Chicagoland Vampires
Videoüberwachungsplätze waren besetzt. Auch wenn mir die Gesichter bekannt vorkamen – ich hatte diese Vampire schon hier im Haus Cadogan gesehen –, so hatte ich keinen von ihnen zuvor in der Operationszentrale angetroffen.
Da meine Neugier geweckt war, betrat ich den Raum, deutete auf die Neulinge und sah Kelley an. »Was ist hier los?«, schrie ich, um die Musik zu übertönen.
Ich muss wohl etwas zu laut gewesen sein, denn alle drehten sich zu mir um.
Ich winkte verlegen.
»Aushilfen«, sagte Juliet. »Neue Wachen, auf Probe.«
»Ihr habt echt Leute eingestellt? Wie lange war ich bewusstlos?« Ich ließ meinen Blick über die Wachen gleiten, die alle die Uniform Cadogans (schwarze Anzüge) und kleine Ohrhörer trugen, die sie um ihre Ohrmuschel geklemmt hatten. Sie tippten schnell, betrachteten ihre Monitore aufmerksam und wirkten ziemlich kompetent auf mich.
»Sie sind Zeitarbeiter«, sagte Kelley und nickte im Rhythmus der Musik. »Wir haben das mit den Vorstellungsgesprächen aufgegeben.«
Das war verständlich, vor allem, wenn die wenigen Gespräche, an denen ich teilgenommen hatte, stellvertretend für den Rest standen. Die Bewerber verfügten weder über soziale Kompetenzen noch körperliche Fitness. Oder über irgendwelche anderen Fähigkeiten, die sie möglicherweise zu Wachen des Hauses Cadogan hätten werden lassen können.
»Freut mich zu hören. Dass ihr Zeitarbeiter habt, meine ich, nicht, dass die Vorstellungsgespräche furchtbar waren. Und was soll die Musik?«
»Vampire und Formwandler sind nicht mehr die einzigen Übernatürlichen in der Stadt!«, sagte Juliet und warf die Arme in die Luft.
Luc und Lindsey tauchten in der Tür auf, und Lindsey kreischte, als sie mich erblickte. Sie umarmte mich so fest, dass sie mir meine Rippe fast zum zweiten Mal brach. Einen Augenblick später ließ sie mich wieder los, aber nicht, ohne mir einen dicken Kuss auf die Stirn zu geben.
»Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!«
»Ich bin froh, wieder hier zu sein.«
Luc zog die Tür zu und ließ dann einen der Neulinge die Musik leiser stellen. »Der große Chef ist im Haus«, sagte er, »also sollten wir unsere Feierlichkeiten möglichst einfach und weniger lautstark gestalten. Diese Abteilung ist im Vergleich zu allen anderen im Haus effizienter und überzieht nie ihr Budget. Wir sorgen dafür, dass bei uns alles ruhig verläuft, und wir sorgen dafür, dass das Greenwich Presidium seine Nase hier nicht reinsteckt.« Luc setzte sich an den Konferenztisch und legte seine Beine darauf. »Auch wenn wir natürlich einen entscheidenden Grundsatz zu feiern haben. Eine meiner Grundregeln für den Erfolg dieses Hauses übrigens.«
Lindsey und ich verdrehten die Augen. Luc hatte eine Menge »Grundregeln«, »Grundsätze«, »Szenarien« und »Protokolle«. Er hatte auch kein Problem damit, uns regelmäßig darauf hinzuweisen.
Er deutete auf mich. »Der beste Verbündete eines Vampirs, Hüterin, ist der Kerl, der deinem Feind noch größere Kopfschmerzen bereitet als du selbst.«
Ich nahm an, dass er damit auf die Ankündigung der anderen Übernatürlichen anspielte, dass es sie auch noch gab, und er hatte vermutlich recht.
»Und ich werde dir sagen, was ich noch weiß«, sagte er und stieß eine Fingerspitze auf den Konferenztisch. »Wir haben unseren Meister zurück, unsere Hüterin lebt, und ich habe vier Neulinge, die ich schikanieren kann. Das Leben kann kaum schöner sein.«
Lindsey räusperte sich. Vernehmlich.
Lucs Ohren liefen hochrot an. »Nun, es kann noch ein wenig schöner sein.«
Lindsey sah ihn strafend an. »Ein wenig?«
» Viel schöner«, sagte er. »Von Grund auf schöner. Unglaublich schöner.«
»Vielen Dank.«
»Gern geschehen, Zuckerschnäuzchen. Aber das ist ja noch nicht mal das Schönste daran. Jetzt, wo wir genügend Mitarbeiter haben, um die Sicherheit des Hauses zu gewährleisten, kann sich unsere Hüterin auf ihre Aufgabe konzentrieren, anstelle sich hier mit uns abzugeben.«
Ich setzte mich an den Tisch und schmollte ein wenig. »Ich hänge hier gerne rum. Ich habe keine Mitarbeiter.«
Lindsey räusperte sich erneut.
»Oder eine Lindsey.«
»Du bist hier jederzeit willkommen, aber du musst dir keine Gedanken mehr darüber machen, Patrouille zu gehen, wenn du eigentlich da draußen die bösen Jungs aufmischen sollst. Einverstanden?«
»Einverstanden«, sagte ich.
»Da wir gerade von deinen Aufgaben sprechen, sollten wir uns vielleicht die Frage
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