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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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nach draußen zum Telefonieren.
    „Der hat uns zum Narren ghaltn“, fuhr Hattinger fort.
    Andrea Erhard war noch nicht überzeugt. „Aber der hätt ja den Korb nur wegstellen brauchen, des war ja dann gar ned aufgfalln ...“
    „Ja freilich, hat er aber ned! Der Mann wollt bsonders unauffällig tun, und grad dadurch hat er auffällig ghandlt.“
    „Dann sollten wir vielleicht morgen den Korb holen und die Farbe analysieren“, schlug Petra Körbel vor.
    „Is nur die Frage, ob er dann no da is.“
    „Chef!“ Wildmann eilte wieder herein und klappte sein Handy zu. „Das war Gert Bürklin, aus der Schweiz. Der ist Barkeeper in einem kleinen Hotel in der Nähe von Bern. Er ist gerade von der Arbeit nach Hause gekommen und hat meine Nachricht gehört ...“
    „Ja, und?“, drängte Hattinger ungeduldig.
    „... der hat den Namen Albrecht Ostermeier noch nie in seinem Leben gehört. Der könnte höchstens irgendwann mal ein Hotelgast gewesen sein, hat er gemeint.“
    „Bingo!“ Hattinger knallte die Faust auf den Tisch. „I hab’s euch doch gsagt, der hat uns bschissn!“ Er sprang auf. „Also: Alle Mann versammeln, mir fahrn da hin, sofort – Hausdurchsuchung – Gefahr im Verzug! Genehmigung holn ma uns später. I woaß, dass alle müad san, aber des duldet koan Aufschub. Wer woaß, was der sonst no vorhat ...“
    Er rief wieder Fred Bamberger an. „Fred, du konnst wieder aufsteh, mir brauchan di!“
    Als sie das Haus verließen, kam gerade der Schlosser mit seinem Schweißgerät im Schlepptau die Einfahrt hochgeschnauft.
    „Duat ma leid, aber mir ham jetz koa Zeit, kommen S’ morgen wieder und setzn S’ es auf d’ Rechnung“, fertigte Hattinger ihn im Vorbeigehen ab.
    Der Mann starrte ihm sprachlos hinterher.

40
    Donnerstag nach Ostern
    Er lag lange wach in dieser Nacht. Er konnte einfach nicht einschlafen. Zu aufregend war es, dass seine Mission bald zu Ende ging. Zu aufwühlend waren die Erinnerungen, die ihn jetzt wieder mit aller Wucht überfielen.
    Er hatte ihn gefunden, den, der die Katastrophe ins Rollen gebracht hatte, vor ein paar Wochen erst war es ihm endlich geglückt, wahrscheinlich war es auch deshalb noch so aufregend.
    Alles was seine Tochter hinterlassen hatte, alles was geblieben war von ihr, in ihrem Zimmer, im Haus, hatte er zigmal durchgesehen, akribisch durchsucht, er hatte aber nicht den geringsten Hinweis gefunden, mit wem sie in jener Nacht zusammen gewesen war.
    Die Freundin, bei der sie angeblich geschlafen hatte, hatte er später zur Rede gestellt, sie war untröstlich über Marias Tod und schwor glaubhaft, sie wisse nicht, wo Maria gewesen sei. Sie habe den Anruf der Eltern abgewartet, dann sei sie gegangen und habe gesagt, sie käme bis zum Morgen wieder zurück und niemand würde etwas merken. Aufgekratzt sei sie gewesen, sie habe sich schön gemacht, geschminkt – was ihr Zuhause verboten war, wie er natürlich selbst am besten wisse. Ihre schöne weiße Bluse habe sie angezogen und sich einen kurzen roten Rock von ihr geliehen. Dann sei sie aus dem Haus geschlichen. Später habe sie bemerkt, dass Marias BH unter dem Kopfkissen ihrer Matratze lag.
    Er hatte es erst gar nicht hören wollen, dann hatte er versucht, die Gedanken daran wieder loszuwerden, aber irgendwo in den Tiefen seiner Erinnerung bohrten sie hartnäckig herum. Schließlich aber hatte er erkannt, dass es nichts bedeutete, als dass sie, naiv wie sie war, einem aufgesessen war, der sie ausgenützt, der ihre Arglosigkeit missbraucht hatte.
    Er lag unter dem sternenklaren Himmel und schaute hinauf in diese endlose, unvorstellbare Weite. Der wahre Trost, wenn es denn überhaupt einen gab, der einzig ernst zu nehmende, der lag da oben, in diesem grandiosen Schauspiel. Er ließ seinen Blick aufsaugen von der unendlichen Dunkelheit zwischen den Sternen, zwischen den Galaxien. Dort, wo nichts war, konnte man ungehindert reisen, nicht mit dem Körper, aber mit den Gedanken, mit der Phantasie. Eine alle Vorstellungen sprengende Zahl von Gestirnen war dort draußen im Nichts unterwegs, mit unvorstellbarer Geschwindigkeit, und niemand schien wirklich zu wissen, wohin sie eigentlich flogen, sie rasten einfach hinaus und strebten der Grenze des Nichts entgegen, was eigentlich keine Grenzen haben sollte, mochte man meinen, nur um dann, wenn man den Auguren der Physik, der Astronomie Glauben schenken wollte, im Laufe ebenso vieler Jahrmilliarden, die sie gebraucht hatten, um von einem einzigen, winzigen Punkt hinaus

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