Chicagoland Vampires
Aufgaben zu erschweren, aber wir können diese Probleme nicht einfach ignorieren.«
»Genau das ist das Problem, Merit. Du wappnest dich gegen eine See von Plagen, um Shakespeare zu zitieren, aber du beendest sie nicht. Du machst sie nur noch schlimmer.« Er hielt eine Hand hoch, bevor ich ihm widersprechen konnte. »Die Beweislage ist eindeutig. Die Lage in Chicago hat sich seit einigen Monaten rapide verschlechtert, und das nicht nur, weil ihr Feinde in eurer Mitte habt. Denk nur an Haus Grey. Sie halten sich zurück, kümmern sich darum zu überleben, und wir haben weder mit ihren Novizen noch mit ihrer Führung irgendwelche Schwierigkeiten.«
Ja, aber das lag nur daran, weil er die Wahrheit nicht kannte. Er wusste nicht, dass der Hauptmann der Wachen des Hauses Grey ein Mitglied der Roten Garde war und mit uns auf den Straßen Chicagos ordentlich mitmischte.
Vielleicht war genau das der Grund, warum Jonah der Roten Garde beigetreten war – weil er seine Bestrebungen vor dem Greenwich Presidium verbergen wollte und auch Darius nichts davon mitbekommen sollte. Das war nicht die schlechteste Idee. Aber trotzdem: »Celina hat niemanden aus Haus Grey angegriffen, Tate ebenso wenig. Auch nicht McKetrick. Die Formwandler haben nicht Haus Grey um Unterstützung bei ihrer Versammlung gebeten. Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun? Den Kopf in den Sand stecken?«
»Was ich damit sagen möchte«, fuhr er entschlossen fort, »ist, dass es gewisser Fähigkeiten bedarf, um in einer Krise richtig zu handeln, anstatt sie noch schlimmer zu machen. Und ich möchte damit sagen, dass die momentane Führung dieses Hauses nicht über diese Fähigkeiten verfügt.«
Ich war viel zu sauer, um auf diese Aussage zu reagieren. Dieser Kerl saß in seinem bequemen Sessel in England und beschwerte sich über das, was hier geschah, in Chicago , vor Ort. Er musste nicht dieselben Entscheidungen treffen, die wir hier zu treffen hatten; er musste nicht dieselben Probleme untersuchen und lösen, mit denen wir tagtäglich konfrontiert waren. Welches Recht hatte er, sich über unser Verhalten zu beschweren?«
»Beruhige dich, Hüterin. Deine Verärgerung kann ich aus mehreren Metern Entfernung spüren. Du musst lernen, deine Emotionen besser zu verbergen. Wer seinen Standort in dieser Deutlichkeit verrät, wird Schwierigkeiten damit haben, heimlich zu agieren.«
Auf diese konstruktive Kritik antwortete ich nicht.
»Es ist nicht zu leugnen, dass die Beziehungen zwischen Menschen und Vampiren in Chicago optimierungsfähig sind. Vielleicht hätte man diesen Problemen aus dem Weg gehen können, vielleicht auch nicht.« Er sah mich an. »Es ist lebensnotwendig, dass der Meister dieses Hauses in der Lage ist, sich solchen Problemen zu stellen.«
»Was bedeutet, dass …?«
»Ist Ethan Sullivan in der Lage, dieses Haus zu führen?«
Mein Herz begann zu rasen. Er war nicht hier, um mich zu bewerten. Dieses Treffen drehte sich nicht um meine Aufgabe in diesem Haus oder darum, wie ich zur Vampirin gemacht worden war.
Darius war nicht nach Chicago gekommen, um sich Haus Cadogan in aller Ruhe anzusehen und dann den Beschluss des Sufetats umzusetzen.
Er war nach Chicago gekommen, um sich Ethan in aller Ruhe anzusehen.
Unglücklicherweise hatte ich schon längst jegliche Geduld mit Politikern und Strategen und ihren Machtspielchen verloren. »Wovor haben Sie Angst?«, fragte ich.
Darius wirkte verwirrt. »Wie bitte?«
»Haben Sie Angst vor dem, was er tun könnte, wenn Sie das Haus enteignen … oder wenn Sie es nicht tun?«
Er sah mich einen Augenblick lang an, und mich durchlief kurz eine Panik, dass ich den Bogen überspannt haben könnte.
Aber dann zwang er mich, Farbe zu bekennen. Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war, und sprach mit finsterem Tonfall weiter. »Sag du es mir, Hüterin. Erzähl mir von dem Mann, zu dem Ethan geworden ist. Er wurde von einer Hexe von den Toten erweckt, die ihn kontrollieren wollte, die ihn zu einem Gegenstand machen wollte, um ihre Magie besser einsetzen zu können. Diese Frau würde die Welt vernichten, wenn man sie einfach gewähren ließe. Kannst du mir mit hundertprozentiger Sicherheit garantieren, dass Ethan keinen Schaden durch diese Erfahrung genommen hat? Dass er hundertprozentig von ihrem Einfluss befreit ist?«
Ich war noch nie eine gute Lügnerin gewesen. Ich hatte immer an die Wahrheit geglaubt – an die unwiderlegbaren Tatsachen, die es
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