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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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seiner spießigen Familie verhaftet. Ein Wunder, dass du überhaupt alleine einkaufen darfst», stellt sie ungerührt fest. «Aber davon mal abgesehen: Wenn er doch Wind davon bekommt, wird es gewaltig krachen. Und das kannst du mit deiner Harmoniesucht doch gar nicht aushalten.»
    «Ja, vielleicht hast du recht», grummle ich entmutigt. Wahrscheinlich haben sich ohnehin auch gelernte Köchinnen um den Job beworben. Trotz meines gelungenen Probekochens sollte ich die ganze Sache vielleicht besser wieder vergessen.
    Neugierig mustert mich Carla. «Wieso willst du denn überhaupt arbeiten?»
    Seufzend rühre ich in meiner Tasse. «Keiner braucht mich mehr. Das ist total deprimierend.»
    «Ach, da weiß ich aber Vergnüglicheres als in fremden Küchen rumzuwerkeln …» Sie greift nach einer Schachtel mit türkisfarbigen Papiertüchern. «Ich will doch schon lange eine Kreuzfahrt durch die Karibik machen. Frank hat genauso wenig Zeit wie dein Konrad. Da könnten wir beide doch –»
    «Mit einem Schiff?», unterbreche ich sie entsetzt.
    «Nee, wir mieten uns ein Tretboot, das trainiert die Beine und spart das Fettabsaugen.» Sie lacht laut los. «Natürlich mit einem Schiff! Womit denn sonst?»
    «Aber ich habe Angst vor so viel Wasser», sage ich und gestehe leise: «Ich kann doch kaum schwimmen.»
    Kopfschüttelnd erhebt sich Carla. «Komm mit ins Bad.»
    «Wozu?»
    Sie kichert albern. «Schwimmen üben … Was ist denn heute mit dir los? Ich muss die Maske abwaschen!»
    Carlas Badezimmer hat die luxuriösen Ausmaße eines Spas, seit es mit dem früheren Kinderzimmer ihrer Tochter zusammengelegt wurde. Ein Innenarchitekt gestaltete nach Sinas Auszug aus der ehemals weiß gekachelten Nasszelle eine schicke Wohlfühloase in Glas, Marmor und Chrom. Zum Baden besteigt man die im Boden eingelassene Wanne über drei Stufen. In der Dusche kann man sich den Rücken von Düsen massieren lassen, die in den Seitenwänden eingelassen sind. Wahlweise stoßen sie auch Wasserdampf aus. Zwei hellrosa Marmorwaschbecken schweben wie große Schüsseln auf weiß glänzenden Unterbauten, und neben der Toilette befindet sich ein Bidet. Außerdem steht eine schier unüberschaubare Zahl feinster Cremes, Badezusätze, Öle, Schwämme und Bürsten bereit.
    Soviel ich weiß, verbringt Carla manchmal ganze Tage in dieser Oase. Ich hätte zu derlei Müßiggang keine Ruhe.
    Sie deutet auf zwei türkis-weiß gemusterte Liegestühle, die neben dem breiten Fenster unter einer raumhohen Palme Urlaubsstimmung verbreiten. «Mach’s dir gemütlich.»
    «Nein danke, ich muss gleich wieder nach Hause. Abendessen vorbereiten.»
    «Ach ja? Vor wenigen Minuten hast du noch gesagt, dass keiner mehr was von dir will», stellt sie schnippisch fest und lässt heißes Wasser über ein kleines türkisfarbenes Handtuch laufen, bis es dampft. Anschließend legt sie es über die angetrocknete Maske und hält es mit den Händen fest. «Spaß beiseite, Evelyn», brummt sie unter dem Tuch hervor. «Dieser Aushilfsköchinnen-Quatsch ist doch hoffentlich nur eine Schnapsidee, oder? Dein Mann verdient gut, euer Haus ist schuldenfrei, und du kannst dir alles kaufen, was du willst. Du hast es doch nicht nötig, dir die Hände schmutzig zu machen!»
    «Das stimmt nicht ganz», erwidere ich leise.
    Carla wäscht sich die grüne Schicht ab und hat kurz darauf eine unglaublich frische Gesichtsfarbe. Ist dieses Zeug vielleicht doch besser als ich dachte?
    Sie strahlt in den Spiegel. «Toll, diese Japaner!» Dann wendet sie sich wieder zu mir. «Wie meinst du das: Es stimmt nicht ganz?»
    «Na ja, von einhundert Euro Taschengeld kann man sich eben nicht alles kaufen, was man will.»
    «Waaas?» Carla starrt mich an, als würde sie mich zum ersten Mal sehen. «Akustisch hab ich dich schon verstanden. Aber das kann doch wohl nicht wahr sein! Einer der am besten verdienenden Architekten der Stadt teilt seiner Frau einen läppischen Hunni zu?»
    «Wieso regst du dich denn so auf? Den bekomme ich natürlich zusätzlich zum Haushaltsgeld. Wenn ich sparsam bin, bleibt davon auch mal etwas übrig. Das muss ich dann nicht zurückgeben.»
    «Ach du süßes Schäfchen!!!» Aufgebracht stemmt sie die Hände in die Hüften. «Da weiß ich gar nicht, worüber ich mich zuerst aufregen soll: Erstens verdient Konrad mit seiner Firma ein Vermögen. Zweitens hast du für ihn deinen Beruf aufgegeben. Drittens hast du die Kinder großgezogen und warst vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die

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