Chili und Schokolade
gelungener Abend verlangt also nicht nur nach sorgfältiger Auswahl von Dessous.
Das brachte mich auf die Idee, Gerichte mit frischen, aphrodisischen Zutaten zu kreieren, die schnell und einfach nachzukochen sind. Schließlich will man nicht ewig am Herd stehen, sondern Zeit füreinander haben.
Im Laufe der Jahre wurde aus meinen Rezeptnotizen eine stattliche Sammlung, die Sie nun in diesem Buch nachlesen können.
Die Liste der aphrodisisch wirkenden Lebensmittel reicht von A wie Austern bis Z wie Zwiebel. Wobei ich letztere, wie den Knoblauch, nur in kleinen Dosen empfehle.
Ein wichtiges Merkmal erotischer Rezepte ist die Frische der Zutaten, die sorgfältige Zubereitung und natürlich die ansprechende Präsentation. Auch Blumen gehören dazu. Ich liebe Mohnblumen. Der Sage nach wuchsen sie aus den Tränen der Aphrodite, die sie um Adonis weinte.
Bekanntlich isst ja das Auge mit, und das wiederum stimuliert das Gehirn, das wichtigste Sexualorgan des Menschen. Warum zwängen wir Frauen uns sonst in knappe Mieder und extrem hohe Schuhe? Angeblich können Männer besser sehen als denken.
Für intime Situationen trifft das auf alle Fälle zu. Nutzen Sie diese «Schwäche» zu Ihrem Vorteil aus – machen Sie sich schön, und zaubern Sie ein verführerisches Mahl, das nicht unbedingt
vorher
genossen werden muss …
Zufrieden lese ich kurz nach Mitternacht den Text noch einmal durch. Ja, diese Einleitung gibt unserem Kochbuch das gewisse Etwas.
Ob Bertram mein Entwurf gefallen wird?, überlege ich, während ich die Datei schließe und den Computer herunterfahre. Außerdem bin ich gespannt, was Ulla dazu sagen wird. Ich jedenfalls habe das Gefühl, über mich hinausgewachsen zu sein. Erschöpft, aber glücklich lösche ich in dieser Nacht das Licht.
Am nächsten Morgen wache ich erst nach neun Uhr auf. Ich habe verschlafen!
Solange ich denken kann, ist mir das noch nie passiert. Oder habe ich die Uhr falsch gestellt?
Benommen taste ich nach dem Wecker, der jetzt brummt – um dann festzustellen, dass ich ihn gar nicht gestellt habe. Es ist das dumpfe Summen der Überwachungsanlage, das mich aus dem Schlaf geholt hat.
Hastig stehe ich auf, ziehe meinen Bademantel über den grau-weiß-gestreiften Pyjama und eile zur Tür. Konrad entdecke ich nicht – nur ein leeres Glas und Saftspuren auf dem Küchenblock. Wahrscheinlich ist er bereits im Büro.
Auf dem Überwachungsmonitor erblicke ich Eulalia. Mon dieu!, ich habe ganz vergessen, dass sie heute kommen sollte. Für drei Tage die Woche wird sie jetzt das Regiment übernehmen. Ich kann mich also gänzlich meinen neuen Plänen widmen.
«Evelyn?», begrüßt sie mich mit sorgenvollem Blick. Irgendetwas gefällt ihr anscheinend nicht. «Sind Sie etwa unpässlich? Sie sehen ziemlich blass aus.»
Bei der Frage fühle ich mich auf amüsante Weise an Alma erinnert. Die dachte ja auch, ich sei krank – dabei ist es nur Eve Lacombe, die langsam Besitz von mir ergreift.
«Nein, mir geht’s gut», erkläre ich. «Ich habe nur verschlafen. Aber kommen Sie doch herein.»
Nachdem Eulalia Jacke und Schal an der Garderobe verstaut hat, marschiert sie Richtung Küche. Auf halbem Weg bleibt sie jedoch abrupt stehen.
«Jetzt weiß ich, was los ist. Sie haben eine neue Frisur!»
«Stimmt», grinse ich.
Sie mustert mich kurz. «Das wurde aber auch Zeit!», nuschelt sie zufrieden, als habe sie mich seit Langem dazu gedrängt. Nach dieser Feststellung schickt sie mich ins Bad und geht Kaffee machen.
Ja, so beginnt ein Tag im Leben der Eve Lacombe!, denke ich vergnügt auf dem Weg zu meinem morgendlichen Schönheitsprogramm.
Nach einer belebenden heißen Dusche erscheine ich in meiner neuen, knapp sitzenden Jeans, einem fliederfarbenen Kaschmirpulli und zartem Make-up (das ich inzwischen perfekt beherrsche) am Küchentresen. Nur auf hohe Absätze verzichte ich zu Hause noch.
«Kann ich noch etwas helfen?», frage ich Eulalia, die sich gerade an der Spülmaschine zu schaffen macht.
Sie dreht sich um und wirkt sichtlich überrascht, als sie mich erblickt. «Meine Güte, Evelyn, Sie haben sich ja komplett verändert!», stellt sie staunend fest. «Eine völlig neue Frau.»
Bei starkem Kaffee besprechen wir den heutigen Arbeitsplan.
«Im Kinderzimmer brauchen Sie übrigens nicht sauber zu machen. Der Raum fungiert im Moment als mein Büro. Ich habe nämlich ein neues Laptop und bin gerade dabei, alle meine Rezepte vernünftig aufzuschreiben», erkläre ich und
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