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Chicagoland Vampires

Chicagoland Vampires

Titel: Chicagoland Vampires Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Neill
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er begann?
    »Das ist es«, erwiderte er. »Ich nehme allerdings an, dass die Stadt tagsüber wesentlich lebendiger ist.«
    Ich sah in Richtung Downtown, wo sich blinkende Wolkenkratzer in den Himmel erhoben. In zahlreichen Büros und Eigentumswohnungen funkelte das Licht, und knallrote Leuchtfeuer auf den Dächern dienten vorüberfliegenden Flugzeugen als Warnung. Der Ausblick ähnelte der Postkarte, die ich auf unsere Reise nach Nebraska mitgenommen hatte. Mir wurde klar, dass ich gar nicht nachgesehen hatte, ob das kleine Stück Papier den Unfall überstanden hatte.
    »In Downtown ist immer was los«, stimmte ich ihm schließlich zu. »In Hyde Park eher weniger.«
    »Auch London hat seine ruhigen Fleckchen.«
    Ich nickte, und einen Moment lang sahen wir beide auf die schweigsame Stadt hinaus. Doch ich musste mich um meine Aufgaben kümmern. Ich hatte ein Monster zu jagen.
    »Sie wollten mich sehen?«
    »Ich möchte gerne deine Meinung hören?«
    »Meine Meinung?«
    »Zur Lage der Dinge in deinem Haus, Hüterin. Du bist seit einigen Monaten hier. Du wirst doch sicherlich eine Vorstellung vom Haus und den Dingen haben, die sich hier abspielen.«
    Ich hatte zu ziemlich vielen Dingen eine »Vorstellung«, aber das bedeutete nicht, dass ich sie mit Darius West erörtern wollte. »Ich glaube, das Haus funktioniert in Anbetracht der schwierigen Umstände so gut es möglich ist.«
    »Schwierige Umstände?«
    Sollte ich ihm wirklich alles noch mal aufzählen? Wir hatten uns darüber schon seit Monaten beim Greenwich Presidium beklagt.
    »Unsere Existenz wurde ohne unsere Erlaubnis der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Celina hat versucht, uns umzubringen. Mallory hat die Stadt in schwarze Magie getaucht. Ein übernatürlicher Bürgermeister – oder auch zwei – läuft dort draußen frei herum. Alles Probleme, die wir zu lösen haben.«
    »Und warum ihr, Merit? Warum müsst ihr sie lösen?«
    Darauf hatte ich keine konkrete Antwort, außer der naheliegendsten: Wenn nicht wir, wer sonst? Das Greenwich Presidium schien völlig festgefahren und außerstande zu sein, Entscheidungen zu treffen. Wer weigerte sich schon zu handeln, wenn die notwendigen Entscheidungen so klar und deutlich vor einem lagen? Hatten sie Angst davor, dafür verurteilt zu werden? Hatten sie Angst falschzuliegen? Wir hatten Verbündete, offizielle und inoffizielle – einige wenige Häuser, Formwandler, Nymphen, einige Feen und ein oder zwei aufmüpfige Hexenmeister. Zusammen schienen wir die Einzigen zu sein, die tatsächlich bereit waren zu handeln.
    Es war sehr leicht, Ethan – oder mich, Malik oder Luc – zu beurteilen, wenn man sich das Ganze nur stumm anschaute oder als Besserwisser aus sicherer Entfernung betrachtete. Wenn man mittendrin steckte, gab man einfach sein Bestes – und es schmerzte sehr, wenn andere glaubten, dass man sich nicht für das Gute einsetzte.
    Darius zog an seiner Zigarette und blies den Rauch ruhig und gleichmäßig durch seine Lippen. »Ich lebe schon sehr lange«, sagte er. »Nicht so lange wie Ethan, aber sehr lange. Ich habe viel erlebt und muss daher widersprechen, wenn du von schwierigen Umständen sprichst. Ich habe Weltkriege miterlebt, Hüterin. Ich habe zugesehen, wie Vampire in aller Öffentlichkeit gepfählt wurden, ohne Prozess, ohne Gewissensbisse.«
    Ich nickte. »Bei allem gebotenen Respekt – dass Sie schlimmere Zeiten erlebt haben, heißt nicht, dass unsere Zeiten frei von Problemen sind. Wir brauchen keinen Weltkrieg, um in eine brenzlige Situation zu geraten. Oder in eine gefährliche. Bevor Celina uns an die Öffentlichkeit verraten hat, wusste ich nicht einmal, dass Vampire existieren. Und das war wohl bei den meisten Leuten so, möchte ich wetten. Vielleicht hatten die Häuser früher Probleme, von denen ich nichts weiß. Aber wenn ja, dann sind es nicht dieselben, mit denen wir uns heute herumschlagen müssen.«
    »Wirklich wunderschön formuliert.« Er klopfte die Zigarettenasche am Gusseisen ab. Tausende kleine Funken erglühten in der Nacht. »Schlussendlich aber irrelevant.«
    Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie dann an der Wand hinter uns aus. Den Stummel steckte er in die Tasche.
    »Du bist jung«, sagte er. »Ich zweifle nicht daran, dass du ehrenwerte Absichten verfolgst. Aber diese Absichten richten sich nach diesem Haus, seinen Vampiren und seinem Meister. Meine Absichten sind gezwungenermaßen ganz anders gewichtet.«
    »Wir versuchen nicht, Ihnen Ihre

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