dabei, ihre ureigenen Ziele zu verfolgen und dabei doppelt so viel Chaos wie zuvor anzurichten?
Eigentlich war eine Mordermittlung nicht unsere Aufgabe, aber wir hatten mit Paulie und mit Tate einiges erlebt, und damit fiel diese Geschichte definitiv in unseren Aufgabenbereich. Außerdem hatte Diane Kowalczyk Tate schon einmal aus der Patsche geholfen, und sie würde keinem von uns Übernatürlichen einen Gefallen tun.
Wir brauchten mehr Informationen. Und ich hatte eine ziemlich gute Idee, wo ich sie herbekommen konnte. Nun ja, tatsächlich hatte ich drei Ideen. Wenn Tate sich verdoppeln konnte, dann würde ich noch einen drauflegen: Ich würde mich verdreifachen.
Ich rief als Erstes meinen Lieblingsformwandler an. Wie sich herausstellte, dachte auch er an Mord.
»Hast du das Foto gesehen?«, fragte Jeff.
»Ich habe es gesehen. Ich bin in der Operationszentrale und habe dich auf Lautsprecher geschaltet. Was weißt du?«
»Nicht viel«, sagte er. »Vier Tote, ein ehemaliger Bürgermeister als Verdächtiger. Nun, zumindest die eine Hälfte des doppelten früheren Bürgermeisters. Habt ihr mehr?«
»Nein. Wir haben über die außergewöhnliche Brutalität gesprochen, aber das war es dann auch schon.«
»Ja, mit Paulie hat es definitiv ein böses Ende genommen. Je nachdem, wen man fragt, hat er das bekommen, was er verdient hat.«
»Lass uns das mal etwas näher beleuchten. Weißt du irgendetwas über Pauli, das darauf hinweisen könnte, dass Tate dieser Meinung war?«
»Nicht, dass ich wüsste, aber ich kenne seine vollständige Akte nicht. Sie liegt auf den Servern des Chicago Police Department, und ich müsste mich da mal umschauen, wenn du verstehst, was ich meine.«
Er schwieg einen Augenblick lang, als ob er darauf wartete, dass ich gegen sein Vorhaben, sich für diese Informationen in die Server einzuhacken, Einwände erhob. Aber es war Bürgermeisterin Kowalczyks Schuld, dass Tate hatte entkommen können, also hatte ich damit kein großes Problem.
»Tu, was du tun musst«, sagte ich auf Lucs Nicken und sprach ihn damit von allen vampirischen Einwänden frei.
»Werde ich«, sagte er. »Ich schau mich mal um und melde mich dann. Bis dahin solltet ihr vorsichtig sein. Ich kann mich ja täuschen, aber es sieht so aus, als ob Tate reinen Tisch machen wollte. Ich würde jedem, der jemals mit ihm in Kontakt war, raten, aufmerksam zu sein.«
Leider hatte er mit dieser Vermutung wahrscheinlich recht. Deswegen galt mein zweiter Anruf Gabriel (meinem zweitliebsten Formwandler, aber das würde ich ihm niemals sagen).
»Hast du einen Augenblick Zeit?«, fragte ich ihn und überging den Austausch von Nettigkeiten.
»Wenn’s kurz ist. Was ist los, Kätzchen?«
»Ein ehemaliger Kollege von Tate ist tot. Heute umgebracht, außerdem vier weitere Menschen, die sich in seiner Nähe befanden. Es war ein
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