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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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Kleinen«, sagt der Stocker, »aber darf ich dich freundlicherweise an unseren Jugoslawien-Urlaub vor ungefähr dreißig Jahren erinnern, da warst du grade mal keine fünfzehn oder so, und da war dieser zahnlose Hilfsmatrose, und du –«
    »Scheißverbindung wieder, wo bist du denn, ich kann dich nicht hören, ich probier’s später noch mal.«
    Und weg ist sie, die Perla. Unterwegs zu ihrem Job in irgendeiner anthroposophischen Privatschule bei München. Da essen sie angebrannte Quarkbrötchen und Apfelstrudel, singen anschließend, bis das Gaumensegel glüht und diskutieren über Raumschiff-Sichtungen über dem Bodensee. Aber bitte, ein jeder soll so leben, wie er will.
    Ich kannte da mal eine Krankenschwester, denkt sich der Stocker, warum fällt mir das ausgerechnet jetzt ein? Auf jeden Fall, die hat ihm bei der Zigarette danach erzählt, dass auf der Quarantäne-Station in Reutte, wo sie arbeitet, da kriegen die Patienten mit ansteckenden Krankheiten jeden Tag Pizza.
    »Ach, mögen die das so gerne?«, hat der Stocker gefragt.
    »Nein, das nicht«, sagt sie, »aber die Pizza kriegen wir ohne Probleme unter der Türe durch.«
    Punkt elf wählt Stocker in der Telefonzelle die letzte Zahl der ziemlich langen spanischen Nummer, und eine Sekunde später ist der John in der Leitung: »Hi, Albin, jetzt halt dich fest: Zwei von den Handys, die wir im letzten Jahr während der Aktion abgehört haben, sind immer noch aktiv. Eins davon im Raum München, eigentlich immer im Stadtgebiet, und das andere, das ist kräftig unterwegs: München, dann im südlichen Chiemsee-Raum, und einmal hab ich den sogar in Innsbruck. Was sagst du jetzt?«
    »Wann war das mit Innsbruck?«
    »Lass mal sehen, das war, ja, das war einmal im letzten Jahr, und dann, warte mal, vor acht Tagen. Hilft dir das?«
    »Auf wen ist das Handy angemeldet, John?«
    »Auf eine Firma. Die heißt Rosu-Import-Export. Mit Sitz in München. Als Geschäftsführer hab ich hier einen Cerno Achs.«
    »Was ist das denn für ein Scheißname? Cerno?«
    »Das ist ein Banater Schwabe, ein Deutsch-Rumäne, Albin. Kommt noch besser: Pass auf, der Cerno, der war im Traian-Clan, und der war auch mit in Bernau, damals bei eurem Shoot-out. Allerdings war der nicht auf dem Dings-Berg da, sondern in einem BMW in der Aschauer Straße, genau in der Zeit von zweiundzwanzig Uhr zwölf bis dreiundzwanzig Uhr eins, da haben wir den dort geortet. War uns damals aber egal, weil sich das Finale ja oben auf dem Hügel abgespielt hat, oder?«
    »Woher weißt du, dass das ein BMW war, John?«
    »Weil meine Jungs hier in Benidorm damals bei der Abhöraktion über den BMW -Bordcomputer, genauer gesagt, über die elektronische Reifen-Luftdruckanzeige in die Freisprechanlage gegangen sind. Und die Idioten haben doch glatt Bluetooth-Handys benutzt, die Gesprächsaufzeichnungen hab ich alle noch hier. Aber was da oben auf dem Berg passiert ist, weißt du ja aus erster Hand.«
    Der Stocker dreht sich in der engen Telefonzelle, schaut auf die Straße und fährt sich mit der Hand über die Augen: »Gut, okay, was hast du noch über den Typen?«
    Papier raschelt und das schwere Atmen vom John ist zu hören: »Die haben mir hier fünf Kilo Papier ohne Knochen geschickt. Mann aber auch. Warte mal. Also, der Achs, der war auch so ein Typ fürs Grobe beim Traian. Der Feuerteufel. Seine Spezialität sind Brände. Hat in München und Umgebung sicherlich fünf oder sechs Gebäude angesteckt. Mit dem Zigarillo-Trick. Das ist sein Markenzeichen.«
    »Was zum Teufel ist der Zigarillo-Trick?«
    »Jetzt mal ganz easy, Stockman. Der Zigarillo-Trick funktioniert so: Du gehst an einen Platz an dem Haus, das du anzünden willst. Hinter einer Kneipe zum Beispiel, da liegt doch immer ein Haufen Zeug rum. Kisten, Kartons, Papiercontainer oder so. Oder in einem Haus: Schau da mal in den Keller, da sind auch jede Menge von diesen Kartons oder Kinderwägen oder was weiß ich. Also, der Cerno, der zündet sich ein Zigarillo an, pafft drei- oder viermal und wickelt das Dingens dann stramm in ein zehn oder fünfzehn Zentimeter langes Stück Papier, am besten einen Streifen von einer alten Zeitung. Das gibt er jetzt in einen Karton oder eine Kiste oder in den Container, wo sowieso brennbares Zeug rumliegt. Dicht daneben, also neben dem umwickelten Zigarillo, da legt er eine Brennspirituskapsel, wie sie für Fondue-Rechauds verkauft werden. Kann auch eine Brennpaste sein oder Ofenanzünder. Irgend so was. Das Zigarillo, das

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