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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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aber noch lange nicht, dass sich alle daran hielten. Aber die Wasserschutzpolizei war auch immer mal wieder nachts unterwegs, und denen durfte er auf keinen Fall begegnen. Beim Einpacken der Ausrüstung war ihm erst aufgefallen, dass er die kleine Taschenlampe verloren haben musste. Das ärgerte ihn. Erstens war sie sehr teuer gewesen und zweitens sehr hell und leicht. Er hatte stattdessen die große schwarze mitgenommen, aber die war viel schwerer und unhandlicher und die Batterien hielten nicht so lang. Dass sie die verlorene Lampe vielleicht gefunden hatten, war ihm hingegen egal, er musste spätestens ab jetzt bei jedem Schritt damit rechnen, dass er den Abschluss dieses Lebensabschnitts markierte. Er war keiner, der sich Illusionen machte. Auch das war ein Bestandteil des großen Plans, dass er irgendwann den Keller gegen eine Zelle eintauschen würde. Und dann gäbe er bereitwillig Auskunft über alles, kein Detail würde er auslassen ... Er war froh, dass er rechtzeitig vorgesorgt und schon vor Tagen das Boot und die Campingausrüstung im Auto verstaut hatte, so war es nur noch nötig gewesen, den Rucksack neu zu packen. Aber das war der einfachere Teil der Sache gewesen, schließlich hatte er gewusst, dass sie irgendwann kommen würden.
    Dass aber sein entscheidender Anruf so gut verlaufen war, das war nicht mit hundertprozentiger Sicherheit vorhersagbar gewesen. Doch es hatte auf Anhieb geklappt. Wieder einmal hatte sich dann doch der Volksmund bestätigt: Geld regiert die Welt. Der Dreckskerl war darauf hereingefallen, selbst wenn die Geschichte, die er ihm serviert hatte, völlig unsinnig war, wenn man sie mit nüchternem Verstand analysierte.
    Im Dunkeln tauchte plötzlich das Ufer vor ihm auf. Er stellte den Elektroaußenborder ab und klappte ihn hoch. Das Wasser war hier nur sehr flach, deshalb nahm er sein Paddel zur Hand und stakte das Schlauchboot vorsichtig Richtung Ufer. Als es nicht mehr weiterging, stieg er mit seinen hohen Gummistiefeln ins Wasser und zog das Boot in die kleine Bucht. Er hatte eine Stelle ausgekundschaftet, wo er es bequem an Land zwischen Bäume und Ufergestrüpp schleppen konnte, wo es gut getarnt wäre.
    Jetzt musste er nur noch ein gutes Plätzchen für die Isomatte und seinen warmen Schlafsack finden, dann konnte er in aller Ruhe abwarten, bis es hell wurde.

39
    Dieses Haus war verdammt groß. Es war noch viel größer, als es von außen wirkte, der hintere Teil war halb in den Hang hineingebaut. Jetzt hatten sie sich schon die halbe Nacht hier durchgepflügt, am Anfang hatten sie nur versucht, sich überhaupt einen Überblick zu verschaffen über die weitläufig verschachtelten Räumlichkeiten. Frau Schanderl, die Hausherrin, war immer noch nicht aufgetaucht, also hatten sie auch keine Hilfe bei der Orientierung erhalten, aber jetzt waren sie wenigstens im Groben einmal durch.
    Außer der üblichen Crew waren noch mehrere Polizeibeamte aus Prien dabei, die mithalfen, Akten, Kontounterlagen, Papiere etc. zu verpacken. Sie mühten sich, Zimmer für Zimmer, Winkel für Winkel zu durchforsten, eine echte Strafarbeit in diesem Haus. Hier war alles mit irgendeinem Zeug vollgestellt, Nippes in jedem Regal, auf jedem Fensterbrett, auf jeder Ablage. Naive Kunst, bayerische Landschaftsbilder, chinesische Vasen, Nymphenburger Porzellanfiguren, silberne Teekessel und vergoldete Weinkaraffen – nichts, was man hier nicht gefunden hätte. In diesem antiken Trödelladen steckte ein nicht zu unterschätzender Wert, das war klar, aber sich hier einen Überblick zu verschaffen war ein Unding.
    Um elf hatten sie sich eine Wagenladung Pizzas bringen lassen, die sie in der relativ lauen Nacht draußen auf der Parkplatzmauer verzehrten, auf der vorgestern noch Dr. Schanderl gesessen hatte, und nun war es schon wieder kurz vor zwei, und bis jetzt war eigentlich noch nichts aufgetaucht, was sie in irgendeiner Weise weitergebracht hätte. Vor einer Viertelstunde hatte einer der Priener Beamten immerhin einen Wandsafe hinter einem Bild im Klo entdeckt, ausgerechnet da hätten sie den nicht vermutet. Den zugehörigen Schlüssel hatten sie allerdings nicht gefunden, was also tun? Sie überließen die Entscheidung dem Chef.
    „Okay, Safe is immer interessant, schau’ma dass ma an Schlosser herkriagn!“ Hattinger schaute erwartungsvoll Andrea Erhard an.
    „Duat ma leid, agrat Schlosser kenn i jetz koan ...“
    Dafür meldete sich einer der Polizisten, sein Cousin sei Schlosser.
    „Her mit eahm,

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