Chicagoland Vampires
stellen, warum eine mannsgroße Fledermaus die Polizisten unserer Stadt angreift.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich – vom verliebten Vampir zum Meisterstrategen. Er berührte einige Knöpfe auf der Konsole in der Mitte des Konferenztischs. Das Läuten eines Telefons war zu hören.
Jeff nahm den Anruf mit einem »Yo?« entgegen.
»Jeffrey, hier sprich Luc. Bei mir sind Kelley, Lindsey, Juliet, eine kerngesunde Merit und der Rest unserer nun voll besetzten Abteilung. Du darfst sie als ›Neulinge‹ bezeichnen.«
»Hallo, allerseits, hallo, Neulinge«, sagte Jeff. »Und natürlich ein Hallo an die kerngesunde Merit.«
»Hallo, mein Ritter in glänzender Rüstung«, sagte ich und setzte mich hin. »Oder zumindest mein Ritter mit der Rettungsdecke.«
»Das war doch gar nichts. Ich habe nur meine Pflicht getan. Was gibt’s denn?«
Luc beugte sich über die Freisprecheinrichtung. »Merit bringt uns gerade auf den neuesten Stand der Dinge. Wenn du Zeit hast, hätten wir dich gerne dabei.«
»Gott, ja,«, sagte Jeff ein wenig leiser. »Ich muss heute schon den ganzen Tag Anrufe von nervösen Übernatürlichen entgegennehmen.«
»Ich dachte, sie hätten zugestimmt, in die Öffentlichkeit zu treten?«, fragte ich mit einem Stirnrunzeln.
»Nur die vier Großen«, sagte Jeff. »Die anderen sind jetzt nervöser als je zuvor, und sie wollen ihrem Ärger definitiv Luft machen. In aller Deutlichkeit. Und ich kann im Augenblick überhaupt nichts für sie tun.«
»Ich kann ihre Sorgen nachvollziehen«, sagte Luc. »Nun, Hüterin, vielleicht berichtest du uns jetzt von diesem Engel, den wir in unserer Mitte begrüßen durften. Was ist er, und wie können wir ihn ausschalten?«
»Sein Name ist Dominik. Er ist ein Himmelsbote – ein gefallener Engel – vom Anfang der Zeit, und er hat sich von Tate abgespalten, als Mallory etwas zu beschwören versuchte und Tate dabei das Maleficium berührt hat. Dominik hat, wie ihr sicherlich alle gesehen habt, schwarze Flügel und sieht genauso aus wie Seth. Es gibt keinen körperlichen Unterschied, soweit ich es beurteilen kann.«
»Und er ist ein Sadist«, sagte Kelley, die sich auf einem Tablet Notizen machte.
Ich lächelte grimmig. »Das habe ich ihm auch gesagt.«
»Ich nehme nicht an, dass er dir seinen großen Plan verraten hat, während ihr euch im Sonnenschein unterhalten habt?«, fragte Luc.
»Nicht wirklich, aber seine Beweggründe sind ziemlich offensichtlich. Damals dachte er, die bestehenden Strafen würden nicht ausreichen. Gerechtigkeit und Vergeltung stehen ganz oben auf seiner Liste, wie im Codex Hammurapi . Er wollte die vier Polizisten töten, weil sie Unrecht begangen haben, und er wollte mich umbringen, weil ich ihn dabei gestört habe. Das ist auch der Grund, warum er Paiges Haus niedergebrannt hat, nachdem er und Seth aus dem Silo entkommen waren. Was ihn angeht, macht er seinen gewohnten Job.«
»Gefallener Engel. Die Waffe der Gerechtigkeit«, sagte Jeff.
»Genau«, sagte ich. »Aus dieser Perspektive betrachtet ergibt die Ermordung Paulies einen Sinn. Dominik scheint seinen eigenen Schwächen gegenüber komplett blind zu sein – dass er ein Mörder ist, zum Beispiel. Paulie hat sich an der Stadt vergangen, weil er hier Drogen verkaufte. Das hat ausgereicht, um den Gerechtigkeitsreflex bei Dominik auszulösen, obwohl Paulie damals eigentlich für ihn gearbeitet hat.«
»Das erklärt Dominik«, sagte Luc. »Aber was ist mit Seth? Irgendein Hinweis auf ihn? Irgendetwas?«
»Nichts, soweit ich weiß«, sagte Jeff. »Keine Spur von ihm, keine Hinweise online oder bei den anderen Übernatürlichen.«
»Er ist also abgetaucht«, sagte Luc. »Und selbst wenn einer von ihnen auftauchte, könnten wir sie nicht auseinanderhalten. Zumindest haben wir jetzt eine Ahnung davon, was sie sind.«
»Immerhin«, stimmte ich zu. »Aber das löst unser eigentliches Problem nicht.«
»Und das wäre?«, fragte Luc.
»Wir wissen nicht, wie wir sie aufhalten können.«
Dann machten wir uns an die Arbeit.
Es gibt zumindest eine Gemeinsamkeit zwischen Krimis und Krimiserien: ein Board, an dem sich das Foto des Opfers befindet, sowie Fotos und Namen der möglichen Verdächtigen und Zeugen. Wir entschieden uns für etwas Ähnliches, aber anstelle von Opfer und Verdächtigen hatten wir einen dämonischen Engel und jemanden oder etwas, von dem wir nicht genau wussten, um was es sich handelte.
Nun, wir hatten Bilder von Seth Tate und ein Standbild aus dem Film
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