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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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immerhin schwarz, wurde er noch deutlicher: Lederkleidung sei in jeder Farbe ordinär. Nur Gesocks wie Rocker und Musiker würden so rumlaufen.
    Wie Konrad wohl reagieren würde, wenn ich ihn heute Abend in Leder erwarte?
    Mutig betrete ich den Laden.
    «Kann ich helfen?», erkundigt sich eine sehr schlanke, rothaarige Frau, als ich mich umsehe.
    «Äh … ja … ich hab da diese Lederhose in Ihrer Auslage gesehen und …»
    Höflich wartet die Verkäuferin einen Moment ab, ob ich meinen angefangenen Satz beende. «Möchten Sie vielleicht etwas probieren?», erkundigt sie sich, als ich nicht weiterspreche. «Welche Größe tragen Sie denn?»
    War ich bis jetzt noch unschlüssig, beginnt es nun in meinem Magen zu kribbeln, als wäre ich im Begriff, ein großes Abenteuer zu beginnen. «Achtunddreißig passt eigentlich immer.»
    «Hier entlang, bitte.» Sie weist mit der Hand in den hinteren Teil des Verkaufsraums, wo sich die Umkleidekabinen befinden.
    Ihren modelartigen Gang bewundernd, folge ich ihr. Wie verführerisch ihre Hüften in dem kurvenbetonenden Mini schwingen! Muss wohl an den hohen Bleistiftabsätzen ihrer Stiefel liegen. Nur das auffällige Grün des Lederrocks, zu dem sie ein gleichfarbiges Shirt trägt, finde ich gewöhnungsbedürftig.
    «Dachten Sie an eine bestimmte Farbe?»
    «Ach, so … äh … Nein, eigentlich nicht», antworte ich unschlüssig.
    Sie mustert mich kurz, wohl um aus meiner beigen Hose-Pulli-Jacke-Kombination meinen Geschmack zu ergründen. Dann greift sie zielsicher in das wandhohe Regal voller Hosen. «Ich hätte hier ein sehr schönes, klassisches Modell in mittelbraun.»
    In Gedanken durchsuche ich meine Garderobe, ob sich dazu ein passendes Oberteil findet.
    Die Rothaarige weiß mein Schweigen anscheinend richtig zu deuten. «Diesen Ton können Sie praktisch zu allen Farben kombinieren. Damit sind Sie immer gut angezogen.»
    Ich nicke ihr zu und lasse mir die Kabinen zeigen.
    Genau in dem Moment, in dem ich den Reißverschluss der Hose schließe, höre ich sie fragen: «Passt sie denn?»
    Sie weiß wohl ganz genau, wie viel Minuten eine Kundin benötigt, um sich aus- und wieder anzuziehen.
    Ich öffne den Vorhang der Kabine und trete vor den Spiegel. «Ja, ich glaube, die sitzt ganz gut.»
    «Wie angegossen», bekräftigt sie und fügt noch an: «Ihr Gemahl wird begeistert sein.»
    Na, darauf würde ich nicht wetten!, denke ich übermütig und beschließe, mir die Hose zu kaufen. Ich kann es kaum erwarten, Konrads Gesichtsausdruck zu sehen, wenn ich ihm das Stück vorführe. Und eines weiß ich ganz sicher: Sollte er verlangen, dass ich sie sofort ausziehe und zurückbringe, werde ich mich weigern!
     
    Als er am Samstagnachmittag zurückkommt, erwarte ich ihn in der neuen Hose, einem karamellfarbenen Kaschmirpulli und meiner zweireihigen Perlenkette am Küchentresen.
    «Wie war die Fahrt?», erkundige ich mich sanft lächelnd, als er eintritt, und frage, ob er hungrig ist. «Ich habe feinsten Schinken hier und heute Morgen ein frisches Baguette beim Bäcker besorgt. Vielleicht ein Sandwich au Jambon?»
    «Ja gerne, und einen starken Kaffee, bitte.»
    Seine Reaktion war zwar unerwartet freundlich, aber zu meiner Lederhose sagt er nichts. «Fällt dir nichts auf?», erkundige ich mich, während ich ihm den Imbiss zubereite.
    Verwundert sieht Konrad sich eine Weile im Zimmer um. Doch unser durchgestyltes weiß-graues Zuhause ist makellos wie immer – der Versuchung, die Schnecken aus ihrem Koffer-Verlies zu befreien, habe ich widerstanden. Dann mustert er mich kurz, ohne mich wirklich anzusehen.
    «Ja, du stehst irgendwie komisch da. Hast du was am Bein?»
    Freundlich lächelnd antworte ich: «Nein, meine Beine sind vollkommen in Ordnung.»
    Schnuppernd hebt er die Nase. «Ah, jetzt weiß ich, was du meinst, es riecht … wie in einem neuen Auto mit Ledersitzen! Ein Raumspray?»
    Mir fehlen die Worte. Offensichtlich bin ich völlig unsichtbar geworden! «Mal etwas Anderes», erklärt er und verzieht sich mit dem Snack in seinen Hobbykeller.
    Was Anderes?! In diesem Haus wurde noch nie Raumspray verwendet. Plötzlich fühle ich mich fiebrig. Ich bekomme schreckliche Kopfschmerzen und würde am liebsten zu den Schnecken in den Koffer kriechen – oder meinen Koffer packen und die Zwillinge besuchen. Konrad würde es bestimmt nicht auffallen.
    Aber das wäre ein sehr kurzer Besuch. Immerhin habe ich jetzt einen Job und muss Montag wieder im Seniorenstift antreten. Und das

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