Chicagoland Vampires
nicht nur mit Freude. »Es gibt nun ein Vakuum, in dem Hass gedeihen kann«, sagte ich, verschränkte die Arme und sah ihn an. »Wenn die Menschen nun nicht mehr gegen Vampire demonstrieren können, weil es so viele andere Möglichkeiten gibt, dann könnte McKetrick diese Lücke ausfüllen. Kowalcyzk ist immer noch unsere Bürgermeisterin, und soweit wir wissen, hört sie immer noch auf ihn. Er wird es hassen, wenn sich die Leute nun wieder blendend mit uns verstehen. Und er wird dafür sorgen, dass wir bald wieder in Schwierigkeiten sind.«
»Das erscheint durchaus möglich. Sogar sehr wahrscheinlich. Er ist ein hochmotivierter Kerl.«
Wir schwiegen für einen Moment und überlegten vermutlich beide, welchem Feind wir als nächste Zielscheibe dienten.
Aber als ich ihn wieder ansah, ruhte sein Blick auf dem Seidenslip, der mehr enthüllte, als er verbarg. Magie umgab uns, umschloss uns, als sich unser beiderseitiges Verlangen mit aller Macht in Erinnerung rief.
Ethan strich mit einer Fingerspitze zärtlich über meine entblößte Schulter, und ich erschauerte bei der Berührung. Ich schloss die Augen, und mein Blut geriet in Wallung, als seine Hand über meinen nackten Rücken glitt.
»Ethan«, sagte ich. Doch anstatt seinen Namen als Einladung zu verstehen, sich mir zu nähern, unterbrach er den Zauber.
Und wieder wurde meine Hoffnung enttäuscht.
»Es gibt so viele Dinge, vor denen man auf dieser Welt Angst haben sollte«, sagte ich. »Aber du gehörst nicht dazu. Es ist nur die Angst, die uns voneinander trennt«, sagte ich leise und ging dann in Richtung Badezimmer.
»Wo gehst du hin?«
»Duschen und mich anziehen.«
»Du musst noch völlig von der Sonne umnebelt sein, wenn du glaubst, dass du irgendwohin gehst«, sagte Ethan. »Du musst dich erholen.«
Mit der Hand auf dem Türgriff sah ich ihn mit demselben ausdruckslosen Blick an wie er mich. »Ich habe keine Zeit, mich zu erholen. Dominik ist immer noch da draußen, und wer weiß, wen er sich als nächstes Opfer aussucht. Ich muss herausfinden, wie er aufzuhalten ist.«
Ethan deutete auf das Bett. »Du legst dich sofort wieder hin.«
»Auf gar keinen Fall.«
Er hob herrisch eine Augenbraue. »Das war keine Bitte, Hüterin.«
»Schön, denn ich habe dich auch nicht um Erlaubnis gebeten.«
»Du hättest sterben können.«
»Bedauerlicherweise trifft das auf jeden einzelnen Tag meines Lebens zu. Gefahren gehören zu meinen Pflichten, Ethan. Eine Pflicht, die du mir auferlegt hast.«
Er verzog das Gesicht. »Ich versuche mich an die Gründe zu erinnern, warum ich dich zur Hüterin ernannt habe. Habe ich dir damit eine Lektion erteilen wollen?«
»Fragt sich nur, wer hier wem eine Lektion erteilt hat, geehrter Herr Professor?«
Er knurrte mich an, also beließ ich es dabei.
»Wir können uns nicht jedes Mal streiten, wenn ich zur Arbeit muss. Das nützt dem Haus nicht wirklich. Außerdem wärst du letzte Nacht sehr stolz auf mich gewesen, wenn wir mal außer Acht lassen, dass ich mich fast in Asche verwandelt hätte. Ich habe es geschafft, einen gefallenen Engel von seinem Ziel abzubringen, und ich habe einen Polizisten bezirzt, mir mein Schwert zurückzugeben.«
»Das ist beeindruckend.«
»Ist es. Wir wissen beide, dass ich trotzdem gehen werde.«
Er schäumte vor Wut, sagte aber zuerst nichts. Dann: »Du bist sturer als alles, was mir jemals untergekommen ist.«
»Ich habe nur von den Besten gelernt, Mr Sullivan.«
Ethan schnaubte, gab aber nach. Er drehte sich zur Seite und deutete mit großer Geste in Richtung Badezimmer: »Geh duschen und melde dich anschließend in der Operationszentrale.«
»Wie Ihr befehlt, Lehnsherr«, sagte ich und zog die Badezimmertür hinter mir zu.
Warum endeten alle unsere Gespräche mit einer geschlossenen Tür?
KAPITEL FÜNFZEHN
LEISTUNGSBEWERTUNG
Als ich geduscht hatte und meinen Wandschrank öffnete, entdeckte ich dort meine Lederklamotten, einschließlich der Jacke, die Catcher bei meiner Rettung mitgenommen hatte. Das Leder glänzte wieder nach der arbeitsreichen Nacht und war in einwandfreiem Zustand.
Ich zog mich an und warf einen Blick auf mein Handy. Es überraschte mich nicht, eine Nachricht von Jonah vorzufinden. Er fragte, ob ich mir auch wirklich eine Pause gegönnt und ausreichend Blut zu mir genommen hätte, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich antwortete ihm, dass ich noch lebte, aber gerne noch ein paar Stunden geschlafen hätte. Ich dankte auch Morgan mit einer Nachricht. Von ihm
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