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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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So langsam werde ich zu einer echten Profischwindlerin.
    Eulalia eilt zurück zu den Fenstern, und ich begebe mich mit den Kräutern wieder in mein Büro. Ungeduldig zerreiße ich das Zellophan, suche nach einer Karte oder sonst irgendeiner Nachricht. Zwischen Basilikum, Rosmarin, Thymian und Petersilie finde ich an einem Töpfchen mit roten Chilischoten ein kleines Kuvert. Darin steckt ein schlichtes weißes Kärtchen mit der Adresse des Verlags.
Auf gute Zusammenarbeit! Bertram Bronner,
steht in schön geschwungener Schrift darauf.
    Wie originell!, freue ich mich, grüble dann aber über die Bedeutung der Sendung nach. Konrad hat mich zwar nie mit Blumen überschüttet, dennoch wüsste ich bei einem Strauß, woran ich wäre. Aber Kräuter? Auch sie haben ja eine Bedeutung. Dass Chili zu den Aphrodisiaka gehört, weiß jeder. Die anderen Gewürzpflanzen werde ich bei Hildegard von Bingen nachschlagen. Ihr Werk steht ebenfalls in meinem Bücherregal.
    Wenig später weiß ich, dass allen Kräutern in dem hübschen Korb aphrodisierende Wirkung nachgesagt werden. Ob Bertram das auch weiß? Will er mir damit eine versteckte Botschaft senden?
    Mon dieu!, so etwas war mir bisher völlig fremd. Wie soll ich jetzt darauf reagieren? Muss ich antworten? Aber was soll ich sagen?
    Das Klingeln meines Handys stört meine Überlegungen. Es ist Ulla.
    «Hey, Eve», grüßt sie mich atemlos. «Könnte sein, dass Onkel Bertram dir irgendwas schickt. Er wollte unbedingt deine Adresse haben, und ich hab sie ihm gegeben, weil ich ja schlecht behaupten konnte, sie nicht zu kennen …»
    «Schon passiert», unterbreche ich ihre Erklärung.
    «Echt? Hat er rote Rosen geschickt?»
    «Küchenkräuter!»
    Ulla lacht herzhaft. «Och, das ist ja total süß!!!»
    «Na, ich weiß nicht», wende ich ein. «Muss ich denn darauf reagieren?»
    «Evelyn Meyer», erwidert sie streng. «Hör endlich auf, dir immer wieder Gedanken über nichts zu machen. Ruf ihn an, wenn dir danach ist und bedanke dich, oder lass es sein.»
    «Ja, aber …»
    «Oberprima! Du, ich muss Schluss machen, wir sehen uns bald, ja?», verabschiedet sie sich eilig.
    Da mich Bertrams nette Geste noch länger beschäftigt, grüble ich den restlichen Vormittag darüber nach, wie ich mich verhalten soll. Nachdem Eulalia ihr Pensum erledigt hat und gegangen ist, entschließe ich mich, ihn einfach anzurufen. Für Eve wäre das sicher kein Problem.
    «Herzlich Dank für den grünen Gruß, Bertram», erkläre ich, als er abnimmt. «Ich muss schon sagen, ein ungewöhnliches Präsent.»
    «Nun … Blumen bekommst du wahrscheinlich häufiger, da muss sich ein Mann doch etwas einfallen lassen, um aus der Masse hervorzustechen», erklärt er. «Du hast sicher Verwendung dafür, wenn du deine Rezepte ausprobierst.»
    «Ja, die Kräuter passen tatsächlich alle zum Thema», versuche ich ihn aus der Reserve zu locken.
    «Gern geschehen, Eve. Übrigens wollte ich auch noch wegen einer anderen Geschichte mit dir sprechen.»
    «Ja?», frage ich unsicher.
    «Es geht um die Fotos. Ich würde gerne die Termine mit euch besprechen. Die wirklich guten Fotografen und Foodstylisten müssen nämlich lange im Voraus gebucht werden. Deshalb würde ich dich bitten, mir möglichst bald mitzuteilen, wann ihr den Text abliefern könnt.»
    Da habe ich mir mal wieder völlig unnötig Gedanken gemacht, denke ich erleichtert und versuche möglichst sachlich zu klingen. «Da müsste ich mich noch mal mit Ulla abstimmen.»
    «Klar, aber die Einzelheiten würde ich lieber persönlich mit euch durchgehen. Wie wäre es übermorgen in meinem Büro?»
    Mir entfährt ein kleiner Seufzer. Warum nicht gleich heute noch?, denke ich. Aber ich reiße mich zusammen und bestätige den Termin bemüht professionell.
     
    Zwei Tage nach diesem Telefonat sind wir mit Bertram in seinem Büro verabredet. Ulla und ich wollen ihm den Aufbau, Einführungstext und jede Menge Rezepte präsentieren.
    Aus diesem Anlass stehe ich besonders lange vor meinem Kleiderschrank. Sexy, aber nicht aufgetakelt und vor allem nicht provokant soll ich aussehen, hat Ulla mir eingeimpft. Meine Wahl fällt schließlich auf einen schwarzen Lederrock und ein hochgeschlossenes Blusenjackett aus brombeerfarbenem Seidensamt. Der weich fallende, schimmernde Samt nimmt dem Leder die Strenge, und die Farbe ist ein reizvoller Kontrast zu meiner Haut. Denn wie ich inzwischen von Ulla weiß, bringen kühle Pink-Blau-Töne meinen Typ am besten zum Vorschein. Darunter

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