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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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gelingt mir nicht.
    Konrad betrügt mich!! Mit jedem Atemzug wird dieser schreckliche Gedanke größer. Konrad betrügt mich!!! Die Vorstellung nimmt mir die Luft. Mit einer jüngeren Frau? Hätte ich Carla doch zu ihrem Schönheitschirurgen an den Bodensee begleiten sollen?
    Ich starre in den Rückspiegel. Eine verhärmte Frau blickt mir entgegen: fahles, dünnes Haar, hängende Mundwinkel und gerötete Augen. Nicht eine einzige Bewohnerin im Seniorenstift sieht so alt aus.
    Mein linkes Lid beginnt zu zucken. An meinen Schläfen fühle ich ein heftiges Pochen. Meine Handflächen schwitzen. Erschöpft befeuchte ich ein Taschentuch mit dem Eau de Cologne und presse es an meine Stirn. Nur kurz lindert es den scharfen, stechenden Schmerz. Verzweifelt überlege ich, einfach gegen den nächsten Baum zu fahren, als mein Handy klingelt. Mit letzter Kraft hole ich es aus meiner Handtasche.
    «Evelyn!», höre ich Ullas fröhliche Stimme, als ich rangehe. «Ich hab ein ganz schlechtes Gewissen seit unserem letzten Treffen und wollte mich für das unmoralische Angebot entschuldigen.»
    Erschöpft antworte ich: «Schon gut, Ulla … Ich … ich bin dir nicht böse.»
    «Du klingst ja grauenvoll! Was ist los? Wo bist du?», fragt sie besorgt.
    Stockend und mit zittriger Stimme beginne ich zu erzählen, was ich von Gideon erfahren habe, und je länger ich rede, umso schneller fließen meine Tränen. «Mein Mann betrügt mich», wiederhole ich immer wieder.
    «Jetzt beruhige dich erst mal, hol tief Luft und putz dir die Nase», redet Ulla ruhig auf mich ein. «Am besten kommst du hierher, und wir überlegen gemeinsam, was zu tun ist.»
     
    Zusammengesunken sitze ich wenig später in einem von Ullas Korbstühlen und drücke mir ein Kissen vor den Bauch. Vielleicht kann ich damit die Wirkung ihres
Trösterchens,
das ich auf Ex getrunken habe, beschleunigen.
    Ulla gießt auch für sich Wodka ein und kippt ihn mit einem Schluck weg. «Wir sollten überlegen, ob es möglicherweise nicht doch eine andere Erklärung gibt.»
    Hoffnungsvoll sehe ich sie an.
    «Na ja», überlegt sie. «Vielleicht hast du dich verhört. Während eures Telefonats war doch ziemlicher Baulärm im Hintergrund, oder nicht?»
    «Verhört?», schluchze ich und schüttele verneinend den Kopf. «Konrad hat auf mein Nachfragen noch bestätigt, dass der Schlüssel unserem Hausarzt gehört.»
    Sie reicht mir eine Schachtel Kosmetiktücher. «Dann fallen mir nur zwei Möglichkeiten ein: entweder du stellst ihn zur Rede, oder du nimmst dir einen Detektiv.»
    Ich reagiere bestürzt. «Konrad beschatten lassen?»
    Ulla nickt. Sie findet an dieser Vorstellung überhaupt nichts schockierend, sondern zieht sie ernsthaft in Betracht. «Würde ich dir empfehlen.»
    «Auf keinen Fall!», wehre ich entrüstet ab.
    Ulla bleibt hartnäckig. «Aber das ist der sicherste Weg, um die Wahrheit zu erfahren, Evelyn. Du wirst doch wohl nicht mit dieser Ungewissheit leben wollen. Dann darfst du Konrad allerdings vorher nicht zur Rede stellen, dadurch wäre er gewarnt.»
    Allein die Vorstellung, dass mir ein Detektiv den abscheulichen Betrug per Farbfoto auf den Tisch knallt, lässt mich erneut in verzweifeltes Schluchzen ausbrechen. Ich bin nicht sicher, ob ich die Wahrheit ertragen könnte.

[zur Inhaltsübersicht]
12
    Müde und nervlich am Ende mache ich mich, trotz Ullas Einwände wegen des Wodkas, irgendwann auf den Heimweg. Das bisschen Alkohol habe ich mir längst aus den Augen geheult, jedenfalls fühle ich mich vollkommen nüchtern, und selbst wenn mir etwas passieren würde, wäre das auch egal.
    Eine halbe Ewigkeit fahre ich ziellos mit dem Auto durch die Stadt. Ich schaffe es einfach nicht nach Hause. Konrad jetzt in die Augen zu sehen, wäre unerträglich. Damit er mich auch nicht anrufen kann, schalte ich mein Handy aus. Ich fahre so lange durch die Gegend, bis irgendwann der Sprit fast alle ist und die «Zapfsäule» am Armaturenbrett blinkt.
    An der Kasse der Tankstelle fällt mein Blick auf das Zigarettenregal. Die französische Marke Gitanes erinnert mich unweigerlich an einen wichtigen Kunden von Konrad. Als der bei uns zu Gast war, strapazierte seine Qualmerei Konrads Geduld bis an die Schmerzgrenze.
    Kurzentschlossen erstehe ich eine ganze Stange. Die werde ich natürlich nicht selber rauchen, sondern eine nach der anderen verglimmen lassen, um dem Stararchitekten die Bude zu verräuchern. Weil mein Haushaltsgeld für die Lederhose draufgegangen ist, benutze ich

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