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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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sagt sie, als wir gemeinsam den Abwasch erledigen. «Ich finde Geld ja auch ziemlich geil … Du warst also nicht in deinen Mann verliebt, als ihr geheiratet habt?»
    Energisch protestiere ich: «Wie kommst du denn auf die Idee? Ich war so schrecklich verliebt in Konrad, dass ich mir ein Leben ohne ihn überhaupt nicht mehr vorstellen konnte. Aber ich habe eben auch von schöner Bettwäsche, feinem Geschirr und hübsch gekleideten Kindern geträumt. Ich war sicher, dass mit Konrad alle meine Träume Wirklichkeit werden würden.»
    Ulla reicht mir einen tropfenden Teller, seufzt sehnsüchtig und blickt versonnen aus dem Küchenfenster. «Bist du heute immer noch glücklich?»
    «Hm», murmle ich einsilbig. Auf so eine direkte Frage war ich nun wirklich nicht gefasst. Aber ich kann Ulla natürlich nicht gestehen, dass ich schon lange aufgehört habe, darüber nachzudenken und mich gefühlsmäßig in ein Schneckenhaus zurückgezogen habe.
    Kurz darauf sitzen wir in den Korbstühlen am Fenster und genießen bei heißem Espresso den Ausblick über das Olympiagelände.
    Ulla rührt Zucker in ihre Tasse. «Wie hast du ihn denn eigentlich dazu gebracht?»
    «Wozu?»
    «Na, dir einen Antrag zu machen. In meinem Freundeskreis sind alle unverheiratet, da kann ich niemanden fragen, wie so was abläuft.»
    Erstaunt stelle ich meine Tasse zur Seite. «Bist du schwanger?»
    «Nein!» Sie starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an, als sei das eine völlig neue und abwegige Möglichkeit, einen Mann zu einem Heiratsantrag zu motivieren. Dann fragt sie: «Warst
du
denn damals schwanger?»
    «Nicht doch», wehre ich ab. «Ich glaube, Konrad wollte einfach heiraten, weil es in seiner Familie üblich ist, früh zu heiraten, um die Firmennachfolge zu sichern. Es hat aber noch fünf Jahre gedauert, bis die Zwillinge kamen. Meine Ärztin meinte damals, dass es vielleicht an ihm gelegen hat. Untersuchen lassen wollte er sich jedoch nicht … Aber hast du nicht gesagt, dass Henry bereits vom Kinderkriegen spricht?»
    Verlegen streicht sich Ulla eine Strähne hinters Ohr. «Ja, das schon, aber nicht, ob er auch von
mir
Kinder will. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er sich nicht festlegen will. Wenn ich ihn zum Beispiel nach seiner verstorbenen Frau frage, wehrt er immer ab: Es wäre alles noch zu frisch, und er könne einfach noch nicht darüber sprechen.» Ulla sieht mich neugierig an, als gäbe es ein Geheimnis, das nur Ehefrauen kennen. «Also, wie hast du es angestellt?»
    Nachdenklich lasse ich meinen Blick über das futuristische Dach der Olympiahalle wandern, das in der Abendsonne schimmert. Von hier oben sieht es wie ein soeben gelandetes Raumschiff aus. Ob es auf anderen Planeten Wesen gibt, die eine Lösung für zwischenmenschliche Probleme haben?
    «Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas Besonderes getan oder gesagt habe, Ulla. Aber an unser erstes Rendezvous, ein Mittagessen, erinnere ich mich genau … Na ja, wenn ich ehrlich bin, war es keine direkte Verabredung, sondern eher ein Zufall. Ich war ja Sekretärin in der Firma und wurde mit einem wichtigen Plan zu Konrad auf eine Baustelle geschickt. Wir waren damals übrigens noch per Sie. Und als kleines Dankeschön für meinen Botendienst hat Konrad mich zum Essen eingeladen …»
    «Und?», drängelt sie.
    «Danach sind wir immer öfter ausgegangen, zum Konzert, zur Sommerparty seines Golfclubs und so. Zu seinem Geburtstag, im Dezember, lud er mich dann zu seiner Familie ein. Aber da ich seinen Vater ja schon kannte, war das für mich keine bedeutungsschwere Einladung. Im Nachhinein betrachtet, war sie es aber schon.»
    «Aber irgendwas musst du doch getan haben! Hast du ihn vielleicht eifersüchtig gemacht, damit er merkt, dass er nicht der Einzige ist und dass sich noch andere Männer für dich interessieren?», drängt sie weiter. «Im Kino funktioniert das doch immer so, und in Ratgebern wird das sogar explizit empfohlen.»
    «Ratgeber habe ich nie gelesen, und Konrad geht nur sehr ungern ins Kino. Er hasst es, wenn neben ihm laut schmatzend gegessen und getrunken wird», erzähle ich, nicht ohne Bedauern. «Aber Scherz beiseite: Es gab tatsächlich einen jungen Architekten in der Firma, der mich einige Zeit umschwärmt hat. Doch ich hatte nur Augen für Konrad. Wenn es ein Erfolgsrezept geben würde, ich würde es dir sofort verraten, Ulla. Ehrlich.»
    «Puh», schnauft Ulla. «Jetzt sind wir aber bei einem schwierigen Thema gelandet. Dabei wollte ich dir

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