Chili Con Knarre
haben.
»Wenn dieser Mann eher für die großen Tiere zuständig ist, dann ist es für ihn sicherlich eine ziemliche Herausforderung, hierherzukommen und Kleintiere zu behandeln«, hakte James hartnäckig nach.
Dwight nickte, sagte aber nichts. Nachdem er seine Notizen vervollständigt hatte, schloss er die Akte. »Er kann wieder in seinen Transportkorb. Ich werde Ihnen ein wenig Literatur über Darmentzündungen mitgeben.«
James beäugte den Getigerten ängstlich. Er versperrte Dwight den Weg und deutete auf den Transportkorb. »Er kann ziemlich heikel sein. Macht es Ihnen was aus, mir zu helfen?«
Wortlos hob der Tierarzt den Kater hoch und setzte ihn mit zärtlichen Worten in den Transportkorb. Der Getigerte sträubte sich nicht. Während Dwight die Tür schloss, nutzte James die Gelegenheit zu einer letzten Frage.
»Ich habe eine Freundin, die mit der Zucht von Kühen anfangen möchte. Könnten Sie mir vielleicht die Visitenkarte des anderen Tierarztes geben, damit sie mit ihm bereden kann, zu welcher Rasse er ihr rät?«
Während er die Tür aufmachte, meinte der junge Tierarzt achselzuckend: »Fragen Sie June, ob sie von ihm irgendwelche Karten hat. Dr. Crabtree ist heute nicht im Haus.«
»Ah, oh«, James mimte Verwirrung. »Hoffentlich kein Notfall bei einem seiner eigenen Patienten.«
»Nein, nichts dergleichen«, antwortete Dwight. »Er ist im Moment nur nicht in der Stadt.«
James machte einen Blindversuch. »Dann ist er wohl angeln gegangen?«
Dwight warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, gab aber keine Antwort. »Ich überlasse June den Papierkram. Auf Wiedersehen.« Er ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
James war mehr als bereit, zu seinem Lieferwagen zurückzukehren und seine Informationen mit denen von Gillian zu vergleichen. Hoffentlich hatte sie von ihrer neuen Seelenschwester June Nützlicheres erfahren.
Als sie wieder im Bronco saßen, verhielt Dalai Lama sich merkwürdig friedlich und still, als hätte Dwight Hutchins ihn mit einem Beruhigungszauber besänftigt. Gillian hingegen konnte kaum ruhig sitzen. Während James auf die Hauptstraße fuhr und Richtung Süden und Quincy’s Gap abbog, rutschte sie ungeduldig auf dem Beifahrersitz hin und her. Sie reichte James eine der Bananen, die sie als Imbiss mitgenommen hatte und begann ihre eigene mit kleinen, aufgeregten Bissen in sich hineinzustopfen.
»Ich kann es noch gar nicht fassen, wie das Schicksal mich heute mit June zusammengeführt hat! Wir sind wie Schwestern!« Gillian kaute den letzten Bissen ihrer Frucht und seufzte dann wonnevoll. »Sie hat alles beantwortet, was ich sie gefragt habe. Was für eine freigebige Seele.«
»Und?«
Gillian glättete ihren Rock, zupfte ihr wild abstehendes orangefarbenes Haar zurecht und atmete dann tief aus. »Parker und Colin sind seit etwa sechs Monaten zusammen. Sie lernten sich auf dem Parkplatz eines Kinos kennen. Offensichtlich hatte ein verantwortungsloser Tierbesitzer seinen Beagle eingeschlossen im Wagen zurückgelassen, ohne ein Fenster zu öffnen. Es war ein warmer Frühlingstag, und die Sonne hatte bereits über zwei Stunden auf das arme Geschöpf heruntergebrannt.« Gillian wandte sich zärtlich an ihren Kater. » Ich würde dich nie so vernachlässigen!« Dann kehrte sie zu ihrem Bericht zurück. »Unabhängig voneinander war ihnen beiden der zurückgelassene Hund aufgefallen, ehe ihr Film begann, und dann noch einmal, als sie nach zwei Stunden jeweils zu ihren Autos zurückkehrten. Parker, die mit einer Freundin unterwegs war, wollte schon die Scheibe einschmeißen, um den Beagle zu befreien. Colin hielt sie aber davon ab, ging ins Kino zurück und bat den Manager eine Ansage an alle Kinogänger zu machen, dass er, Colin, die Polizei rufen werde, wenn der Besitzer des Beagles nicht binnen fünf Minuten bei seinem Auto wäre.«
James war gefesselt. »Und was geschah dann?«
»Der Mann kam. Er hatte Karten für eine Doppelvorstellung und regte sich auf, dass man ihn rausgeholt hatte. Kannst du dir so was vorstellen?«, fragte sie entrüstet.
»War der Hund denn okay?«
Gillian grinste. »Das ist ja das Beste an der Story! Der Hundebesitzer drückte Colin das hilflose Tier in die Hand und schrie ihn an, er sollte ihn gefälligst
behalten. Colin war sofort damit einverstanden und Parker bot an, das kleine Wesen, das da einfach so vom Himmel gefallen war, lebenslang kostenlos zu untersuchen.« Sie legte ihre Hand aufs Herz. »Hast du schon mal eine derart
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