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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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oben.»
    Dort steht eine kleine, zierliche Person in türkisfarbenen Hosen und einem silbergrauen Pulli, dessen Ausschnitt von langen blonden Haaren umspielt wird. Ihre Füße stecken in silbernen Pumps, und über der Schulter trägt sie eine große, silberne Umhängetasche. Als sie sich umdreht, lächelt sie breit.
    «Logo, Alois», antwortet sie fröhlich und hält die Tür vom Fahrstuhl auf.
    Ich bedanke mich höflich beim Concierge und marschiere los. Auf der Fahrt nach oben beobachte ich die junge Frau verstohlen in den Spiegelwänden des Lifts. Sie muss mindestens zwanzig Jahre jünger sein als ich. Ihr voller Mund schimmert in einem unaufdringlichen Rose, die blauen, leicht schräg stehenden Augen betont ein dezentes Make-up, und der frische, blumige Duft, der sie umgibt, passt perfekt zu ihrem natürlichen Aussehen. Sie hat das strahlende Aussehen eines Models. Und ich muss mich anstrengen, sie nicht anzustarren. Sie verkörpert alles, was ich immer gerne sein wollte: schön, selbstbewusst, sexy! Nur die vielen silbernen Armreifen, die schweren Silberringe und die Strasshalskette finde ich etwas zu mondän für diese Tageszeit – und für diesen Ort.
    Na ja, aber als Köchin wird sie sich wohl nicht bewerben wollen. Dagegen sprechen schon ihre langen, perlmuttweiß lackierten Fingernägel.
    «Ich besuche meine Oma», sagt sie in dem Moment, als könne sie Gedanken lesen. Ihre Stimme klingt hell und weich wie die eines jungen Mädchens. Dazu grinst sie mich an wie eine alte Bekannte.
    «Äh … Und ich bin wegen eines Jobs hier», antworte ich überrascht. Von fremden Menschen angesprochen zu werden, bin ich nicht gewohnt.
    Ulla steigt im vierten Stock aus und wünscht mir im Weggehen viel Glück. Dazu klimpern ihre Armreifen wie Glöckchen.
    Das Büro von Herrn Keller ist eine angenehme Mischung aus Geschäfts- und Wohnzimmer. Rechts neben dem Eingang befindet sich eine moosgrüne Sitzecke, eingerahmt von zwei klassischen, beigen Schirmlampen. Vom Schreibtisch aus hat man einen fantastischen Ausblick über mehrere begrünte Hinterhöfe. Der Stiftsleiter selbst ist ein rundlicher Mittfünfziger im dunkelbraunen Anzug, gelblichem Hemd mit kleingemusterter Krawatte, angegrauten Locken und großen Ohren. Als ich eintrete, erhebt er sich höflich.
    «Freut mich, Sie kennenzulernen, Frau Meyer.» Er eilt auf mich zu, streckt mir die Hand entgegen und bittet mich in dem grünen Polstersessel am runden Kaffeetisch Platz zu nehmen. «Gestatten Sie mir gleich zu Anfang eine wichtige Frage: Wieso bewerben Sie sich gerade um diesen Job?», fragt er und schiebt dabei seine Nickelbrille zurecht.
    Seit dem Telefonat habe ich mich fünf Tage lang auf dieses Gespräch vorbereitet und mir genau überlegt, wie ich über meine lange Hausfrauenzeit berichten soll – und darüber, wie Aushilfsköchinnen wohl gekleidet sind. (Meine Wahl fiel auf eine beige Hose, einen beigen Rolli und eine dunkelbraune Jacke. Zugegeben, alles etwas aus der Mode gekommen, aber für diesen Anlass hoffentlich genau das Richtige. Es ist mir sogar gelungen, meine Haare selbst zu föhnen, ohne dass sie wie Sauerkraut aussehen.) Ich dachte also, ich sei gut vorbereitet, aber mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet.
    «Ach so, ja …», stottere ich und gebe dann einfach zu: «Nun, weil ich leidenschaftlich gerne koche, es aber niemanden mehr gibt, den ich bekochen kann.»
    Er nickt. «Verstehe. Eine Ausbildung als Köchin haben Sie aber nicht, oder? Wir sind zwar nur eine kleine private Einrichtung mit etwa fünfzig Bewohnern. Aber professionell zu kochen ist doch etwas ganz anderes, als für eine Familie. Die Arbeit in einer Profiküche ist anstrengender, als Sie sich das vielleicht vorstellen, Frau Meyer. Unsere Bewohner stellen nämlich hohe Ansprüche. Die Speisen werden nach den neuesten Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft zubereitet und müssen selbstverständlich auch lecker schmecken. Da bedarf es der Erfahrung.»
    «Um ganz ehrlich zu sein, habe ich mir das alles noch nicht so konkret vorgestellt», gestehe ich leise. «Aber …» Ich stocke, weil auf der Stirn von Herrn Keller jetzt eine hässliche steile Falte entsteht, die mir sagt: Wenn ich erzähle, dass mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, werde ich den Job nicht bekommen. Wer will schon jemanden beschäftigen, der als Hauptgrund Langweile angibt. Solche Bewerber sind vermutlich von jeder Beschäftigung schnell gelangweilt.
    Im selben Moment wird mir klar, dass ich

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