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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Woche nur für ihn und die Familie da. Aber das Wichtigste: Allein für deine Kochkünste und die Bewirtung seiner Gäste würden dir mindestens fünftausend Euro Gehalt zustehen.» Herausfordernd sieht sie mich an.
    «Im Jahr?», frage ich verblüfft von ihrem seltsamen Rechenbeispiel.
    «Im Monat natürlich! Und eine eigene Kreditkarte», fügt sie bestimmend hinzu. «Dieser Geizkragen spart doch Unsummen, wenn er seine Geschäftsfreunde nicht ins Restaurant einlädt und sie stattdessen zu Hause bewirtet.»
    «Ach», wehre ich ab, «für Notfälle hat Konrad mir eine eigene Karte besorgt. Die darf ich benutzen – natürlich nur bis zu einem bestimmten Betrag. Aber ich brauchte ja nicht viel. Und wenn ich einen größeren Wunsch hätte, bin ich sicher, dass Konrad ihn mir erfüllen würde.»
    «Wirklich?» Skeptisch zieht Carla die Augenbrauen hoch. «Wenn du dir so sicher bist, meine Liebe, würde ich es an deiner Stelle mal austesten. Warum wünschst du dir nicht mal, nur zum Spaß und ohne besonderen Anlass, eine richtig ekelhaft teure Handtasche von Armani», schlägt sie vor.
    Verständnislos frage ich, wozu das gut sein soll.
    «Probier es einfach aus, du wirst überrascht sein!», prophezeit sie.

[zur Inhaltsübersicht]
7
    Im Fernseher laufen die letzten Bilder eines Doris-Day-Films (ich liebe alte Filme mit Happy End), als Konrad am Abend nach Hause kommt. Ich sitze in meinem hellgrauen Hausanzug und dicken Socken auf dem Sofa und blättere in einem Kochbuch mit Festtagsrezepten und traumhaft schönen Hochglanzfotos.
    Konrad murmelt ein knappes «Guten Abend» und verschwindet sofort Richtung Arbeitszimmer.
    «Möchtest du noch etwas essen?», rufe ich ihm hinterher.
    Er antwortet nicht, und da er auch nicht zurückkommt, folge ich ihm. Doch die Tür zu seinem Arbeitszimmer ist geschlossen, und das bedeutet, dass ich klopfen muss. Aber er reagiert nicht, stattdessen höre ich ihn telefonieren. Also begebe ich mich zurück zu meinem Kochbuch.
    Es vergehen ein paar Minuten, bis Konrad wieder auftaucht. «Was gibt’s?», fragt er gereizt und blickt mich dabei mit strengem Lehrerblick über seine Lesebrille hinweg an.
    Verwegen beschließe ich, Carlas Ratschlag zu befolgen und einen Versuch zu wagen. Wenn ich mir aber eine teure Handtasche wünschen würde, wäre das zu unglaubwürdig. Da gibt es Besseres. Entschlossen klappe ich mein Buch zu.
    «Ich würde mir gerne ein Laptop kaufen und wollte dich nur fragen, ob ich dafür die Kreditkarte benutzen soll.»
    Die Hände in den Hosentaschen vergraben, die Brauen unwillig zusammengezogen steht Konrad da und sieht mich an, als wäre ich plötzlich übergeschnappt.
    Schnell füge ich noch eine plausible Erklärung an. «Damit ich meine Kochrezepte besser aufschreiben und verwalten kann.»
    «Ach, und dazu brauchst du ein neues Laptop?», erkundigt er sich und fügt spöttisch an: «Deine Rezepte kannst du doch genauso gut auch auf dem alten Computer der Kinder oder in ein Schulheft schreiben. Liest doch eh keiner außer dir.»
    Ich kann einfach nicht glauben, dass Carlas Beschuldigung tatsächlich stimmt. Doch so schnell gebe ich mich nicht geschlagen.
    «Ja, sicher … aber ein Laptop wäre irgendwie praktischer, damit könnte ich schon während des Abmessens der Zutaten und der Zubereitung der Speisen gleich alles eintippen.»
    «Ein Laptop ist doch kein Küchenmixer. Wie leicht verschüttest du etwas und ruinierst so das Gerät», unkt Konrad abfällig. «So einen Unsinn werde ich nicht finanzieren.»
    Fassungslos sehe ich ihn an. «Bitte Konrad, ich bin doch kein Kleinkind, das überall rumkleckert.»
    Ein kurzer entnervter Blick, dann dreht er sich um und beendet die Unterhaltung mit seinem üblichen: «Wie dem auch sei.»
     
    Noch am nächsten Morgen bin ich wie betäubt. Ich habe kaum geschlafen, mich die ganze Nacht in den Kissen gedreht und leise vor mich hingestöhnt. Ich kann einfach nicht fassen, dass ich mich nach fünfundzwanzig Jahren Ehe so in Konrad getäuscht habe. Das gestrige Gespräch gibt mir das Gefühl, ihn überhaupt nicht zu kennen.
    Als der Wecker um sieben läutet, weiß ich jedenfalls, dass es so nicht weitergehen kann. Ich will mich nicht länger wie ein unmündiges Kind behandeln lassen.
    Unter der Dusche überlege ich, was Konrads Einstellung ändern könnte. Was ich sagen oder tun muss, damit er merkt, dass unsere häusliche Situation sich seit dem Auszug der Jungs verändert hat. Mittlerweile bin ich sogar bereit, es auf einen

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