Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
so schnell wia’s geht. Sagn S’ eahm, mir san in a Notlage und er konn alle üblichen Nachtzulagen berechnen.“
Kurze Zeit später meldete der Beamte Vollzug: Sein Cousin sei in einer halben Stunde da. Hattinger schaute auf die Uhr.
„Guad, Pause für alle bis um halb drei, dann schau’ma weiter. Und mir setzen uns vielleicht no amoi in der Küch zamm“, war sein Vorschlag an Andrea Erhard, Petra Körbel, Martin Haller und Karl Wildmann.
„Meinen S’ ned, dass mir uns da vielleicht an Kaffee machen könnten, oder geht des ned?“, meinte Andrea Erhard, als sie in die Küche kamen.
„Des mach’ma einfach. Des werd jetzt ned des Hauptproblem von der Frau Schanderl sei, wenn s’ no kommt, dass ma ihr an Kaffee wegtrinken, wenn der Mann tot is ... Mir können ihr ja morgen an neuen herstelln.“
Sie setzten sich um den Küchentisch, der locker für zehn Personen Platz bot – ziemlich großzügig für ein kinderloses Ehepaar ... Andrea Erhard suchte in den Oberschränken um die Kaffeemaschine herum nach dem Kaffee. Neben der Spüle schob sie mit dem Fuß einen blauen geflochtenen Einkaufskorb zur Seite, der ihr im Weg stand. Dabei rutschte ein Spülhandtuch von der Arbeitsplatte und fiel genau in den Korb.
Plötzlich hatte Hattinger eine Eingebung.
„Mensch, bin ich ein Depp!“
Die anderen schauten ihn verständnislos an. Sie hätten jetzt ja auch nicht direkt zustimmen dürfen ...
Hattinger zückte sein Handy. Er tippte zwei Buchstaben ein und wählte.
„Bamberger! Du, i hab a Frage ... wach auf!“, rief er aufgeregt ins Telefon.
„Sag amoi, du woaßt scho, wia spät’s is?“, grunzte sein offensichtlich aus dem tiefsten Tiefschlaf aufgeschreckter Gesprächspartner.
„Ja, duat ma leid, aber es is wichtig: Die Farbspuren, woaßt no, de von der Beize, wo du gsagt hast, die war für Möbel und ned zum Lachsbeizen, konnst di erinnern ... ? Halloo, bist jetzt wach ... ?“
„I hoff für di, du fragst mi jetz ned, ob ma vielleicht doch an Lachs damit beizn kannt!“, knurrte Bamberger.
„Naa, jetz horch hoid amoi zua! Die warn doch rot, oder? Kann des sein, dass da auch Weidenkörbe damit gfärbt wem?“
„Ahm ... Weidenkörb ... na ja ... des konn scho sei ... Es gibt ja schließlich Korbmöbel oder Bambusmöbel oder Rattan oder was woaß i? I denk die Färb kann ma’ für alles nehmen was im weitesten Sinn wia Holz is.“
„Guad, dann schlaf weiter.“ Damit legte Hattinger auf.
Die anderen waren immer noch nicht im Bild. Immerhin lief der Kaffee inzwischen durch. Hattinger wandte sich an Andrea Erhard.
„Is Ihnen des ned aufgfalln, beim Ostermeier, wia der in der Küch war und den Kaffee gmacht hat ...“
„Da hab i von meim Platz nur so halb hinschaun können. Was war denn da?“
„Der hat den Kaffee in den Filter g’löffelt, die ersten fünf, sechs Löffel ganz normal, und den letzten hat er verschütt. Und dann hat er so a Gschirrhandtuch gnomma, den Kaffee zammgwischt und dann hat er des Tuch über den roten Korb neben der Spüle drüberglegt.“
„Und was is daran so ungewöhnlich?“
„Erstens is des a ganz a ordentlicher Typ, ganz sauber war’s da, des passt zu dem überhaupt ned, dass der einfach an Löffel Kaffee daneben schütt. Und dann nimmt er a trockenes Gschirrhandtuch – statt an nassen Spüllappen! Ja des macht doch überhaupt koan Sinn, damit schiebt er doch nur des trockene Kaffeepulver in der Gegend rum ...“
„Ja ... da ham S’ natürlich recht, aber trotzdem versteh i ned ganz ...“
„Dann is er noch mal in die Küch um den Kaffee zu holn, da hat er die Kanne so schnell rauszogn aus der Maschin, dass der Kaffee übergschwappt is, und dann – nimmt er wieder koan Spüllappen oder Schwamm, wie ma des normalerweis macht, er nimmt no ned amoi desselbe Handtuch wie vorher, sondern ein neues! Damit wischt er wieder a bissl rum und hängts dann auch über den Korb, und warum?“
Hattinger schaute erwartungsvoll in die Runde. Er sah nur ratlose Gesichter. Noch immer schien niemand so ganz nachvollziehen zu können, worauf er eigentlich hinauswollte.
„Weil’s ned um den Kaffee geht oder um die Handtücher – sondern um den Korb! Ein roter Weidenkorb! Der wollt den nur zuhängen, verdecken! Und dann, bevor mir uns verabschiedet ham, hat er die Küchentür ganz zuagmacht.“
Keiner um den Tisch wollte jetzt offen sagen, dass er die Theorie des Chefs ein bisschen arg weit hergeholt fand.
Wildmanns Handy klingelte, er nahm ab und ging schnell
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