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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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außen undurchlässig war. Das fest eingearbeitete, mit Baumwolle umhüllte Wattekissen sog die Flüssigkeit schnell auf. Dann nahm er die vorbereitete Frischhaltefolie und zog sie schnell über die Innenseite der Maske, damit der Inhalt nicht vorzeitig verdunstete. Er tastete nach dem Revolver in der rechten Außentasche, den er aber nicht zu benutzen beabsichtigte. Die Gummihandschuhe hatte er natürlich lange vorher schon übergezogen. Als er das Auto schon deutlich hören konnte, nahm er den großen braunen Umschlag in die Linke und klemmte ihn so zwischen Arm und Körper, dass seine Finger um dessen Unterkante herum noch die Maske festhalten konnten. Er musste auf diese Weise ganz harmlos aussehen für den Mann im Auto.
    Jetzt bog der schwere dunkle Wagen um die Baumgruppe und seine Konzentration fokussierte sich völlig auf ihn. Er wartete, bis der Mercedes ihn passiert hatte, und just in dem Moment, als er vor dem Warndreieck zum Stillstand kam, war er schon an der Tür links hinter dem Fahrer angelangt. Er riss sie mit der Rechten auf und schlüpfte schnell in den Fond. Damit war Plan A eingeleitet und Plan B musste nicht zum Einsatz kommen.
    „He, was soll denn das ...“
    „Sie kriegen, was Sie wollen, keine Sorge. Stellen Sie den Motor ab.“
    Er reichte dem irritierten Fahrer, der sich mühsam nach ihm umzudrehen versuchte, den Umschlag nach vorn.
    „Haben Sie das Geld?“
    „Ich ... ja, aber ich will erstmal sehen, ob es auch ...“
    Der Fahrer nahm den Umschlag. Er stellte den Motor ab.
    „Bitte, sehen Sie nur nach ...“
    Während der Mann vor ihm versuchte, den stabilen, gut verklebten Umschlag aufzureißen, entfernte er rasch die Frischhaltefolie von der Maske. Er spürte förmlich, wie es dem Mann vor ihm unheimlich wurde.
    „Kenne ich Sie nicht?“, fragte er nervös. „Ihre Stimme ...“
    Abrupt hörte der Mann auf, an dem Umschlag zu nesteln. Da hatte er auch schon die Maske über Mund und Nase.
    „Genau. Ich bin es ... Fahr zur Hölle!“ Nur kurz versuchte sich der ältere Herr noch zu wehren, die Hände wegzuzerren, die die Maske eisern festhielten. Er wand sich, noch angeschnallt in dem festen schwarzen Ledersitz, dann ließ sein Widerstand nach und er sackte in sich zusammen.

30
    Mittwoch nach Ostern
    Der Staatsanwalt hatte gestern mit dem Durchsu-chungsbeschluss für das Haus von Frau Schanderl gezögert. Er hatte vorgeschlagen, noch abzuwarten, was in den Prozessakten stünde, die er für heute Nachmittag avisiert bekommen hatte. Vielleicht würde das ja schon genügen, vorerst ...
    Hattinger hatte zugestimmt. Hauptsache, sie würden bald erfahren, was in der Frauenklinik Dr. Martius damals geschehen war. Aber im Grunde hasste er nichts mehr, als einfach nur warten zu müssen, auf Akten, auf Unterlagen, auf Dokumente, die es zwar irgendwo gab, die aber aus verschiedensten Gründen erst gesucht, gefunden, freigegeben, verschickt und sonstwas werden mussten. Immerhin, wenn sie heute Nachmittag tatsächlich einträfen, wäre das ja schon rekordverdächtig schnell ...
    Gestern Abend hatte er noch mal mit Vera Antholz telefoniert, die sich tatsächlich zu freuen schien über seinen Anruf. Über das nächste Buch von Annette Kauffmann konnte sie ihm allerdings wenig sagen.
    „Annette hat sich da immer sehr bedeckt gehalten. Ich hatte nur den Eindruck, dass sie fest entschlossen war, schwierigen Themen nicht mehr auszuweichen. Früher hat sie um derlei Dinge einen weiten Bogen gemacht, aber in den letzten Jahren ist sie eher darauf zugegangen. Sie hat ja auch viel erlebt und gesehen auf den ganzen Reisen, das war sicher nicht nur eitel Sonnenschein. Ich denke, sie wollte jetzt wohl eher die andere Seite der Medaille beleuchten ...“
    „Und ham S’ jetz schon an Rückflug?“ Hattinger wunderte sich selbst, als er plötzlich danach fragte.
    „Ja, morgen, warum?“
    „Ja ... wegen der Beerdigung ... Sie ham doch gsagt ...“
    „Wissen Sie denn schon, wann sie stattfinden wird?“
    „Ah, nein, noch nicht, aber ... sobald ich was weiß, sag ich’s Ihnen.“
    „Ja, würde mich freuen ... kommen Sie denn auch?“
    „Ich denk schon, ja ...“
    „Gut. Wiederhören, Herr Kommissar.“
    Hattinger stellte verwundert fest, dass ihn diese Frau schon durch das Telefon anzog ... Das passierte ihm sonst eher selten.
    Just nach dem Gespräch fand er eine SMS auf seinem Handy:
    „Wir müssen reden. Mia.“
    Jetzt auf einmal ... War der Klampfenberti vielleicht schon wieder abgesprungen? Er

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