Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
gerne ein Spielchen machen wollen. Wissen Sie, wir sind hier ein ziemlich elitärer Club mit einigen wenigen und handverlesenen Mitgliedern, für die es allerdings keine Grenzen gibt. In keiner Beziehung. Dies ist Ihr erster Abend hier, und deswegen erlauben Sie mir, dass ich Ihnen dieses Willkommensgeschenk überreiche. Hier, bitte!« Damit legt er zwei goldene Jetons auf den Glastisch mit Goldbeinen. Auf den Jetons ist in Goldprägung die Zahl Tausend zu sehen. »Gleich gehen wir nach unten, dann stelle ich Sie den anderen Mitgliedern unseres kleinen Clubs vor, und Sie werden sehen, dass man sich hier bei uns wohlfühlt.«
Alexej kommt mit den Champagnerkelchen, die außen feucht beschlagen sind, und stellt sie vorsichtig auf die Tischplatte. Perlmann nimmt ein Glas und produziert sein falsches Lächeln: »Hoch die Tassen, meine Freunde. Ich habe eigentlich schon mit Ihnen und Ihrem Besuch hier gerechnet, Herr Stocker. Ein Freund von Ihnen war vor zwei Tagen hier und der hat mir viel Interessantes über Sie und Ihren Partner erzählt.«
»Welcher Freund?«
»Na, jetzt spielen Sie bitte nicht mit mir, mein Lieber. Ich bin hier der, der die Spielrunden veranstaltet. Schon vergessen? Ihrem Freund können Sie sagen, dass er mich mit seinen Argumenten zwar überzeugt hat, an seinem Mode-Geschmack muss er aber noch arbeiten. In schwarzen Bundfaltenhosen mit einem schwarzen Hemd und dazu zu allem Überfluss auch noch eine schwarze Windjacke, also nein. Das geht ja so was von gar nicht. Wer läuft denn heutzutage noch so herum? Wenn er nicht einen gemeinsamen Bekannten als Referenz genannt hätte, dann wäre der gar nicht hier reingekommen. Selbst mit dem Losungswort nicht.«
»Ich will jetzt spielen«, sagt der Zeno und stellt sein Glas auf den Tisch, »ihr beide könnt ja ein bisschen plaudern, aber mich juckt es in den Fingern. Ich spiel für dich mit. Hier, schau dir die Kohle noch mal an, wenn ich fertig bin, ist es doppelt oder dreimal so viel.« Damit holt der Zeno das Geldbündel aus seiner Innentasche und schwenkt den beeindruckenden Papierstapel vor Stockers Nase. Dann steht er auf und winkt dem Russen: » Dawai, towarisch , jetzt geht’s aufs Pferd.«
Alexej sieht den Perlmann an, der hebt eine Hand, und Zeno und der Smokingträger verschwinden durch eine Tür neben der Filmtreppe. Stocker trinkt und hört leise Musik aus verdeckt angebrachten Deckenlautsprechern: Frank Sinatras hundert größte Hits oder so was Ähnliches. Im Moment läuft »One for my Baby«, und Frankie-Boy schnulzt sich einen ab, dass der Schmalz nur so aus den Boxen tropft.
Stocker nickt mit dem Kopf zur Stuckdecke hin und sagt: »Der Kerl in dem Lied hatte eine katastrophale Liebesbeziehung, Herr Perlmann, und Sie müssen sich das jetzt so vorstellen: Der Kerl sitzt also an einer Theke und erzählt dem Barkeeper immer wieder, dass er ihm gleich von seiner schlimmen Enttäuschung erzählen wird. Aber die ganze Zeit erzählt er ihm nur, dass er ihm gleich was erzählen wird. Davon handelt das ganze Lied. Putzig, was?«
Perlmann stellt sein Glas mit einem Ruck ab, hat plötzlich einen leeren Ausdruck im Gesicht und greift in seine Hosentasche: »Ich glaube, ich verstehe, was Sie mir damit sagen möchten. Gut, kommen wir also gleich zur Sache.« Damit wirft er einen kleinen, durchsichtigen Plastikbeutel auf den Tisch, in dem sich ein feines weißes Pulver befindet, vielleicht fünfzig Gramm.
»Wir haben es geprüft. Es hat einen Reinheitsgrad von sechsundneunzig Prozent. So sauberes Heroin hab ich schon lange nicht mehr bekommen. Dass Sie mein Problem mit dem Lieferengpass, den ich im Moment habe, mit einem ziemlich hohen Preis für Ihre Ware kompensieren, das muss ich wohl hinnehmen, mein Freund. Erstaunlich übrigens, wie Ihr schwarzgekleideter Bekannter, und damit wohl auch Sie, wie Sie beide über meine Lieferanten informiert sind. Beziehungsweise über deren plötzlichen Ausfall. Wie dem auch sei. Ich mische mich in keine Revierkämpfe in München ein, ich habe hier rund um den See mein eigenes Ding am Laufen. Sie haben als erste Lieferung fünf Kilo, alles in dieser Qualität wie die Probe hier. Gut. Dafür wollen Sie einundeinhalb Millionen. Auch gut. Machen wir. Nur eins noch: Versuchen Sie nicht, hier unten rund um meinen Chiemsee einen eigenen Verteilerring aufzubauen. Das hier ist mein Gebiet. Rund um den See und rüber bis Kufstein. Kapiert? Ich habe hier meine Leute und meine Logistik. Beliefern Sie mich mit guter Ware
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