Chili Con Knarre
kotzt er.«
»Er tut was ?« James beäugte alarmiert die Katze. Die Schreie von Dalai Lama, der seinen Blick erwiderte, nahmen an Lautstärke zu.
Gillian schob eine Kassette in das Kassettendeck des Bronco. »Ein Glück, dass dein Lieferwagen nicht allzu neu ist, denn einige der neuen Autos haben jetzt nur noch CD-Spieler. Das hier ist Dalai Lamas Lieblingscassette. Bei Yanni beruhigt er sich sofort wieder.« Sie drehte am Lautstärkeregler. »Vielleicht ist es ja wirklich eine gute Idee, ihn mal untersuchen zu lassen. Erst letzte Nacht hat er fast den ganzen Doseninhalt seines Fancy Feast wieder ausgespuckt! Und davor hat er niemals auch nur einen winzigen Rest seines Futters vergeudet.« Sie spielte mit ihren Fingern in der Transportkiste. »Jetzt kommt was zur Beruhigung, Dalai .«
Während die beruhigenden Instrumentalmusikklänge aus den Lautsprechern des Bronco kamen, versuchte James sich Fragen auszudenken, die er Colin Crabtree stellen konnte, um etwas über dessen Persönlichkeit zu erfahren, aber seine Versuche sich zu konzentrieren, blieben fruchtlos. Gillian mischte sich in das Potpourri der Geräusche ein, die bereits den Bronco erfüllten. Sie summte zur Musik, wiegte sich und brachte ihre zahlreichen silbernen Armbänder beim vorgetäuschten Dirigieren eines Orchesters zum Klimpern.
»Wenn ich jetzt Kopfschmerzen bekomme«, murmelte James, »kommen die ganz bestimmt nicht vom hohen Blutdruck.«
Gute zwanzig Minuten später, als James sich gerade wünschte, sowohl Ohrstöpsel als auch mehr Kaffee mitgenommen zu haben, schaltete Gillian abrupt die Musik ab. »Entschuldige, James, aber ich muss jetzt für einen Moment innere Einkehr halten und mich darauf konzentrieren, wie ich die Aura dieses Colin erfassen soll.«
Gillian nahm den Lotossitz ein, indem sie ihren mit Pailletten bestickten Bauernkittel über ihre Beine zog. Sie legte ihre Hände auf ihren Knien ab, drehte die Handinnenflächen nach oben und schloss die Augen. Selbst wenn der Bronco dramatische Kurven nahm, verharrte Gillian wie eine Statue. James war beeindruckt von ihrer Fähigkeit, die Balance zu halten. Vielleicht war ja doch was dran an ihrem Yogatick.
Einen guten Kilometer südlich der eigentlichen Stadt bog James an einem weißen Schild mit der Aufschrift Tierarztklinik Luray in eine Kieseinfahrt ein. Bemalte Laubsägearbeiten von verschiedenen Hunderassen, Katzen
und Vögeln säumten den Parkplatz. In dem Moment, als James vor einem hölzernen Golden Retriever den Wagen abstellte, hörte Dalai Lama zu schreien auf.
»Guter Junge«, gurrte Gillian zärtlich in seinen Käfig, als hätte der Kater sich während der ganzen Fahrt vorbildlich benommen. Der Getigerte rieb sein Köpfchen an der Käfigtür und lächelte, jedenfalls sah es für James danach aus.
Beim Betreten des Empfangsbereichs übernahm Gillian die Führung. Sie erklärte James, sie wisse genau, wie man mit den Tierärzten umzugehen habe, und wenn er ihr alles unbesorgt überließe, würden sie schon einen Zugang zu Colin und Parkers Partner Dwight finden.
»Guten Tag«, begrüßte die Frau hinter der Theke sie mit einem freundlichen Lächeln. Sie trug einen Arztkittel in Rosa und Gelb, der mit Katzen- und Hundecartoons bedruckt war, und schien die Assistentin des Tierarztes zu sein. Zu James’ Überraschung trug sie wie Gillian ihr orangerotes Haar zum Vogelnest hochgesteckt. An den Handgelenken der Frau klimperten zwar keine Armbänder, dafür baumelten aber acht Zentimeter lange Gehänge mit kleinen Messingglöckchen an ihren Ohren, die bei jeder Bewegung eine Melodie bimmelten. Wie es aussah, hatte Gillian eine verwandte Seele gefunden.
»Was für eine wunderschöne Bluse! Oh, das ist aber ein starker Stimmungsring!«, begeisterte sich Gillian und stellte dann den violetten Transportkorb vor der Assistentin auf die Theke. »Schau mal, Dalai Lama , was das für eine schöne Lady ist!«
Die Frau beugte sich über den Tragekorb. »Mein
Gott, was für ein hübsches Kerlchen! Hast du denn einen Termin, mein Süßer?«, fragte sie an den Kater gewandt.
»Ja, das hat er«, antwortete Gillian, die mit einem so verhätschelnden Getue sichtlich vertraut war. Da sie einen Hundesalon betrieb, sprach sie selbst vermutlich die ganze Zeit nicht anders. »Magenprobleme«, flüsterte Gillian der Assistentin verschwörerisch zu.
»Oh«, erwiderte die Assistentin. »Aber er geht sonst zu einem anderen Tierarzt, stimmt’s? Ich würde mich erinnern, wenn ich so einen
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