Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
geantwortet: ›Siehst, jetzt geht’s schon los.‹ Eine Legende, der Mann. Ehrlich. Aber heute ist eh wieder so ein Tag gewesen. Ich komm gerade von einer Verkehrskontrolle zurück. Da halt ich doch einen an auf der Chiemseestraße, der nicht so ganz sauber fährt. Ich sag zu ihm: ›Würden Sie sich einem Alkoholtest unterziehen?‹ Und der sagt zu mir: ›Klar, super. In welcher Kneipe fangen wir denn an, Herr Oberförster?‹«
»Ja, Ringo, du hast es hart erwischt. Aber was machen wir mit dem Hund? Bringst du den ins Tierheim oder was? Halsband hat er nämlich keines um.«
»Vergiss es, Stocker. Jetzt, um die Zeit, da ist da keiner mehr. Bring ihn morgen selber hin. Wir haben hier keinen Hund abgängig gemeldet. Und der Heinzi ist auch nicht so blöd, dass er einen Hund klaut. Das wär ein klares Diebstahls-Delikt. Nein, der Amslinger Heinz, so heißt der, der war in jungen Jahren ein begnadeter Heiratsschwindler und Kleinbetrüger. Seit einiger Zeit hat er sich auf Zechprellerei spezialisiert. Isst aber nur da, wo’s auch wirklich gut schmeckt. So gesehen ist das ein Kompliment für euch. Geh jetzt aus der Leitung, es haben noch andere Leute polizeiliche Hilfe nötig in so einer Nacht. Servus.«
Fassungslos starrt der Stocker den Telefonhörer in seiner Hand an und greift mit der anderen zu seinem Bier: »Der spinnt, der Ringo. Okay, ich bring den Hund morgen früh ins Tierheim. Lass uns mal eine Schachtel oder so was suchen, wo wir ihn heute Nacht schlafen lassen können.«
»Also, ins Tierheim kommt der nicht«, sagt die Nellie, »und alleine in einer Schachtel, da schläft der auch nicht. Da behalt ich ihn lieber. Schau dir den doch bloß mal an. So was Herziges. Und Angst hat der. Und Hunger wahrscheinlich auch. Gebt’s ihm doch mal was zum essen und eine Schale mit Wasser. Ihr Kerle seid’s so was von gefühlskalt, schämen sollt’s euch was.«
Der Dackel streckt den Kopf vor und leckt der Nellie über die Hand.
»Wenn die sagt, sie behält den Hund, dann heißt das, dass der Pelzfurzer ab jetzt ständig hier drin ist. Nicht so gut. Ich geh mal in die Küche und such was Fressbares für den«, sagt der Zeno.
Die Nellie hat den kleinen Kerl von der Leine genommen und will ihn streicheln, der Dackel rennt aber um sie rum, dem Zeno in die Küche hinterher.
Der Stocker füllt sein Bierglas auf und macht der Nellie einen frischen Gin Tonic. »Ich will den Hund nicht, und du, du hast gar keine Zeit für so ein Tier, Nellie. Ich ruf morgen früh den Ringo noch mal an, der soll sich umhören, wo ein Dackel fehlt. Was würde denn deine Dings, also, deine Partnerin zu so was sagen?«
»Weiß ich jetzt auch nicht«, sagt die und legt den Kopf schräg, weil man aus der Küche ein merkwürdiges Geräusch hört. »Lass uns mal schauen, was da draußen mit dem Zeno und dem Hund abläuft.«
Die beiden kommen durch die Schwingtüre in die Küche und sehen den Zeno mit dem langen Fleischermesser in der Hand am Herdblock lehnen. Das Messer ist blutig, und von der Spitze tropft es auf den Boden. Vor ihm steht der kleine rundliche Dackel und balanciert auf seinen beiden Hinterbeinen.
»Da. Der versucht, ein Erdmännchen darzustellen«, sagt der Zeno, »der Typ ist ein reiner Show-Hund. Und einen guten Geschmack hat er auch. Der hat grade fünf Stücke rohe Leber verschlungen. So schnell kannst du gar nicht schneiden, wie der schluckt.«
»Jessas, Maria und Josef, leg das Messer weg, du machst dem ja Angst«, ruft die Nellie, und der Zeno sagt: »Hast du das jetzt gesehen? Bei Josef, da hat er gezuckt. So heißt der: Josef. Oder so will der heißen. So einen brauchen wir hier. Der kann bleiben.«
»Bleiben? Als was?«, sagt der Stocker. »Als Hund? Für was brauchen wir hier drin einen Hund? Das bisschen bellen kann ich selber.«
»Kann ich dir sagen«, meint der Zeno, »der kann hier ganz regulär arbeiten. Mit Hundesteuer und so. Während der Öffnungszeiten ist er der offizielle Gemütlichkeits-Beauftragte. Und nachts ist er der Security-Chef. Wir stimmen jetzt einfach mal ab. Ich bin in dem Laden ja vollberechtigter Partner, die Nellie ist Vertretung der Geschäftsführung, wenn wir mal unterwegs sind, und du, du hast natürlich auch eine Stimme. Wer dafür ist, dass Josef bleibt, der hebe die Hand. Egal welche, aber nur eine. Jetzt.«
Zwei Hände gehen hoch. Die von Zeno und die von Nellie. Der Stocker starrt die beiden an, und Josef, der wackelt mit dem Schwanz und nickt dazu.
»Feierabend«, sagt der
Weitere Kostenlose Bücher