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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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bewiesen war. Und einen Zusammenhang zum Fall Kauffmann würde man vor der Öffentlichkeit gar nicht erst herstellen. Blieb nur die Hoffnung, dass sie mit ihrem Ablenkungsmanöver wirklich alle Fotografen und Presseleute abgehängt hatten, denn wenn die den Umfang des wirklichen Einsatzes mitbekommen hatten, dann würden sie sich ihren eigenen Reim auf die Zusammenhänge machen. Aber ein paar Stunden würden ihnen schon noch bleiben, bevor vielleicht der nächste Sturm über sie hereinbrach.
    Als sie nach Prien zurückkehrten, war auch Martin Haller wieder eingetroffen. „Schauen Sie mal ...“, sagte er und zeigte Hattinger ein Foto, das er mit seinem Handy gemacht hatte. Ein kleines Haus war darauf zu sehen, einfacher Sechzigerjahre-Stil, ziemlich zugewachsen und etwas heruntergekommen auf den ersten Blick. „Das ist Wolfgang Pichlers Haus in Breitbrunn.“
    „Aha. Und, war er da?“, wollte Hattinger wissen.
    „Nein. Aber ich hab mir erlaubt, mich ein bisschen umzusehen. Und das hab ich in seiner Garage neben dem Haus gefunden.“ Haller klickte ein Bild weiter. „Das Tor war zufällig nicht abgesperrt ...“
    Hattinger konnte gar nicht glauben, was er sah.
    „Hoppala ... Ja da schau her!“ Auf dem Foto war ein dunkelgrünes Schlauchboot auf einem leichten Trailer zu sehen. Und es sah nicht etwa verstaubt oder eingemottet oder uralt aus. „Oiso, wenn des a Zufall is, friss i an Besn!“
    „Das hab ich mir auch gedacht. Deshalb bin ich gleich auf dem Rückweg bei Herrn Reiter vorbeigefahren. Er hat bestätigt, genau so eins hätte er auf der Herreninsel gesehen an dem Tag, als er die Hand fand. Beziehungsweise sein Artus.“
    „Sehr gut, Herr Kollege.“ Hattinger war richtig aufgeregt. „Jetzt hamma vielleicht endlich a ernsthafte Spur.“
    Andrea Erhard kam aus dem Nebenraum und verkündete, dass die Prozessakten vom Fall Kauffmann wider Erwarten schon eingetroffen seien. Sie war fast etwas enttäuscht, dass die Resonanz eher mau ausfiel.
    „I glaub, die miassn jetzt erst amoi wartn“, beschloss Hattinger. „Mir fahrn uns a Boot oschaun.“
    Er gab kurz die neuesten Informationen weiter. Dann überlegte er es sich aber doch anders. Andrea Erhard und Petra Körbel sollten sich mit den Akten beschäftigen und er würde mit Wildmann und Haller nach Breitbrunn fahren. Unterwegs wollte er schon mal den Staatsanwalt informieren.
    Auf der Fahrt berichtete Haller, dass er mit den zwei jungen Frauen gesprochen hätte, die über die Osterferien das Haus von Pichler gemietet hatten. Zwei Lehrerinnen aus Frankfurt. Sie hätten ihn seit zwei Tagen nicht gesehen. Er sei ein komischer Kauz, aber sie seien schon ein paarmal da gewesen und hätten sich inzwischen an ihn gewöhnt. Das Haus sei zwar ein bisschen altmodisch eingerichtet und nicht übermäßig sauber, aber dafür viel billiger als alle anderen in vergleichbarer Lage.
    „Was wiss’ma denn scho über den Pichler?“
    „Relativ wenig“, antwortete Haller. „Er hat von seinem Vater, dem älteren Bruder von Frau Angermoser, das Haus in Breitbrunn geerbt und er lebt wohl von der Vermietung an Feriengäste. Frau Angermoser hat erzählt, dass er mit Annette Kauffmann zusammen die Mittlere Reife gemacht hat. Er ist aber danach abgegangen und hat die eine oder andere Lehre angefangen und wieder abgebrochen. Die Angermoser hält ihrem ,Wolferl’ zwar die Stange, aber ich würde sagen: hört sich nach gescheiterter Existenz an. Ach ja, und dass er ziemlich verliebt war damals in die Kauffmann, hat sie mir noch verraten. Die habe ihn aber abblitzen lassen.“
    „Aber ob er sie deswegen gleich zerstückelt, 20 Jahre später?“, wandte Wildmann ein.
    „Sie werdn’s ned glaubn, wozu die Leut fähig san aus verschmähter Liebe.“ Hattinger meinte nicht ganz bierernst, was er sagte, aber er dachte doch mit einem gewissen Zorn an Mia und ihren Haberer.
    „Polizeilich liegt jedenfalls nichts gegen Pichler vor. Er hat nur zweimal seinen Führerschein abgeben müssen, wegen Trunkenheit am Steuer. Zuletzt vor drei Monaten“, fügte Haller seinem Bericht hinzu.
    „Nomen est omen.“ Wildmann musste ab und zu dezent seine humanistische Schulbildung einfließen lassen.
    Sie fuhren in Breitbrunn die Seestraße hinunter und hielten kurz vor dem Seeufer, um zu Fuß weiterzugehen. Sie wollten möglichst wenig auffallen, und es waren ja auch genügend andere Spaziergänger unterwegs bei dem Wetter.
    „Badstraße ... ghört die ned in Monopoly zu de billigen

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