Chicagoland Vampires
Gemüsesäfte).
Ich gab ihr das Klemmbrett zurück. »Hat er das bei seinem letzten Besuch auch schon verlangt?«
»Nein, hat er nicht«, sagte Margot und hängte es wieder an den Haken. »Das kratzt mich auch nicht – ich kann alles kochen. Aber wenn er es sich hier gemütlich macht, ist das wohl kein gutes Zeichen, oder? Wie auch immer – heute Abend ist er sowieso im Haus Navarre.«
Viel Spaß, Morgan Greer, Meister des Hauses Navarre! Morgan bekam Wutanfälle, die wohl nur Zweijährige beeindruckten, aber ich wünschte ihm trotzdem kein Abendessen mit dem Greenwich Presidium an den Hals.
»In diesem Fall stellt sich nur noch die Frage, was ich dir schulde, wenn du der Operationszentrale etwas nach Chicagoer Art zauberst? Könntest du das auf die Schnelle zubereiten?«
»Ich kann alles auf die Schnelle zubereiten«, sagte sie mit einem übermütigen Grinsen. »Ich lasse es euch runterbringen, wenn wir fertig sind.«
Ich bedankte mich bei Margot und ließ sie wieder Schiedsrichter spielen. Ich konnte mir durchaus eingestehen, dass das Abendessen nur eine Ablenkung war, etwas, das mich beschäftigt hielt, während mein Unterbewusstsein unaufhörlich die Frage nach dem aktuellen Stand meiner Beziehung zu Ethan stellte und sich Gedanken über Tates Amoklauf machte. Aber ich hatte auch weiterhin meine Aufgaben zu erfüllen – und Essen gehörte dazu –, selbst wenn zwei Tates frei herumliefen. Außerdem wusste ich ja nicht einmal, wo ich nach ihnen suchen sollte. Ich ging in Gedanken noch einmal durch, was wir wussten.
Seth Tate war ein magisches Wesen unbekannten Ursprungs. Er war wahrscheinlich ein altes Wesen und duftete nach Zitrone und Zucker.
1. Er hatte sich in zwei »Dinge« gespalten, nachdem Mallory einen Zauberspruch gewirkt und er im selben Augenblick das Maleficium berührt hatte.
2. Eins dieser beiden »Dinge« hatte einen früheren Komplizen umgebracht, aber ohne dabei Magie zu verwenden. Unglücklicherweise kostete es auch die Leben derjenigen, die sich in diesem Moment in seiner Nähe befunden hatten.
Ich hielt inne. Wenn der Zauberspruch seine Teilung ausgelöst hatte, dann würden uns weitere Informationen über diesen Zauberspruch vielleicht einen Hinweis auf seine Identität geben und darauf, wie man ihn aufhalten konnte. Ich huschte kurz auf die Hintertreppe und holte mein Handy heraus. Ich war mir nicht sicher, ob Mallory überhaupt ein Handy oder andere Dinge, mit denen sie mit der Außenwelt in Verbindung treten konnte, zugestanden worden waren, aber ich kannte zumindest eine Person, mit der sie kommunizieren durfte.
Er nahm beim ersten Klingeln ab und antwortete leise, aber wie üblich im barschen Ton: »Catcher Bell.«
»Hier spricht Merit. Hast du schon das von Paulie gehört?«
»Habe ich. Jeff hat mir eine SMS geschickt.«
»Hör mal, wir sind in einer Sackgasse angelangt. Ich muss wissen, welchen Zauberspruch Mallory diesmal verwendet hat, um das Maleficium zu aktivieren. Kannst du das herausfinden?«
»Sie soll eigentlich nicht darüber sprechen. Sie soll sich stattdessen auf das Hier und Jetzt konzentrieren, nicht auf die Magie, mit der sie diese Katastrophe heraufbeschworen hat.«
Ich setzte mich auf die Treppenstufen. »Das verstehe ich nur zu gut. Aber Tate hat mehr als deutlich gemacht, dass er auch vor einem Mord nicht haltmacht, und ich weiß nicht, wer sein nächstes Ziel ist.«
Schweigen. Dann: »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Danke. Ist alles in Ordnung bei dir, Catcher?«
Er brauchte lange für eine Antwort. »Ich versuche, damit fertigzuwerden. Mit ihrem Versagen. Mit meinem.«
Da er seine Worte nicht weiter ausführte, schien dies das Ende unseres Gesprächs zu sein. »Okay. Ruf mich an, wenn du was herausfindest.«
Er grunzte kurz und legte dann auf.
Ich steckte mein Handy wieder weg, rieb mir über das Gesicht und saß eine Zeit lang in der von mir gesuchten Dunkelheit. Die Vampire benutzten die Hintertreppe kaum. Hier war es ruhig und leer; man fand eine gewisse Abgeschiedenheit, die es im Rest des Hauses nicht gab.
Viel gab es nicht zu sehen – in einem warmen Beigeton gehaltene Wände und ein unauffälliger Teppich –, aber ich konnte einen Moment nur für mich und einfach ich sein. Diese Gelegenheit bot sich mir nicht oft.
Da ich allein war, erlaubte ich mir eine weitere Auszeit. Ich ließ meine Schutzmauern sinken – die emotionalen und mentalen Blockaden, die ich gegen all die beiläufigen Eindrücke auf dieser Welt
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