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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Nudelschneiden.
    Doch Ulla durchschaut mich. «Du weißt nicht, was ich meine, oder, Evelyn?»
    Vorsichtig breite ich die geschnittenen Nudeln auf einem sauberen Küchenhandtuch aus. «Na ja … nicht so genau.»
    «Ich wollte dieses
schmutzige
Geld und die Erinnerung an meine eigene Naivität so schnell wie möglich loswerden. Und obwohl ich das Geld für meine Miete hätte gut gebrauchen können, habe ich Millionärin gespielt. Die Hotelrechnung klebt als Mahnung in meinem Tagebuch. Immer wenn ich mich daran erinnere, amüsiere ich mich köstlich.»
    «Aber warum hast du dir nicht etwas für deine Wohnung angeschafft?», frage ich irritiert. «Für das Geld hättest du sicher ein schönes Möbelstück bekommen.»
    Ulla schüttelt den Kopf. «Nee, nee. Um mich dann ständig an diesen … diesen Zuhälter zu erinnern? Nein danke. Aber nach dem Verwöhnwochenende im Hotel mit feinem Essen, Sauna, Massage und exquisitem Service habe ich mich gefühlt, als wäre ich zwei Tage lang eine andere gewesen. Wünschst du dir das nicht auch manchmal?» Sie reicht mir die nächste Lage des zusammengefalteten Teigs und sieht mich provozierend an.
    «Eigentlich wünsche ich mir mehr, dass Konrad wieder so wie früher wäre», gestehe ich leise und erzähle ihr von meinem in letzter Zeit ständig schlechtgelaunten Mann und dem schrecklichen Gefühl, alt, langweilig und unsichtbar zu sein.
    Ulla setzt Wasser für die Nudeln auf und hört mir weiter aufmerksam zu. Als ich zwischen Nudeln schneiden und auseinanderlegen von dem seltsamen Schlüsselfund berichte, sieht sie mich erschrocken an.
    «Am Ende hat sich diese Schlüssel-Geschichte ja glücklicherweise aufgeklärt, Evelyn. Aber trotzdem ist bei dir ein Blödsinn-Tag überfällig. Es muss doch wahnsinnig anstrengend sein, sich immer nur um seinen Mann zu kümmern und sich selbst ganz zurückzunehmen! Ich hab mal gelesen: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine
halbtote
Frau! Und damit dein Mann kapiert, dass du eben noch nicht halbtot bist, solltest du ihn mit etwas Unerwartetem überraschen.»
    Spontan fällt mir Trixi ein. «Meine Friseurin versucht schon lange, mir eine neue Haarfarbe zu verpassen. Aber ich trau mich nicht. Was mache ich, wenn es Konrad nicht gefällt?»
    «Wieso Konrad? Es ist doch dein Kopf, Evelyn!»
    Unsicher stimme ich ihr zu und gestehe, noch nie etwas ohne seine Einwilligung getan zu haben.
    «Ach, und was ist mit deinem Job?», erinnert sie mich. «Wie du das alleine gedreht hast, war doch oberprima! Du hast bewiesen, dass du wie eine emanzipierte Frau handeln kannst!»
    «Ach, weißt du, die Emanzipation hat mir noch nie besonders viel bedeutet. Ich finde, der Preis dafür ist zu hoch. Schlussendlich bleiben die Kinder, der Haushalt und das ganze Drumherum ja doch an der Frau hängen. Obendrein hätte ich immer ein schlechtes Gewissen gehabt, dass irgendjemand zu kurz kommen könnte. In diesem Punkt waren mein Mann und ich uns von Anfang an einig.»
    «Na, deine Jungs sind ja inzwischen raus aus den Pampers», stellt Ulla grinsend fest und bohrt unbeirrt weiter. «Klamotten kaufst du aber schon alleine?»
    Als ich zugebe, mich auch dabei nach Konrads Wünschen zu richten, stemmt Ulla erbost die Hände in die Hüften. «Macho! Vielleicht sollten wir mal zusammen losgehen und irgendwas kaufen, das ihn garantiert zur Raserei bringt. Am besten von seinem Geld! Wie wäre das?» Schwungvoll wirft sie die Nudeln ins Wasser.
    Während ich Besteck, Gläser und Servietten auf dem niedrigen, türkisfarbenen Tisch zwischen den Korbstühlen verteile, überschlage ich in Gedanken mein restliches Haushaltsgeld. Es müssten etwa einhundertfünfzig Euro sein.
    «Wie teuer war denn der silberne Pulli, den du neulich anhattest?», rufe ich ihr zu. Ulla verschluckt sich vor Lachen, als ich wieder in die Küche komme und ihr erkläre: «So ein durchsichtiges Stück würde Konrad nicht gefallen, ich könnte es also niemals tragen. Das wäre also reinste Geldverschwendung, und das würde ihn auf die allerhöchste Palme bringen. Er findet es nämlich prätentiös, Dinge zu kaufen, die man nicht benötigt.»
    Die Nudeln sind inzwischen fertig. Ulla gießt das Wasser ab, gibt einige Tropfen Öl in den Topf, setzt den Deckel wieder drauf und schwenkt kurz durch.
    «Ja, Geldverschwendung ist auch für mich der Gipfel allen Blödsinns … Und genau deshalb habe ich mir damals dieses Hotel-Wochenende gegönnt», erklärt sie, verteilt die dampfenden Nudeln auf zwei Teller

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