Chili Con Knarre
einverstanden erklärt, unser Selbstbräuner-Versuchskaninchen zu spielen. Ich dachte, wir befassen uns mit Mr. Sneeds Make-up-Rätsel, ehe wir uns das nächste Mal treffen und austauschen, was ich auf der Beerdigung erfahren habe und du beim Tierarzt herausgefunden hast.« Murphy gab Lottie ein Zeichen. »Zeigen Sie ihm Ihren Arm.«
Als Lottie ihren Ärmel hochschob, enthüllte sie einen dünnen, fast unbehaarten und sehr orangefarbenen Arm. Sie drehte ihn so, dass James den helleren und unregelmäßigeren Ton auf der Unterseite ihres Unterarms sehen konnte.
»Das hier ist der Selbstbräuner«, sagte sie und rollte dann den Ärmel des anderen Arms hoch. »An diesem hier habe ich Grundierungscreme aufgetragen.« Als sie James’ verdutzten Gesichtsausdruck sah, erklärte sie: »Grundierung nennt sich das Basis Make-up, das viele Frauen benutzen, um Unebenmäßigkeiten ihrer Haut abzudecken. Es soll sich dem eigenen Hautton anpassen,
aber einige der billigeren Produkte sehen auch ziemlich orangefarben aus.«
James dachte an die Farbe in Mr. Sneeds Gesicht. »Es war nicht wie dieser Selbstbräuner. Der ist zu orangefarben.« Er deutete auf Lotties linken Arm. »Das Gesamtbild erinnerte eher an dieses Make-up-Zeugs, es war nur noch viel unregelmäßiger.«
»Vielleicht hatte er keine Ahnung, wie man die Grundierung richtig aufträgt«, vermutete Lottie. »Am besten verreibt man es mit einem Make-up-Schwämmchen. Womöglich hat er es mit den Fingern gemacht. Und es klingt ganz danach, als hätte er einen Farbton verwendet, der nicht genau zu seinem normalen Hautton passte. Offensichtlich war er eine Schattierung zu dunkel.«
James nickte und sah Murphy an. »Dieses Zeug hätte er doch in jedem Drogerie- oder Lebensmittelgeschäft bekommen können, oder?«
»Das stimmt.« Murphy wirkte enttäuscht. »Diese Spur zu verfolgen, bringt uns nicht weiter, aber lass uns mal überlegen, was sonst noch unecht an ihm gewesen sein könnte. Seine Perücke? Sein Bart? An diese Sachen kommt man nicht so leicht ran.«
Da er ihre Theorie nur ungern über den Haufen werfen wollte, sagte James zögernd: »Allerdings hatten wir erst vor zwei Wochen Halloween.«
Murphy sah aus, als wäre sie den Tränen nah. »Lassen Sie uns mal eine Minute allein, Lottie?«
Lottie entfernte sich und begann ein paar Romanneuerscheinungen anzuschauen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Scott an ihrer Seite auftauchte und die beiden
angeregt miteinander flüsterten, während sie sich den Umschlag des neuesten Fantasyromans von Tad Williams, Shadowmarch ansahen.
»Bist du denn in Parkers Büro auf irgendwas Verdächtiges gestoßen?«, erkundigte sich Murphy. Ihr Gesicht strahlte bange Hoffnung aus.
»Alle scheinen Colin Crabtree zu lieben. Vor allem die Frauen«, erklärte ihr James.
Murphy rieb sich die geschwollenen Augen. »Ja, ich habe ihn auf der Beerdigung beobachtet. Dass er gut aussieht, lässt sich nicht leugnen. Außerdem ist er auch bemerkenswert bodenständig. Seine Erschütterung über Parkers Tod war ihm anzusehen, doch womöglich ist er auch nur ein guter Schauspieler. Seitdem ich ihn in Millas Kurs und auf der Beerdigung erlebt habe, ist mein Eindruck von ihm eher positiv.« Sie trommelte mit ihren Fingern auf die Theke. »Dann hat dein Besuch also auch nichts Neues ergeben - außer dass alle Colin lieben?«
»Nun, nicht alle. Es gibt einen Bauern namens Ramsay, der offenbar allen erzählt, Colin tauge als Großtierveterinär nicht viel. Selbst June, Parkers Assistentin, gibt zu, dass Colin, was seine Fürsorge für die Tiere betrifft, nicht gerade der Beste ist. Der andere Partner, Dwight, kümmert sich jetzt um die meisten von Parkers Patienten.«
»Ramsay? Ich wette, das ist Ramsays Rinderfarm. Meine Leute haben immer ganze Rinderhälften bei ihm gekauft, als ich noch klein war. Ich komme aus einer ziemlich großen Familie.« Murphy rieb sich abwesend ihr Kinn. James konnte fast hören, wie es in ihrem Kopf schaltete.
»Lass uns diesem Bauern mal einen Besuch abstatten«, schlug sie vor. »Unter dem Vorwand, dass ich was über Weidevieherkrankungen mache, und indem ich ihm verspreche, die Sache groß aufzumachen, so dass er viel Werbung für seinen Hof bekommt.«
»Möchtest du, dass ich mitkomme?«
Murphy lächelte. »Unbedingt! Du wirst die Rolle meines Fotografen übernehmen.«
James schaute an seiner Khakihose herunter. »Was soll ich anziehen?«
»Jeans und ein paar Gummistiefel.« Murphy zog die Augenbrauen hoch.
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