Chili und Schokolade
Krach ankommen zu lassen.
Während Konrad nach seinem üblichen Fitness-Programm am Samstag im Bad weilt, bereite ich ihm die bestellten Eier im Glas und die in Butter gebratenen Vollkornbrotstreifen zu. Mit frisch gepresstem Blutorangensaft serviere ich dann dem «Herrn des Hauses» beim anschließenden Frühstück meinen Entschluss.
«Wenn du mir kein Laptop kaufen willst, werde ich eben arbeiten und eigenes Geld verdienen», verkünde ich mit fester Stimme.
Konrad schreckt aus seiner Zeitungslektüre hoch. «Wie?»
Bewusst langsam setzte ich mich zu ihm an den Tisch und streiche erst Butter und Orangenmarmelade auf meinen Toast, bevor ich ruhig antworte: «Ich habe beschlossen, mir einen Job zu suchen. Dann muss ich dich nicht mehr mit Sonderausgaben belästigen. Auch wenn das ja höchst selten vorkommt.»
Für eine Sekunde treffen sich unsere Blicke. Von seinem ins Ei getauchten Brotstreifen tropft Eigelb auf die Zeitung.
«Sei nicht kindisch», weist er mich gereizt zurecht. «Und nerv mich nicht mit unsinnigem Emanzengeschwätz. Ich möchte in Ruhe frühstücken und den Wirtschaftsteil lesen. Du weißt genau, wie sehr ich Diskussionen am frühen Morgen hasse.»
Mutig straffe ich meine Schultern. «Entschuldige, Konrad, aber es ist mir egal, wie du es nennst. Mein Entschluss steht jedenfalls fest. Außerdem bist du ja sowieso kaum noch zu Hause. So gesehen, wird es dich also nicht tangieren.» Im Stillen wünsche ich mir inständig, Herr Keller möge noch heute anrufen und mich einstellen.
Genervt faltet Konrad die Zeitung zusammen und knallt sie auf den Tisch. Mit unüberhörbarer Schärfe in der Stimme erklärt er dann: «Genug damit, Evelyn. Du wirst dir keinen Job suchen. Du hast schließlich ein großes Haus zu versorgen. Das war unsere Vereinbarung. Vergiss das nicht!» Mit dieser ultimativen Urteilsverkündung über meinen emanzipatorischen Ausbruchversuch verlässt er den Tisch.
Nachdenklich räume ich das Frühstück ab, stelle das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine, Butter und Schinken in den Kühlschrank. Noch nie war mir so bewusst wie jetzt, dass ich vollkommen von meinem Mann abhängig bin. Bin ich deshalb wieder mal einer Konfrontation ausgewichen?
Kurz darauf verschwindet der Herr Architekt. «Ich fahre ins Büro», lässt er mich wissen. Bevor die Tür hinter ihm zufällt, sagt er noch gönnerhaft: «Und damit du siehst, dass ich kein herzloser Tyrann bin, werde ich mich in der Firma nach einem gebrauchten Laptop umhören.»
Kein herzloser Tyrann? Der Widerspruch seiner Bemerkung ist ihm offensichtlich entgangen. Dafür sieht er aber so zufrieden aus, als sei die gewohnte Ordnung wieder hergestellt.
Ist sie aber nicht!
Es ist schon lange nichts mehr in Ordnung, murre ich beim täglichen Staubsaugen vor mich hin. Nicht nur, dass mein Mann kaum noch mit mir spricht, dafür aber stets seine schlechte Laune an mir auslässt, sieht er in mir anscheinend wirklich nur noch die Haushälterin, die allein für seine Bequemlichkeit zuständig ist. Das schmerzliche Gefühl, dass mein Traum von einem glücklichen Leben an Konrads Seite geplatzt ist, schnürt mir beinahe die Luft ab. Aber wann ist das geschehen? Vielleicht an jenem denkwürdigen Tag vor fünf Jahren, als er mir die Schuld dafür gab, dass die Zwillinge schwul geworden sind?
Jens und Timo hatten uns damals unisono eröffnet, dass sie homosexuell seien. Zuerst gab sich Konrad noch tolerant. Scherzhaft nannte er es «eine vorübergehende sexuelle Orientierung» und «dass man heutzutage eben auch mal das eigene Geschlecht ausprobieren würde.» Doch nach einer Modenschau (auf die wir Carla gemeinsam begleitet hatten) wollten beide lieber Modedesign und nicht Architektur studieren, wie es sich für Meyer-Männer gehört. Konrad war zutiefst schockiert und kommentierte zynisch: «Das bedeutet wohl, dass ihr über kurz oder lang zu Fummeltrinen werdet?»
So stinksauer wie damals hatte ich ihn noch nie erlebt. Und seitdem gibt er mir die Schuld dafür, dass keiner seiner Söhne die Familientradition fortführen und die Firma übernehmen will. Ich hätte die Jungs ständig zu Modeschauen geschleppt und ihnen somit Flausen in den Kopf gesetzt. Vielleicht erwartet er ja immer noch, dass ich die Zwillinge zur Vernunft bringe? Aber ich kenne meine Söhne gut genug. Schon als Kinder saßen sie lieber an ihren Zeichenblöcken, als gegen ihren Vater ein Tennismatch zu bestreiten.
Die Vorstellung, eines Tages die Entwürfe meiner Söhne
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