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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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du hast eine Idee.»
    «Nun, ich kenne mich zwar mit allen möglichen Kochrezepten aus, auch könnte ich Rezepte mit aphrodisischen Zutaten kreieren, aber ich habe weder von der Callgirl- noch von der Verlagsbranche Ahnung, Ulla.»
    «Ja, schon, aber du hast mir doch erzählt, dass dieser Dr. Sowieso auf deiner Dinnerparty meinte, du solltest unbedingt mal ein Kochbuch schreiben», antwortet sie lauernd. «Deshalb dachte ich … Na ja, wir könnten die Rezepte doch zusammen schreiben, und du gibst dich dann als ein Callgirl aus, das ich aus der Begleitagentur kenne und –»
    «Wie bitte?», fahre ich sie erschrocken an. «Das ist ja wohl ein ganz übler Scherz, oder?»
    «Warum denn nicht?» Ulla nimmt meine Entrüstung nicht ernst. Anscheinend hat sie die Idee auch schon komplett durchdacht. «Wegen deines Aussehens musst du dir keine Gedanken machen. Wir verpassen dir einen ganz anderen Look. Du bekommst eine neue Frisur, ein perfektes Make-up und ein messerscharfes Styling. Wir machen aus dir eine atemberaubende Schönheit, die locker als Callgirl durchgeht. Auch wenn du es vielleicht nicht glaubst: Du hast das gewisse Etwas. Und ich hab dir ja schon gesagt, dass in dir eine ganz andere Frau steckt, als man auf den ersten Blick vermutet!»
    Mir fehlen die Worte. Ich brauche einige Sekunden, bis ich darauf antworten kann. «Tut mir leid, Ulla, aber ich bin eine verheiratete Frau, und Konrad würde garantiert die Scheidung einreichen, wenn er … Mon dieu, das mag ich mir gar nicht vorstellen!»
    Ulla winkt ab. «Ach was, dein goldiger Konrad ist doch sicher kein Talkshow-Fan und für Kochbücher interessiert er sich auch nicht. Wie soll er da überhaupt etwas mitbekommen? Ein neues Styling würde dich so radikal verändern, dass sogar deine engsten Freunde an dir vorbeilaufen würden. Und zu Hause musst du ja nicht als Callgirl rumlaufen, da kannst du wie eh und je die graue Maus bleiben.»
    Kopfschüttelnd lehne ich ab. «Entschuldige bitte, Ulla, aber ich glaube nicht, dass mich eine äußerliche Veränderung gleich zu einem glaubwürdigen Callgirl machen würde. Außerdem habe ich ja bereits einen Job. Und was passiert, wenn der Betrug auffliegt? Damit wäre deinem Onkel Bertram sicher nicht gedient.»
    Sie lächelt verschlagen. «Ach was, über ungelegte Eier mach dir mal keine Gedanken, Evelyn. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ein netter kleiner Skandal den Verkauf erst so richtig ankurbelt. Auf so was springen die Medien doch nur zu gerne an.»
    «Na, dein Onkel und du, ihr seid ja ein nettes Team», stelle ich empört fest. «Haben Blödsinn-Ideen bei euch auch Familientradition?»

[zur Inhaltsübersicht]
11
    Auf der Heimfahrt muss ich trotz des wenig amüsanten Endes unserer Unterhaltung über Ullas verrückte Ideen grinsen. Wie ich diese jungen Frauen von heute beneide! Setzen sich einfach über alle Konventionen hinweg. Für ihre Generation scheint absolut nichts unmöglich zu sein. Sie sind rund um die Uhr erreichbar, in ihrer Welt gibt es keine Grenzen, kaum Regeln und wahrscheinlich überhaupt keine Traditionen. Nicht mal Ladenöffnungszeiten. Alles, was sie brauchen, bestellen sie sich einfach online. Und was es im Netz nicht gibt, wird eben kreiert oder geklont. Ullas Onkel ist anscheinend nicht weniger übermütig – obwohl er doch eher in meinem Alter sein muss …
    Letztlich beneide ich Ulla aber um ihre Aufgeschlossenheit und ihren Einfallsreichtum. Vielleicht sollte ich doch auch mal irgendeinen Blödsinn veranstalten, schwirrt es mir durch den Kopf.
    Ob meine Schneckensammlung schon zu der Kategorie gehört? Es ist ja tatsächlich echte Geldverschwendung, etwas zu sammeln, das ich nicht aufstellen kann, weil Konrad sie dämlich findet. In den ersten Jahren unserer Ehe hat er mich immer «Schneckchen» genannt, und irgendwann habe ich beschlossen, die Tierchen zu sammeln. Aber um einen Zwist zu vermeiden, habe ich sie nie aufgestellt und verwahre sie in einem Koffer.
    Doch Klamotten, die anschließend ungenutzt im Schrank hängen würden, habe ich noch nie erstanden. Jedenfalls nicht, seit ich verheiratet bin.
    Übermütig beschließe ich, einen Abstecher in die Innenstadt zu machen und einen Versuch zu wagen.
     
    Beim Bummel durch die Fußgängerzone, vor einem Lederbekleidungsgeschäft, erinnere ich mich an eine schwarze Lederhose, die Carla mal bei einer Dinner-Einladung trug und die Konrad als
ordinär
aburteilte. Als Carla ihn lachend darauf aufmerksam machte, die Hose sei

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