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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Besuche nicht ausstehen kann, komme ich sicher ungelegen. Sogar als Familie mussten wir uns immer anmelden.
    Beherzt drücke ich die Klingel. Kurz darauf öffnet Arwed mir die Tür in einem schwarzen Anzug und einer schwarz-grau gemusterten Krawatte.
    «Evelyn, du?» Unentschlossen bleibt er im Türrahmen stehen.
    «Guten Tag, Arwed. Bitte entschuldige, dass ich einfach so reinplatze …»
    «Äh … komm doch erst mal herein. Scheußlicher Nebel.» Er tritt zur Seite, schließt die Tür und hilft mir etwas umständlich aus dem Mantel. «Was ist denn geschehen? Ich meine, du bist noch nie allein –»
    «Ungewöhnliche Umstände verlangen nach ungewöhnlichen Maßnahmen», höre ich mich plötzlich sagen und ahne, dass Eve Lacombe souffliert hat.
    Erstaunt über meine selbstbewusste Antwort zieht Arwed unwillig die Brauen zusammen. «Alma ist im Wohnzimmer.»
    Der großzügige Wohnraum der Meyerschen Villa gleicht einem englischen Club. Schwere dunkelbraune Ledersofas mit dazu passenden Sesseln gruppieren sich um einen Kamin, in dem eigentlich immer ein Feuer lodert. Auf verschieden großen Beistelltischen aus Mahagoni thronen wuchtige Messinglampen mit hellen Seidenschirmen. Die Wände schmücken wertvolle Gemälde, die meine Zwillinge immer respektlos «Meisterwerke in Essig und Öl» nennen.
    «Evelyn?» Meine Schwiegermutter ist nicht weniger erstaunt, als sie mich erblickt. Aber sie kann sich offensichtlich vorstellen, was mein unangemeldetes Erscheinen bedeutet, denn sie weist mir seufzend einen Platz auf dem Sessel zu ihrer Rechten an.
    Arwed kredenzt unterdessen drei Gläser Portwein. Auch er scheint zu ahnen, was auf ihn zukommt.
    «Nun, was können wir für dich tun?» Unsicher rutscht Alma in ihrem eleganten Lederfauteuil hin und her.
    Da ich nicht weiß, ob sie Arwed von ihrem letzten Besuch bei mir berichtet hat und da ich mir auch nicht wirklich überlegt habe, was genau ich eigentlich von ihnen will, rutsche auch ich nun unruhig hin und her.
    «Also, äh … Es ist mir nicht leichtgefallen, hierherzukommen», beginne ich umständlich und versuche durch einen Seitenblick Almas eisige Miene zu ergründen.
    «Wir sind ganz Ohr», sagt Arwed, doch auch seine Miene verrät nichts über den genauen Stand seines Wissens.
    «Um es kurz zu machen: Konrad betrügt mich!», platzt es aus mir heraus.
    Schweigend sehen mich beide an, als wollten sie sagen: Erzähl uns was Neues. Wie auf Kommando greifen beide gleichzeitig nach ihren Gläsern. Also lasse ich auch noch die Nachwuchs-Bombe platzen.
    «Außerdem erwartet seine Geliebte ein Kind von ihm!»
    Doch die «Bombe» ist ein Blindgänger. Meine schockierende Nachricht scheint weder Alma noch Arwed aus der Fassung zu bringen. Ist im Portwein vielleicht Schlafmittel?, frage ich mich, als Arwed mit der Inbrunst eines Sommeliers nachschenkt. Währenddessen schlägt Alma elegant die Beine übereinander und zupft die Bügelfalten ihrer dunkelblauen Hose zurecht. Dann nestelt sie an den silbernen Knöpfen ihrer rosefarbenen Strickjacke herum und ergreift schließlich milde lächelnd das Wort. «Wir haben bereits davon gehört.»
    Fassungslos über so viel Gleichgültigkeit schnappe ich nach Luft. «Ihr habt davon
gehört
?», wiederhole ich gereizt. «Und wie ich sehe, lässt es euch kalt. Aber …? Also,
ich
kann jedenfalls so nicht weiterleben.»
    Arwed übernimmt das Gespräch. «Was soll denn dieser vorwurfsvolle Ton, Evelyn? Natürlich hat Konrad sofort angerufen und uns informiert. Schließlich leiten wir zusammen eine Firma», erklärt er ungerührt.
    Alma beugt sich zu mir vor, schlägt den verschwörerischen Ton von Leidensgenossinnen an und flüstert: «Aber Evelyn, ich habe dir doch gesagt, dass du dir keine Gedanken machen musst. Du bist Konrads Ehefrau, und daran wird sich auch nichts ändern. Du kannst also ganz beruhigt sein. Früher oder später wird unser Sohn zur Vernunft kommen.»
    Mir fehlen die Worte. Rede ich hier mit wildfremden Menschen? Es geht doch nicht um einen entlaufenen Kater, der nach seinen Streunereien auch mal ausschlafen muss.
    Arwed deutet auf mein noch volles Portweinglas. «Möchtest du vielleicht etwas Stärkeres? Die Bar ist gut bestückt.»
    «Ich bin nicht wegen der Getränke hier», entgegne ich vorwurfsvoll, «sondern weil ich mir Unterstützung erhofft habe.»
    «Wofür?», verlangt Arwed zu wissen, als wolle ich einen Risikokredit aushandeln.
    «Na, bei der Scheidung! Der Ehevertrag ist ja wohl hinfällig. Ich war

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